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Darwin - Das Abenteuer Des Lebens

Titel: Darwin - Das Abenteuer Des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Neffe
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Ganzen das Leben von seinen Anfängen bis zur heutigen Biosphäre.
    Der »alte« Darwinismus, der vor allem durch die Naziverbrechen und eugenische Politik in Misskredit geraten war, ist damit tot. Doch anstatt den Sozialdarwinismus gleich mit zu begraben, darf er weiterschwelen wie der Kreationismus. Ab den Siebzigerjahren des 20. Jahrhunderts bricht er sich wieder Bahn unter dem Dach der Soziobiologie, die das Gen zum Maß aller Dinge macht und die kulturelle Evolution der biologischen unterordnet.

     
    Doch zuvor passiert etwas, das Darwins Unsterblichkeit vom befristeten in einen unbefristeten Vertrag mit der Ewigkeit verwandelt: Am 25. April 1953, keine hundert Jahre nach der Veröffentlichung seines epochalen Werkes, publizieren James Watson und Francis Crick einen Artikel in der Zeitschrift »Nature«, der nicht nur die Wissenschaftsgeschichte, sondern die gesamte Menschheitsgeschichte verändern wird. Sie haben die chemische Struktur des Erbmoleküls Desoxyribonukleinsäure, international kurz DNA, aufgeklärt. Zwei ineinandergeschraubte, wie Positiv und Negativ zueinanderpassende Ketten, in denen mehr oder weniger die komplette Information für den Bau eines Organismus steckt.
    Mendels »Elemente der Vererbung« (vereinfacht gesagt: die Gene) bestehen demnach selber aus Elementen, aus vier kettenförmig aneinandergereihten »Basen«, deren Namen mit den Buchstaben A, C, G und T abgekürzt werden. Jeweils zwei passen durch ihre chemischen Eigenschaften so zusammen, dass sie zwischen den Strängen der DNA Paare bilden, die beide Ketten zusammenhalten. Jedem A steht ein T und jedem C ein G gegenüber und umgekehrt. Durch die »komplementäre« Abfolge der Bausteine auf beiden Ketten ist der Kopiermechanismus zur Weitergabe an Tochterzellen und die nächste Generation gesichert: Wenn sich ATTGC und TAACG trennen, dann kann jede Seite durch »Basenpaarungen« die fehlende Kette wieder ergänzen.
    Die Doppelhelix wird zur Ikone des beginnenden Zeitalters der Biologie, die sich im Zeichen von Computer und Kybernetik mehr und mehr zur Informationswissenschaft entwickelt. »Seit Watson und Crick« hat unter Biologen einen ähnlichen Klang wie »seit der Entdeckung Amerikas«. Die bis dahin rätselhaften Gene werden - zunächst - als Teilstücke der DNA erkannt, die nach einem simplen Code durch die biochemische Maschinerie der Zelle in Eiweißstoffe übertragen werden: Jeweils drei Basen einer Kette - ein »Triplett« - werden in eine Aminosäure übersetzt und die Aminosäuren zu Proteinen verbunden. Alle Lebewesen verwenden, wie Darwin mit der gemeinsamen Abstammung vorhergesagt hat, dasselbe Prinzip.
    Mit einem Schlag lässt sich auch erklären, wie Mutationen entstehen: Gelegentlich kommt es während des Kopiervorgangs zu Fehlern, durch die statt der passenden Base eine andere in die neue Kette eingebaut
wird. Dadurch verändert sich ein Triplett und mitunter auch die Aminosäure im Eiweiß. Im günstigen Fall hilft eine Mutation bei der besseren Anpassung an Umweltbedingungen, etwa wenn ein veränderter Eiweißstoff es dem Organismus erlaubt, kältere Temperaturen oder größere Trockenheit zu überstehen.
    Viele Gene kommen, wie Mendel schon indirekt erkannt hat, in einer Population in mehreren Versionen vor, »Allele« genannt, mögliche Ausprägungen eines Gens durch Mutationen. Da sich im Erbgut die Gene beider Eltern mischen, tragen wir zwei Allele jedes Gens in uns, entweder identische oder unterschiedliche. (Ko-)Dominante Gene werden in einen Eiweißstoff übersetzt, rezessive bleiben stumm. Dadurch kann eine Spezies viele durch Mutationen entstandene Allele anhäufen und in jeder Generation neu mischen. Sie sorgen für Variabilität und helfen einer Art, sich an veränderte Verhältnisse anzupassen.
    Manche Allele sind unmittelbar tödlich, weil der Eiweißstoff seine Funktion nicht mehr erfüllen kann. Andere Mutationen rufen Krankheiten wie die Mukoviszidose hervor. Vier- bis fünftausend dieser Erbkrankheiten sind bekannt. Meist ist es nur der Austausch eines entscheidenden Bausteins (einer Aminosäure im Eiweiß), der fatale biochemische Folgen hat.
    Durch Analyse und Vergleich des Erbguts unterschiedlicher Organismen kann der Weg der Evolution bis an die Anfänge zurückverfolgt werden. Im Großen und Ganzen bilden die genetischen Verwandtschaften Darwins Lebensbaum ab. Evolution lässt sich beobachten, demonstrieren und in gewisser Weise sogar beweisen. Sie ist im Wesentlichen, wenn auch mit

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