Darth Bane 02 - Die Regel der Zwei
gewöhnen, blieben nur ein paar Meter entfernt und starrten sie an. Hin und wieder stieß einer ein quietschendes Kläffen in ihre Richtung aus oder gab ein lang gezogenes, kehliges, bebendes Zirpen von sich. In der dritten Woche kam ein besonders neugieriges Junges, das Zannah nicht einmal bis zum Knie reichte, nahe genug, dass sie die Hand ausstrecken und es berühren konnte.
Danach hatte sie angefangen, Lebensmittel mitzubringen und immer ein kleines Bröckchen in der offenen Hand an ihrer Seite zu halten. Der mutige kleine Neek kam jedes Mal zögernd zu ihr, hin und her gerissen zwischen seiner Angst und dem verlockenden Geruch der Nüsse, der aus der Hand des jungen Mädchens aufstieg. Zannah sprach leise mit ihm, und schließlich fand er genug Mut, um zu ihr zu huschen und die Nüsse zu holen, um sofort danach vor Aufregung piepend wieder in die Sicherheit der Höhle zurückzurennen.
Danach setzte Zannah sich weiter und weiter von der Höhle entfernt hin, wenn sie meditierte. Jeden Tag kam der Neek, suchte nach ihr und bewegte sich immer weiter über die vertrauten Grenzen seines Territoriums hinaus, um sie zu finden.
Nach und nach lockte sie ihn näher und näher zum hager, bis der Neek eines Tages, als sie aufstand, um zu gehen, ihr folgte.
Sie achtete darauf, leise, langsame Schritte zu machen, um ihn nicht zu erschrecken. Mit knappen Bewegungen, damit sie das Gleichgewicht nicht verlor, verlagerte sie vorsichtig ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen, als sie das kleine Geschöpf den ganzen Weg zurück zu ihrem Meister führte.
Es war beinahe Abend, als sie eintraf, denn ihre langsamen Schritte hatten den relativ kurzen Weg vom See zurück zum Lager auf vier Stunden ausgedehnt. Dieses Lager bestand aus mehreren Zelten; zusätzlich zu denen, in denen sie und Bane schliefen, gab es eins für Lebensmittel, eins für Kleidung und Ausrüstung und noch andere für Waffen und den Treibstoff für ihr Schiff und das Landfahrzeug. Die Zelte standen in einem Drei-viertel-Kreis, alle mit dem Eingang zum Lagerfeuer.
Bane saß am Feuer und wartete auf sie. Er rührte in einem Topf mit langweilig riechendem Eintopf. In der Hitze des Sommerabends hatte er sein Hemd ausgezogen. Im flackernden Leuchten der Flammen konnte seine Schülerin sehen, dass sich die Orbalisken noch weiter ausgebreitet hatten. Der auf seinem Rücken hatte seinen Weg über den Bizeps zum Ellbogen seines muskulösen Arms gefunden, und der Organismus auf seiner Brust streckte sich nun halb über seine Bauchmuskeln und zum Teil seinen Hals hinauf. Mehrere schmale, dunkle Bänder von weicher aussehender Haut zogen sich auf jeder Schale von oben nach unten, und dem Mädchen wurde klar, dass die Geschöpfe nicht nur wuchsen, sondern auch kurz davor standen, sich zu teilen und zu vervielfältigen.
Zannah unterdrückte ein Schaudern und rief leise: »Ich habe meine erste Lektion vollendet, Meister.«
Bane warf einen Blick auf den kleinen Neek, der hinter ihr ins Lager kam - sichtbarer Beweis, dass seine Schülerin die ihr gestellte Aufgabe erledigt hatte. Zannah folgte seinem Blick und wandte sich dem kleinen Tier zu. Es blickte auf zu ihr und zirpte erwartungsvoll. Sie bückte sich, um ihn zu streicheln, und Bane dehnte sich in der Macht aus - und brach dem kleinen Tier das Genick.
»Das hast du gut gemacht«, murmelte er, als Zannah entsetzt den kleinen Körper anstarrte, der zu ihren Füßen zuckte. »Jetzt wirf es in den Eintopf.«
Zannah brauchte einen Moment, um sich zu fassen und ihren Kummer um den kleinen Neek zu unterdrücken. Als Bane ihr diese Aufgabe erteilt hatte, musste er gewusst haben, dass sie das Tierchen lieb gewinnen würde. Wenn sie weiser gewesen wäre, hätte sie das vorhersehen und das Geschöpf einfach als Werkzeug betrachtet - etwas, das man benutzte und dann beiseitewarf -, statt eine emotionale Bindung zuzulassen. Der Schmerz, den sie angesichts seines Tods empfand, stellte eine Warnung dar - eine Erinnerung, dass sie nur ihrem Meister treu sein konnte.
Sie hob den Kadaver auf und trug ihn zu dem Topf mit dem brodelnden Eintopf. Sie warf ihn hinein, dann sah sie Bane in die Augen.
»Ich sehe, Ihr habt beschlossen, mir heute zwei Lektionen zu erteilen, Meister.«
Seine einzige Antwort bestand in einem grimmigen Lächeln.
»Rainah«, hörte sie eine Stimme über den Lärm des Markts hinweg, die sie bei dem falschen Namen rief, den sie bei all ihren Missionen benutzte. Einen Augenblick später konnte sie Kelad'den
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