Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darwin - Das Abenteuer Des Lebens

Titel: Darwin - Das Abenteuer Des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Neffe
Vom Netzwerk:
heute im Schnitt unter zwei. Aber fast alle erreichen durch höheren materiellen und medizinischen Einsatz das reproduktionsfähige Alter. Diese übererfüllte K-Strategie sprengt derzeit sicher geglaubte Rentenformeln.
    Insgesamt wächst die Menschheit jedoch immer weiter. Selbst wenn ab sofort weltweit alle Paare im Durchschnitt nur noch zwei Kinder bekämen, würde unsere Zahl bis zur Mitte des Jahrhunderts auf mindestens neun Milliarden angewachsen sein. Die tatsächlichen Zahlen werden höher liegen. Die Biologie der Fortpflanzung und die Überlebenstechniken der Kultur erzeugen zusammen ein explosives Gemisch. Irgendwann wird die Endlichkeit unserer Heimat zum limitierenden Faktor.
    So schlimm das auch klingen mag: Im Augenblick verhalten wir Menschen uns auf unserem begrenzten Planeten noch wie Karnickel auf einer Insel, die sich immer weiter vermehren und ihren Lebensraum kahl fressen. Die Folgen sind bekannt. Kaninchen verenden im
massenhaften Hungertod, wenn ihre Ressourcen aufgebraucht sind. Die Konsequenzen für die Menschheit sind die gleichen. Irgendwann werden wir uns nicht mehr alle durchfüttern können. Darwinistisch gesehen werden die (technisch) Tüchtigsten überleben und die Schwächsten unvermeidlich untergehen.
    Wenn sich Kindersterblichkeit verringert (was jedermann wünscht) und alle satt zu essen haben sollen (was auch jeder befürwortet), dann muss über kurz oder lang unsere Vermehrung weltweit zum Erliegen kommen und unsere Zahl sogar wieder schrumpfen. Das hat nichts mit Glauben, Rasse oder Nationalität zu tun. Das ist pure, brutale Biologie, der wir nur dadurch begegnen können, dass wir es nicht erst zum Kampf ums Überleben kommen lassen. Die Erde wäre uns für jede Milliarde weniger dankbar. Ob wir das durch Verzicht oder Vernichten erreichen, ist ihr letztlich egal. Auf Dauer haben wir die Wahl zwischen der biologischen Lösung und der kulturellen, zwischen Krieg und Frieden.
    Wie auch immer wir es anstellen: Irgendwann müssen wir die Bevölkerungspyramide der Menschheit in einen Zylinder mit konstanter Menschenzahl verwandeln oder sogar auf den Kopf stellen. Auch wenn manche Europäer fürchten, dass wir aussterben: Europa ist auf dem einzig richtigen Weg. Früher oder später muss die Weltgemeinschaft mit gleichbleibenden oder schrumpfenden Bevölkerungen wirtschaften lernen. Der beste Weg, eine ausgeprägtere K-Strategie zu erreichen, ist bekannt: die Gleichstellung der Geschlechter.
    Der »Pillenknick« in den Sechzigerjahren könnte einmal für eine der wichtigsten Erfindungen in der Menschheitsgeschichte stehen: Die Nachwuchszahl wird steuerbar - von den potenziellen Müttern. Statistisch lässt sich ein klarer Zusammenhang zwischen zunehmender Gleichberechtigung der Frauen, abnehmender Kinderzahl und dann sogar verringertem Kriegsrisiko aufzeigen.
     
    Die Bremen fährt in den Hafen von Stanley ein. Die Hauptstadt des Falklandarchipels liegt auf der Ostinsel, vor der auch die Beagle geankert hat. Kaum mehr als ein großes Dorf, bunte Blechdächer, Straßen im Schachbrettmuster wie überall in Südamerika. Ansonsten fühlt sich das Ganze an wie Vereinigtes Königreich in seiner ländlichsten Ausprägung, heruntergekocht auf das Konzentrat einer Siedlung von
Schafzüchtern in Regenjacken, dick wattierten karierten Hemden und Gummistiefeln.
    Die Schönheit beschränkt sich auf ein paar historische Gebäude, koloniale Cottages und eine Zeile echt viktorianischer Reihenhäuser mit dem Namen »Jubilee Villas«. Dazu die Christ Church Cathedral mit ihrem Arrangement aus vier wuchtigen Walknochen im Garten, das immer wieder modernisierte Haus der Inselregierung von 1840 und die größte Attraktion, das »1982 Memorial«, wo jedes Jahr am 14. Juni, dem »Liberation Day«, des Sieges über die argentinischen Invasoren gedacht wird.
    Gleich bei der Ankunft eine bezeichnende Szene. Eine Mitreisende spricht in Gegenwart der britischen Zollbeamten den Namen »Malvinas« aus. Einer herrscht sie an: »Dieses Wort wollen wir hier nicht hören.« Konflikte entstehen in Köpfen und leben dort fort. Das erste Hotel am Ort heißt »Malvina House«. Die Arbeiter vom Festland, vor allem aus Chile, verwenden hier ebenfalls den spanischen Begriff. Eine von manchen Merkwürdigkeiten auf diesem Überseeterritorium mit eigener Flagge, Regierung und Währung. Das gute alte englische Schlangestehen für Bargeld regt die Leute mehr auf als Wetter oder Weltpolitik. Die einzige Bank im Ort hat keinen

Weitere Kostenlose Bücher