Darth Scabrous
Uniformen verschmolzen. Feuer und der Aufprall hatten mehrere der Leichen zu einer einzigen verquirlten Masse von Gesichtern und gebrochenen Gliedmaßen vereint, die dort in ihren Exkrementen lagen, wo sie ums Leben gekommen waren.
Jetzt konnte er das Gas riechen, dessen schwefelartige, nach faulen Eiern stinkende Dämpfe seine Lunge reizten, und er wusste, dass die Zeit knapp wurde. Er schloss von Neuem die Augen, nahm seine Hand jedoch nicht von der Masse aus tropfendem Fleisch
und Knochen fort. Nähe war wichtig, doch körperlicher Kontakt war sogar noch besser. Unter der inneren Geometrie seiner eigenen Gedanken begann er, die Flüche der Besatzung zu hören, als das Navigationssystem des Schiffs versagte, spürte ihr wachsendes Entsetzen, als ihnen klar wurde, dass die Triebwerksgondeln sie tief unter der Erdkruste des Planeten begraben würden. Am Ende hatte die drohende Unvermeidlichkeit des Todes sie in etwas genauso Geistloses und Umherwimmelndes verwandelt wie mustafarianische Lavaflöhe. Ihr Vertrauen in die Dunkle Seite, ihr Schwur an die Sith-Lords mit all seinen Beteuerungen und uralten Riten war ihnen in einem letzten Aufbäumen animalischer Panik entrissen worden.
Und dann Stille.
Immerzu Stille.
Trace atmete aus und erinnerte sich jetzt an andere Begriffe, die ihm zu Ohren gekommen waren, um die Rolle der Republik bei Absturzstellen wie dieser zu beschreiben. Die Offiziere mochten sie vielleicht Ermittler nennen, doch das angeworbene Bodenpersonal hatte andere Namen für sie. Namen wie Leichenzähler und Bluttouristen.
Diese Spitznamen bedeuteten ihm wenig. Das hier war der Auftrag, alles andere war eine Ablenkung, einschließlich weiblicher Offiziere, die ihn persönlich kennenlernen wollten. Er war sich seines Rufs, kalt und sachlich zu sein, wohl bewusst, und auch das kümmerte ihn nicht im Geringsten. Er zog seine Hand zurück, machte sich für seinen Aufstieg zur Oberfläche bereit... und sog zwischen den Zähnen einen hastigen Atemzug ein. Die gleißende Lanze plötzlicher, überwältigender Furcht, die ihn soeben getroffen hatte, hatte nichts mit dem Kriegsschiff oder den sterblichen Überresten seiner Besatzung zu tun.
Irgendetwas anderes ging hier vor, irgendwo in weiter Ferne. Etwas viel Schlimmeres.
Er sah das Gesicht seiner Schwester vor sich. Daran bestand kein Zweifel. Es war Zo, und sie schrie in einem Taumel aus Schmerz und Hilflosigkeit. Obgleich Trace ihren Angreifer nicht deutlich erkennen konnte, verrieten ihm die unkontrollierten Ausbrüche ihrer Gedanken, dass sie keine Abwehr gegen das Ding hatte, das über ihr aufragte, sie aus der Einrichtung des Agrikultur-Korps der Jedi hinausschleifte, um... was?
Er hielt inne, wie erstarrt, sein gegenwärtiger Aufenthaltsort war völlig vergessen, geblendet vom Sturm der zusammenhanglosen Erinnerungen: der Schaft eines Speeres, tropfend von Blut, ein grüner Blitz, ein flüchtiger Hauch von irgendetwas Ranzigem und Ungezähmtem. Seine Nasenlöcher brannten vom Geruch eines
Ortes, der zu lange abgeschottet gewesen war, eines Ortes, der von Tod und Einsamkeit und gequälten letzten Atemzügen beherrscht wurde. Er konnte fühlen, wie ihre Verwirrung und Anspannung durch seinen eigenen Kreislauf pumpten, als würden sie sich dasselbe Herz teilen. Einen Moment lang konnte er die Gegenwart ihres Entführers spüren.
Hör mir gut zu, sagte Trace zu ihm. Ich weiß nicht, wer du bist, doch ich verfüge über eine Reihe sehr besonderer Fähigkeiten. Wenn du meine Schwester jetzt sofort zurückbringst, unverletzt, dann lasse ich dich gehen. Tust du das nicht, schwöre ich dir, dass ich dich aufspüren werde. Ich werde dich finden - und dann wirst du bezahlen.
Natürlich folgte darauf keine Erwiderung.
Unter ihm gab es einen stotternden, quietschenden Ruck, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Krachen, als der Rumpf des abgestürzten Sith-Kriegsschiffs unter seinen Füßen schwankte und einen abrupten Funkenregen erzeugte. Da waren ein plötzliches Zischen und eine Flammenlohe, als eine Gasblase in der Wand explodierte.
Die Detonation erschütterte den Krater bis in seine Tiefen. Trace wirbelte herum und spürte, wie sich gewaltige Platten versengten Felses lösten, die von oben auf ihn zustürzten. Reflexartig schuf er eine feste Luftblase um sich herum, die er nach außen drückte, um sicherzustellen, dass er über genügend atembaren Sauerstoff verfügte - falls er zu wenig davon hatte, würde er hier drinnen ersticken wie ein Käfer
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