Darth Bane 01 - Schöpfer der Dunkelheit
wagte Kopecz auch nur nahe zu kommen.
»Was ist denn, mein alter Freund?«, fragte Kaan. Seine Stimme war so liebenswert wie eh und je, aber er hatte die Augen weit aufgerissen, und in ihnen stand der wilde Blick eines gejagten Tiers.
»Habt Ihr gesehen, welche Armee da draußen lagert?«, fauchte Kopecz und wies mit dem Daumen über die Schulter, während er langsam weiter auf Kaan zukam. »Wenn das alles ist, was wir Lord Hoth entgegensetzen können, sollten wir gleich unsere schwarzen Gewänder verbrennen und anfangen, den Jedi-Kodex auswendig zu lernen.«
»Verstärkung ist auf dem Weg«, versicherte Lord Kaan ihm. »Zwei weitere Divisionen von Fußsoldaten und eine Gruppe von Scharfschützen, dazu ein halber Zug Repulsorfahrzeuge mit schweren Geschützen. Viele werden vom Ruhm unserer Sache angezogen. Jeden Tag mehr. Die Bruderschaft der Dunkelheit kann nicht versagen.«
Kopecz ließ sich von seinen Versprechen nicht trösten. Lord Kaan war immer die Stütze der Bruderschaft der Dunkelheit gewesen, ein Mann, der die Dunklen Lords vereint hatte, allein mit der Kraft seiner Persönlichkeit und seiner Vision. Nun jedoch wirkte er gehetzt. Die Anstrengung des ununterbrochenen Kampfes gegen die Jedi hatte seine Nerven zermürbt.
Kopecz schüttelte angewidert den Kopf. »Ich bin keiner von Euren kriecherischen Beratern«, sagte er mit erhobener Stimme. »Ich werde mich vor Euch nicht ducken, Lord Kaan. lch werde Euch nicht preisen, wenn ich mit eigenen Augen sehen kann, dass Ihr ein Narr seid, der uns in die Vernichtung führt!«
»Leiser!«, fauchte Kaan. »Ihr schadet der Moral unserer Truppe!«
»Es ist keine Moral mehr übrig geblieben, der ich schaden könnte«, erwiderte Kopecz. sprach aber tatsächlich leiser. »Wir können Jedi nicht mit gewöhnlichen Soldaten besiegen. Es gibt zu viele von ihnen, und wir sind nicht genug.«
»Mit wir meint Ihr jene, die würdig sind, sich den Reihen der Dunklen Lords anzuschließen«, erwiderte Kaan. Er seufzte und starrte die Hololandkarte an, die vor ihm auf dem Tisch lag.
»Ihr wisst, was Ihr zu tun habt«, sagte Kopecz. Etwas von seinem Zorn war verschwunden. Er hatte sich entschieden, Kaan zu folgen; er würde ihn jetzt nicht im Stich lassen. Aber er würde auch nicht untätig dasitzen und auf die sichere Niederlage warten. »Wir stehen einer Armee aus Jedi-Rittern und Meistern gegenüber. Wir können ohne die Meister aus der Akademie nicht gegen sie bestehen. Und ohne die Schüler. Alle Schüler.«
»Sie sind noch nicht genügend ausgebildet«, widersprach Kaan.
»Sie sind die Stärksten unseres Ordens«, erinnerte Kopecz ihn. »Wir wissen beide, dass selbst die geringsten Schüler auf Korriban stärker sind als die Hälfte der so genannten Dunklen Lords hier auf Ruusan.«
»Qordis' Arbeit ist noch nicht abgeschlossen. Die Schüler haben noch viel zu lernen«, wiederholte Kaan, wenn auch ohne großen Nachdruck. »So viel ungenutztes Potenzial. Die Akademie steht für die Zukunft der Sith.«
»Wenn wir die Jedi nicht hier auf Ruusan besiegen können, haben wir keine Zukunft«, stellte Kopecz fest.
Lord Kaan hob beide Hände an den Kopf und umklammerte ihn, als ob gewaltige Schmerzen drohten, ihn zu zerbrechen. Er begann, im Griff eines schrecklichen Krampfes zu zittern. Kopecz machte unwillkürlich einen Schritt zurück.
Kaan brauchte allerdings nur ein paar Sekunden, um sich wieder zu fassen und die Hände zu senken. Der gehetzte Blick war verschwunden, und nun stand in seinen Augen wieder dieser Ausdruck ruhiger Selbstsicherheit, der so viele zur Bruderschaft gezogen hatte.
»Ihr habt Recht, alter Freund«, sagte er. Die Worte kamen glatt und unbeschwert heraus; er sprach, als hätte man ein gewaltiges Gewicht von seinen Schultern genommen. Er strahlte Selbstvertrauen und Kraft aus. Er schien zu strahlen, eine violette Aura umgab ihn, als wäre er eine reine Verkörperung der Dunklen Seite. Und plötzlich fühlte sich Kopecz unerklärlich getröstet.
»Ich werde mich an Qordis wenden«, fuhr Kaan fort. Die Macht ging in deutlichen Wellen von ihm aus. »Ihr habt Recht. Es ist Zeit, dass sich die Akademie auf Korriban den Reihen der Sith anschließt.«
19
Bane hatte in seinem ganzen Leben nicht solchen Hunger gehabt. Es zog seinen Magen zu Knoten zusammen, sodass er sich vornüberbeugen musste, als er langsam durch das Ödland von Korriban auf Dreshdae zumarschierte. Dreizehn Tage lang hatte er das Tal der Dunklen Lords durchsucht und sich nur von der
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