Darth Bane 03 - Dynastie des Bösen
jemanden zu stoßen, der ihn vor seiner Verwandlung durch die Dunkle Seite gekannt hatte. Nachdem er sich den Sith angeschlossen hatte, hatte er nicht zugelassen, sich zu fragen, was wohl aus den Leuten aus seiner Vergangenheit geworden war. Er musste lernen, allein zu überleben, sich auf niemanden als sich selbst zu verlassen. Bindungen zu Familie und Freunden waren eine Schwäche, eine Kette, die einen fesselte und vom Weg abbrachte.
Jetzt stand jemand aus dem Leben, das er so angestrengt hatte vergessen wollen, zwischen ihm und seiner Vergeltung. Sie war ein Hindernis auf seinem Weg, eines, das sich mühelos aus der Galaxis schaffen ließ. Er wusste, dass er sie so einfach vernichten konnte, wie er sich die Wachen außerhalb seiner Zelle vom Hals geschafft hatte.
Stattdessen fragte er: »Warum hast du mir geholfen?«
»Wir haben zusammen bei den Zwielichtkriegern gedient«, antwortete sie, als würde das alles erklären.
»Ich weiß, wer du bist«, sagte er ihr.
Sie zögerte, als würde sie erwarten, dass er noch mehr sagte. Als er das nicht tat, fuhr sie selbst fort.
»Du hast mir auf Phaseera das Leben gerettet. Du hast uns allen das Leben gerettet. Und nicht bloß da. Du warst bei uns, bei jeder Schlacht, die wir gekämpft haben, und hast auf uns aufgepasst. Uns beschützt.«
»Damals war ich ein Narr.«
»Nein! Du warst ein Held. Du hast mir ein Dutzend Mal das Leben gerettet. Wie könnte ich dir da nicht helfen?«
Zuerst glaubte er, sie wäre eine sentimentale Idiotin, geblendet von irrationaler Großmütigkeit, und faselte närrischen Unsinn. Doch dann wurde ihm klar, was wirklich vorging, und mit einem Mal begann alles, einen Sinn zu ergeben. Sie hatte ihn in der Hoffnung freigelassen, seine Gunst zu erlangen. Sie war hinter irgendetwas her. Das war der Grund, warum sie Calebs Tochter verraten hatte - zu ihrem eigenen, persönlichen Vorteil.
»Was willst du?«, wollte er wissen, indes die Alarmsirenen ihn fortwährend daran erinnerten, dass die Zeit knapp wurde.
»Ich möchte, bitte. Ich flehe dich an. Lass Serra leben.«
Ihre Bitte machte keinen Sinn. Lucias Taten waren der einzige Grund dafür, warum Serras Leben überhaupt in Gefahr war.
»Warum? Was hat ihr Leben für mich für einen Nutzen?«
Die Frau antwortete nicht sofort. Sie suchte nach etwas, das sie darauf erwidern, nach etwas, das sie ihm quasi im Tausch gegen Serra anbieten konnte, doch letzten Endes hatte sie nichts.
»Schau in dein Herz, Des. Erinnere dich an den Mann, der du einst warst. Ich weiß, dass du dich der Dunklen Seite zugewandt hast, um zu überleben. Ein Sith zu werden, war der einzige Weg, wie du am Leben bleiben konntest. Bitte, Des! Ich weiß, dass ein Teil dessen, was du einst warst, noch immer in dir ist.«
»Mein Name ist nicht Des«, sagte er. Seine Stimme wurde lauter, als er sich zu seiner vollen Größe aufrichtete, sodass er über Lucia aufragte. »Ich bin Darth Bane, Dunkler Lord der Sith. Ich empfinde weder Mitleid noch Dankbarkeit noch Reue. Und Calebs Tochter muss für das bezahlen, was sie mir angetan hat.«
»Ich werde nicht zulassen, dass du ihr etwas antust«, verkündete sie, machte sich so breit wie möglich, um ihm den Weg zu versperren, und warf sich vor ihm in die Brust.
»Du kannst mich nicht aufhalten«, warnte er sie. »Du kannst sie nicht retten, indem du dich selbst opferst. Bist du bereit, dein Leben grundlos wegzuwerfen?«
Lucia rührte sich nicht vom Fleck. »Ich sagte bereits, dass ich dir mein Leben schulde. Wenn du es mir jetzt nehmen willst, ist das dein gutes Recht.«
Banes Gedanken wanderten zu seiner ersten Begegnung mit Caleb auf Ambria zurück. Der Heiler hatte genauso vor ihm gestanden, wie Lucia es nun tat, in höchstem Maße herausfordernd, ungeachtet des Wissens, dass er einem Sith-Lord nichts entgegenzusetzen hatte. Doch Caleb wusste, dass er etwas hatte, was Bane brauchte. Das konnte Lucia nicht für sich beanspruchen. Es gab nichts, was ihn daran hintern konnte, ihr Leben in einem einzigen Augenblick auszulöschen.
Er begann, die Kraft der Dunklen Seite zu beschwören, die sich langsam in ihm aufbaute. Doch bevor er sie entfesseln konnte, wurde er von einer Wand donnernder Energie getroffen, die aus einem Korridor zu seiner Linken hervorschoss. Instinktiv errichtete er einen Abwehrschild, um den Angriff zu absorbieren. Dennoch wurde er gegen die gegenüberliegende Wand geschleudert, während alle Luft aus seiner Lunge wich.
Lucia hatte nicht so viel Glück.
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