Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand
Erscheinungsbild einer Population kann sich auf diese Weise durchaus wandeln – ohne dass dabei sofort eine neue genetisch isolierte Population, also eine neue Art entsteht. Die Kombination aus Merkmalsveränderungen und Selektion ist somit ein natürliches Instrument, das dem Arterhalt dient, aber gleichzeitig deren äußeres Erscheinungsbild verändert, also einen Artwandel verursacht, der langfristig in die Entstehung neuer Arten münden kann. An diesem Mechanismus ist nichts Unlogisches oder gar Widersprüchliches. Man darf nur den Artwandel via selektiver Merkmalsveränderung primär nicht mit der Entstehung neuer Arten gleichsetzen. Dies ist ein sekundärer, fakultativer Schritt – nicht zwingend notwendig, aber im Laufe der Milliarden Jahre Erdgeschichte millionenfach geschehen. Stets handelt es sich dabei um langwierige Akkumulationsprozesse, die nicht vorhersehbar sind, da sie eng an die aktuelle Entwicklung der Umweltbedingungen geknüpft sind.
Bei dieser ganzen Diskussion darf nie vergessen werden, dass der Artbegriff als solcher ein Artefakt ist, vom Menschen geschaffen, um seinem Klassifikationsbestreben entsprechend der Natur ein Raster aufzudrücken. Ordnung muss sein in unserem Empfinden – nur die Natur gedenkt sich nicht so strikt daran zu halten. Klare Grenzen, wie wir sie gern sähen, gibt es in natura nicht. Somit sind eindeutige Trennlinien zwischen den von uns definierten taxonomischen Einheiten gar nicht zu ziehen.
Panta rhei
– alles fließt! Heraklits Erkenntnis passt nirgends so gut wie in die Natur. Wo hört eine Art auf, wo fängt die neue an - noch Rasse innerhalb der alten oder schon Untereinheit einer neuen Spezies? Fragen, die sich nie eindeutig beantworten lassen werden, weil ein humanogenes Klassifikationssystem oder allgemein ein Naturmodell die tatsächlichen Verhältnisse niemals eins zu eins abbilden kann. Daher ergibt es durchaus Sinn, die Evolution nicht einzig am Artbegriff festzumachen. Besser ist es, Evolution als Veränderung der vererbbaren Merkmale einer Population von Generation zu Generation zu definieren.
Nichtsdestoweniger lässt sich zur Befriedigung des menschlichen Ordnungsbestrebens konstatieren: artstabilisierende Faktoren, allen voran ein friedlicher Konkurrenzkampf zwischen kooperationsfähigen Individuen, sind kein Bremsschuh für Phänotypveränderungen und Artwandel, der langfristig zu Neugenesen führen kann. Somit ist der Einwand der Kritiker, Darwin könne keinen vorwiegend friedlich verlaufenden Überlebenskampf und ein von Harmonie geprägtes Naturbild im Sinn gehabt haben, da er damit ein Paradoxon von Arterhalt und wandel befördert hätte, haltlos. Man kann es nicht oft genug betonen: Wer über Darwin urteilt, sollte ihn zumindest gelesen haben.
Das Ende der biologischen Rassentrennung – menschliche Realität
Wie wenig sinnvoll das allzu starre Festhalten an taxonomischen Ordnungsprinzipien ist, zeigt die Entwicklung der modernen Menschheit. Die globale Mobilität hat zu genetischen Vermischungen geführt, die ein Verschwimmen der willkürlich anhand äußerer Erscheinungsmerkmale gezogenen biologischen Rassengrenzen
(europid, mongolid, negrid
,
australo-melanesid)
immer weiter vorantreiben. Homo sapiens steht am Beginn einer „Post-Rassen-Ära“. Im Grunde ergibt schon jetzt eine biologische Rassentrennung kaum noch Sinn, da Mischgenome immer mehr zur Normalität werden. Es wäre äußerst begrüßenswert, wenn das „Post-Rassen“- auch ein „Post-Rassismus“-Zeitalter einleiten würde. Der aktuelle US-Präsident Barack Obama, Sohn einer europäischstämmigen Mutter und eines afrikanischen Vaters, möge hier als Symbolfigur für ein jegliche Rassengrenzen überbrückendes Gleichheitsprinzip dienen. Nicht mit „goldenem Löffel im Mund“ geboren, sondern seine ererbte Begabung und gute Bildungschancen nutzend, steht er für eine der wichtigsten Prinzipien friedlichen Zusammenlebens: Chancengleichheit über alle gesellschaftlichen Schichten und sogenannte Rassenmerkmale (Hautfarbe, Religion etc.) hinweg.
In dem Bewusstsein, dass die gesamte biologische Systematik nichts weiter als ein vom Menschen erdachtes Ordnungssystem ist, das wir quasi rasterartig über die Natur legen, um uns den Zugang zu ihrem Verständnis zu erleichtern, sollten wir die Taxonomie endlich einer sinnvollen Bestimmung zuführen. Und das bedeutet: Weg vom unflexiblen Schubladen-Prinzip hin zu zweckmäßigen Orientierungshilfen, die nutzlosen
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