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Darwin - Das Abenteuer Des Lebens

Titel: Darwin - Das Abenteuer Des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Neffe
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Ples.
    Als sie noch Mrs Ples heißt und zum 50. Jubiläum ihrer Entdeckung im Transvaal Museum der Öffentlichkeit präsentiert wird, trifft sie zum ersten Mal auf ihren Artgenossen, das Kind von Taung. Dem hat sie in Sachen Weltruhm längst den Rang abgelaufen. Ihre große Konkurrentin unter den Hominidinnen heißt Lucy. Deren Entdecker haben den Beatles-Song »Lucy in the Sky with Diamonds« gehört, als sie die »afrikanische Eva«in Äthiopien fanden. Sie gehört zu der nahe verwandten Art AUSTRALOPITHECUS AFARENSIS. Etwa zwanzig Prozent des Skeletts werden geborgen, darunter der Unterkiefer und Stücke des Schädels.
    Nun sollte der Pokal für die Entdeckung des vollständigsten Vormenschenskeletts von Addis Abeba nach Pretoria gehen. Wenn Thackeray recht behält, liegt es mit komplettem Cranium im Sicherheitsraum für fossile Knochen und Zähne des Transvaal Museums. Wie ein Traumpaar der Paläoanthropologen winken die reife Frau Lucy und der heranwachsende Master Ples über den Kontinent der Menschheitsentstehung hinweg einander symbolisch zu. Die Prinzessin von Pretoria hat 2004 als Mrs. Ples auf der Rangliste der berühmtesten Südafrikaner Platz fünfundneunzig erreicht. Ob sie als Master Ples bei der nächsten Umfrage auf einen höheren Platz klettern wird?
     
    Darwin hält nie einen Hominidenknochen in der Hand. Auf seinem Schreibtisch liegt auch kein Menschenschädel, bei dessen Anblick ihm die große Idee gekommen wäre. Wie es ihm wohl mit Lucy ergangen wäre, mit Master Ples oder PARANTHROPUS, dem flachgesichtigen
Wurzelnager? Immerhin hat er das Tor geöffnet zu dieser Welt der Vorund Urmenschen. Anhand der nahe verwandten Primaten Schimpanse und Gorilla hat er, ein halbes Jahrhundert vor den ersten Knochenfunden, den Herkunftsort der Menschen richtig vorhergesagt - modern »Out-of-Africa-Theorie« genannt. In den Fossilien hätte er eine wunderbare Bestätigung seiner Vorhersage gesehen. Der Baum des Lebens macht bei der Menschheitsentwicklung keine Ausnahme.
    Als Darwin sich ab 1868 an sein zweites großes Werk macht, »Die Abstammung des Menschen«, will er endlich selber die Lücke schließen, die er in der »Entstehung der Arten« bewusst offengelassen hat: Licht wird auch fallen auf den Menschen und seine Geschichte. Bei seinem Erscheinen Anfang 1871 kommt das Buch jedoch ein Jahrzehnt zu spät. Es verkauft sich zwar prächtig, wie auch sein im Jahr darauf publizierter Folgeband mit dem Titel »Der Ausdruck der Gemütsbewegungen bei den Menschen und den Thieren«. Es liest sich süffig und wird in der Presse in Anbetracht des großen Namens überwiegend wohlwollend besprochen. Doch über sein Thema, die Abstammung des Menschen, enthält es nichts, das nicht schon andere zu Papier gebracht hätten.
    Der Band besteht aus zwei Teilen, die Darwin in einem dritten notdürftig zusammenklammert. Im ersten wendet der Autor seine natürliche Auslese auf die eigene Spezies an und macht sich am Ende Gedanken Über die Rassen der Menschen . Im zweiten vertieft er die sexuelle Selektion als Spezialfall der natürlichen, wie er es 1859 bereits begonnen hat. Im dritten schließlich unternimmt er den Versuch, die Auswirkung der geschlechtlichen Zuchtwahl auf die sekundären Sexualcharaktere des Menschen zu erklären - inklusive einer Theorie menschlicher Ästhetik, Betrachtungen zu Männerbart und Frauenmode sowie eine muntere Mischung Völkerkunde.
    Wir lernen zum Beispiel, dass die Glieder unserer Aristokratie, wobei ich unter diesem Ausdruck alle wohlhabenden Familien mit umfasse, in welchen Primogenitur seit Langem geherrscht hat, - weil sie viele Generationen hindurch aus allen Klassen die schöneren Mädchen sich zu ihren Frauen erwählt haben, dem europäischen Maßstabe von Schönheit zufolge schöner geworden sind als die der mittleren Klassen.
    Es ist, als schriebe hier ein veränderter Darwin. Ein Populärschriftsteller, der die gesammelten Früchte anderer in einem bunten Korb
vereint und dabei seine ganz persönlichen Ansichten aus Sicht seines Standes zur Schau stellt. Kein wirklich origineller Gedanke, stattdessen Spekulation und Plauderei, nur um einer Pflicht Genüge zu tun, die andere seit zehn Jahren erfüllen. Seit der »Entstehung der Arten« sind zahlreiche Schriften zum Ursprung des Menschen entstanden. Haeckel und Huxley haben viel besser darüber geschrieben. Die Klasse seines Hauptwerks von 1859, die Originalität, das radikal Neue, die Wahrheitstiefe wird Darwin nie wieder

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