Darwin - Das Abenteuer Des Lebens
einzige auf der Insel heimische Vierfüßer ist ein großer wolfartiger Fuchs. … Soweit mir bekannt ist, gibt es nirgendwo auf der Welt ein weiteres Beispiel einer so kleinen zerklüfteten Landmasse, fern von jedem Kontinent, die einen so großen, ganz eigenen heimischen Vierfüßer aufweist . Warum gibt es hier ein Tier, das sonst nirgendwo in Südamerika existiert? Was könnte sich der Schöpfer dabei gedacht haben? Oder hat da womöglich gar keiner gedacht und geplant?
Aber wenn er nicht hier erschaffen worden ist, wie ist der Fuchs dann auf die abgelegenen Inseln gekommen? Warum gibt es keine Reptilien hier? Warum ist ein Teil der Arten hier identisch mit denen
in Tierra del Fuego, ein anderer aber endemisch, also nirgendwo anders zu finden? Darwin legt die Augen des Fuchses in Spiritus ein und prophezeit der Spezies wegen ihrer Zahmheit und Neugierde ein baldiges Ende: Binnen sehr weniger Jahre … wird dieser Fuchs aller Wahrscheinlichkeit nach … als ein Tier eingestuft werden, das vom Angesicht der Erde verschwunden ist. Das letzte Tier der Art DUSICYON AUSTRALIS wird 1876 auf Westfalkland erlegt.
Sogar Unterschiede zwischen den einander so ähnlichen Inseln fallen ihm ins Auge. Von den vier Exemplaren der Füchse an Bord sind die drei größeren dunkler und kommen von Osten; es gibt einen kleineren von rostiger Farbe, der von der West-Insel kommt. Kleine Vorübung für Galápagos, wo auf verschiedenen Inseln unterschiedliche Spezies von Schildkröten, Finken und Spottdrosseln zu Hause sind - und Ausgangspunkt eines späteren Aha-Erlebnisses: Arten können sich aufspalten.
Bei einer Koralle entdeckt er eine vollkommene Übertragung des Willens im Zoophyten, obgleich aus tausenden Polypen zusammengesetzt, wie in einem einzelnen Tier. … Was kann bemerkenswerter sein, als zu beobachten, wie ein pflanzenartiger Körper ein Ei hervorbringt, das umherschwimmen und sich den richtigen Platz aussuchen kann. … Wir können die Polypen bei einem Zoophyten oder die Knospen an einem Baum als Fälle betrachten, bei denen die Teilung des Individuums nicht vollständig durchgeführt worden ist. Wieder ein Großthema berührt, das die Biologie bis heute fesselt. Kooperation bis zur Unterwerfung der Individuen unter die Herrschaft der Gemeinschaft.
Er untersucht Ei-Ablagen der damals so genannten Meeresschnecke DORIS. Bei kleinster Berechnung sind es nicht weniger als die enorme Zahl von sechshunderttausend Eiern. Das ist ein wunderbares Beispiel von Produktivität; doch das Tier ist gewiss nicht sehr verbreitet: Ich sah nur wenige Exemplare . Heutige Biologen nennen diese Extremform der Vermehrung »Reproduktionsraten-« oder »r-Strategie«: Nachkommen im Überfluss, auch wenn bei konstanter Population statistisch pro Elternpaar nur zwei durchkommen. Ohne großen Stückaufwand produziert, hier Eier, dort Eicheln, werden Hunderttausende für einen Überlebenden geopfert. Das Gegenteil ist als »Kapazitätsgrenzen-»oder »K-Strategie« bekannt: nur wenige Junge, wie bei Elefanten und im Prinzip auch beim Menschen, dafür aber viel in jedes Einzelne investiert.
Während des größten Teils ihrer Existenz hat auch die Spezies HOMO SAPIENS im darwinistischen Kampf ums Dasein gesteckt und mit ihren Nachkommen der Evolution »Spielmaterial« zur Verfügung gestellt. Nur die Tüchtigsten überleben, oder besser gesagt: Biologisch Schwächere, weniger widerstandsfähig gegen Infektionskrankheiten und bedrohliche Umweltbedingungen, gelangen seltener zur Fortpflanzung. Wenn es eng wird, weichen die einen, die anderen bleiben.
Dank Werkzeug- und Waffengebrauch, Kleidung und Feuer lässt sich fast jede Klimazone besiedeln. Wanderungswelle folgt auf Wanderungswelle. Die erste Globalisierung nimmt über Land ihren Lauf, die Menschheit erobert die Erde - ohne anfangs global zu agieren. Der nächste große Globalisierungsschub über die Meere setzt Ende des Mittelalters mit den Entdeckern ein, zu denen auch Darwin noch zählt. Seit Kolumbus vom Land im Westen Kunde gab, hat Europa einen Teil seines Bevölkerungswachstums auf die neuen Welten abgewälzt.
Noch vor gar nicht langer Zeit haben Kinder viel seltener als heute das Elternalter erreicht. Sogar in Europa herrscht bis weit ins 20. Jahrhundert hohe Kindersterblichkeit. Kinderreichtum ist die Regel - wie heute noch in weniger entwickelten Ländern. Nachkommen gelten zudem als Rentenversicherung. Dagegen liegt in vielen entwickelten Ländern die Zahl der Kinder pro Paar
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