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Darwin - Das Abenteuer Des Lebens

Titel: Darwin - Das Abenteuer Des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Neffe
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Vermögen noch beträchtlich mehren. Den Umgang mit Geld hat er vom Vater gelernt.
    Seine dauerhaft angeschlagene Gesundheit zwingt ihn schließlich, sich in die Hände von James Gully zu begeben, der in den Malverns ein exklusives Sanatorium betreibt. Fast vier Monate unterzieht sich Darwin im Frühjahr 1849 der berühmten Kaltwasserkur mit strengem Regiment und noch strengerer Diät. Zusätzlich lässt er die Segnungen der Homöopathie ohne ein Atom von Glauben über sich ergehen. Daheim setzt er die Kur fort, lässt sich eine Kaltwasserdusche einbauen und feiert die Therapie als großartige Entdeckung. Die Jahre zwischen 1850 und 1855 zählen zu den gesündesten seines Lebens nach der Reise - was in seinem Fall nicht heißt, dass er symptomfrei wäre.
In Valparaíso hat ihn seine Krankheit so zermürbt, dass er ernsthaft erwägt, die Reise abzubrechen und nach Erkundung der Anden ostwärts Richtung Heimat zu segeln. Kein Galápagos, keine Umrundung des Globus, kein Weltgefühl. Ich finde, magenkrank zu sein, lässt einen auch heimweh-krank sein, jammert er in einem Brief an Schwester Caroline. Unsere Reise hörte sich in den Anweisungen sehr viel erfreulicher an, als sie tatsächlich ist.
    Zur gleichen Zeit erlebt auch FitzRoy seine schwerste Krise während der fünf Jahre. Die Admiralität hat ihm die Übernahme der Kosten verweigert, die er durch Erwerb und Umbau der Adventure auf sich genommen hat. Bedroht von ernsten finanziellen Schwierigkeiten, fällt der Kapitän in tiefe Depression. Er verfasst sein Rücktrittsgesuch und ernennt Leutnant Wickham zu seinem Nachfolger. Der Kapitän fürchtete, dass sein Verstand durchdrehen werde (im Bewusstsein seiner erblichen Veranlagung). Lieber aufgeben als so enden wie sein Vorgänger.
    Zusammen mit den anderen Offizieren kann Wickham ihn im letzten Moment davon überzeugen, dass durch seinen Rückzug nichts gewonnen wäre. Sprunghaft wie alle Manisch-Depressiven nimmt FitzRoy seine Entscheidung zurück. Das Rücktrittsschreiben kann er gerade noch abfangen, bevor es nach England abgeht. Die Reise kann weitergehen. Darwin rüstet sich nach seiner Genesung aus, um per Pferd die Anden zu überqueren. Nach der verpassten Chance am Río Santa Cruz, als sie kurz vor Erreichen des Gebirges umkehren mussten, will er endlich sehen, wie weit sich dessen beide Seiten unterscheiden - oder gleichen.
     
    Manchmal entscheidet der Kalender darüber, was möglich ist und was nicht. Darwin bricht im südlichen Spätsommer auf. Die Pässe sind weitgehend schneefrei. Im Frühsommer sieht die Sache naturgemäß anders aus. Die Arrieros, Führer zu Pferd, mit denen ich über den Portillo-Pass reiten will, winken ab. Viel zu viel Schnee. Außerdem dürften sie mit ihren Tieren die Grenze nach Argentinien nicht überschreiten. Dort wütet gerade die Maul- und Klauenseuche. Ich müsste mich von ihren argentinischen Kollegen an der Grenze abholen lassen. Außerdem wären Genehmigungen bei der Polizei und bei der Zollbehörde einzuholen. Eingedenk der Erfahrungen mit argentinischen
Zöllnern und ihren Stempeln verzichte ich gern auf den Grenzübertritt.
    Aber ich will wenigstens dem Ort nahe kommen, wo Darwin seinen Heureka-Moment erlebt hat. Ein deutsch-chilenisches Ehepaar hat sich angeboten, mich in seinem geländetauglichen Wagen so weit Richtung Portillo zu fahren wie möglich. Alois Schmidt hat früher die Deutsche Schule in Concepción geleitet, seine Frau Otti die gemeinsame Farm betrieben. Aus Deutschland weggegangen, in Chile heimisch geworden, aber so deutsch geblieben, wie die erste Lebenshälfte sie geprägt hat: pünktlich, ordentlich, effektiv, mit Wurststulle, Weltverstand und Wanderkarte. Die beiden Söhne fühlen sich als Chilenen.
     
    Die Eheleute sind fast Mitte siebzig und so rüstig, wie es die Werbung verspricht. Die viel diskutierte »Überalterung« von Gesellschaften lässt bei allem Alterselend und Pflegenotstand häufig vergessen, welchen Triumph die kulturelle Evolution zu feiern hat. In den letzten hundert Jahren haben die Menschen in den wohlhabenden Ländern ein Drittel Lebenszeit hinzugewonnen. In Deutschland hat sie sich innerhalb von einer Generation um zehn Jahre verlängert - oft übersehener Hauptgrund für die Rentenkrise. Die Kurve zeigt weiter nach oben. Wie ein Züchter schält die kulturelle Selektion dank Medizin, Ernährung und verbesserter Lebensumstände immer klarer heraus, welche Lebensspanne biologisch in uns steckt. Experten schätzen, dass

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