Darwin - Das Abenteuer Des Lebens
eines Parkhauses winkt. Das gleiche Bild weltweit, als hätte es Energie- oder Treibhauskrisen nie gegeben.
Manchmal frage ich mich, wie spätere Generationen auf unsere Zeit zurückblicken werden. Vielleicht wird für sie der Name Tierra del Fuego eine andere Bedeutung haben: Die Menschen zu Beginn des 21. Jahrhunderts lebten noch im Zeitalter des Feuers. Sie verbrannten
Treibstoff in Myriaden kleiner Explosionen, um sich fortzubewegen. Oder Gas und Kohle, um Strom zu erzeugen, der Toaster betrieb oder Leuchtkörper mit Glühfäden. Manche Feuer der Erde waren bis ins Weltall zu sehen.
Santiago hat sich wie ein Kleinod in seinem Zentrum eine Naturoase erhalten. Ein unfehlbarer Quell der Freude war die Ersteigung des kleinen Felsenhügels (St. Lucia), der mitten in der Stadt aufragt. Der Berg mit der steinernen Heiligen neben einer mächtigen rot-weißen Antenne hat sich seit Darwins Besuch in einen verträumten Landschaftspark verwandelt. An klaren Tagen, wenn die Sonne hinter den Hügeln versinkt und rubinrote Glut die Spitzen der Hochhäuser von Downtown »Sanhattan« bestreicht, gibt es keinen schöneren Blick auf die Stadt, wie sie horizontal an den Fuß der Anden stößt, deren schneebedeckte Gipfel von der Abendsonne leuchteten.
Auf Darwins Spuren in die Berge. Chile ist, wie man auf den Karten erkennen kann, ein schmaler Streifen Land zwischen Kordilleren und Pazifik, und dieser Streifen wird selbst wieder von mehreren Gebirgslinien durchzogen, die parallel zu der großen Kette verlaufen. Die wohl schönste liegt westlich von Santiago. Am Morgen brachen wir auf, um den Campana, also den Glockenberg, zu ersteigen. Kurz vor dem letzten steilen Anstieg zum Gipfel soll es eine Plakette geben, die an Darwins Exkursion erinnert.
Wandern in einem Land, wo keiner zu Fuß geht, wenn er nicht muss. Im Besucherbuch am Eingang zum Nationalpark kein Name aus Südamerika. Ein gelangweilter Ranger kassiert Eintrittsgeld. »Ich bin wegen Darwin hier.« - »Oh, da muss ich Sie enttäuschen. Der Weg ist gesperrt. Aber wir haben noch viele andere schöne Wanderwege.« - »Mich interessiert nur der eine.« - »Unpassierbar. Der Berg ist abgerutscht.« - »Ich bin sehr weit gereist für diese Wanderung.« - »Sie sind extra von Europa gekommen, nur um diesen Weg zu gehen?« - »Alle seine Wege, um die ganze Welt.« Er schüttelt den Kopf und zahlt das Wechselgeld aus.
Darwin schildert ein Gespräch, das ein deutscher Sammler in Naturgeschichte mit Namen Renous … und … ein alter spanischer Anwalt über ihn führen. Renous fragte ihn mit Blick auf mich, was er vom König von England halte, der einen Sammler in ihr Land schicke, um Eidechsen und Käfer aufzulesen und Steine zu zerbrechen. Knapper hätte er seine Tätigkeit
nicht beschreiben können. Niemand ist so reich, antwortet der alte Mann, als dass er Leute ausschickte, um solchen Plunder aufzulesen.
Die alte Frage aller Reisenden: Was in aller Welt mache ich eigentlich hier - wie oft mag Darwin sie sich gestellt haben? An der Piedra Andina noch einmal die Warnung: »Peligro no pasar.« Gefährlich, kein Durchgang. Ich nehme einen anderen Weg durch die gleiche Landschaft. Es war ein wahrhaft chilenischer Tag: gleißend hell und die Luft ganz klar. So viel Luft nach so viel Stadt. Die Parfümerie der Natur. Die Kakteen … waren hier sehr zahlreich. Blütenweißer Canelo, heiliger Baum der Mapuche. Chilenische Palmen der Art JUBAEA CHILENSIS - für ihre Familie hässliche Bäume - wachsen zu Darwins Zeiten noch so zahlreich, dass der Versuch, sie zu zählen … aufgegeben wurde, nachdem man bei mehreren hunderttausend angekommen war. Heute werden einzelne Exemplare wie Denkmäler ausgestellt.
Der Ausblick lohnt jede Anstrengung. Man sah Chile … wie auf einer Landkarte. Wo er kann, besteigt Darwin höchste Erhebungen, um sich schon lange vor der Fliegerei die Vogelperspektive zu verschaffen. Die Freude an der Szenerie, die schon an sich schön war, wurde von den zahlreichen Reflexionen … noch gesteigert. Sie kann so schön sein, unsere Erde.
Dann gleich weiter nach Valparaíso, gut hundert Kilometer von Santiago entfernt am Pazifik gelegen, Weltkulturerbe. Die Stadt ist dicht am Fuße einer ungefähr 1600 Fuß hohen und recht steilen Hügelkette erbaut. Kein Wunder, dass Pablo Neruda sich gern hierher zurückgezogen hat. Dieser Ort gehört zu den schönsten der gesamten Reise. Aus den quadratischen Blöcken der lässig lebendigen Unterstadt führen die rumpeligen
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