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Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Titel: Darwin und die Götter der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Ian Stewart , Jack Cohen , Erik Simon
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über etwas namens Gene gelernt haben. Gene bestehen aus einem Molekül namens DNS, welches die Form einer Doppelspirale annimmt und eine Art Code bildet. Der Code legt fest, wie diese Art Organismus hergestellt wird; also enthält Menschen-DNS die Information, die man zur Herstellung eines Menschen braucht, Katzen-DNS die für eine Katze benötigte und so weiter. Weil die DNS-Spirale doppelt ist, kann sie aufgespalten werden, die einzelnen Teile lassen sich leicht kopieren, und so pflanzen sich Lebewesen fort. Die DNS ist das Molekül des Lebens, und ohne sie gäbe es kein Leben. Mutationen sind Fehler beim Kopieren der DNS – Druckfehler in der Botschaft des Lebens.
    Die Gene legen alles über den Betreffenden fest – ob er homosexuell oder heterosexuell ist, für welche Krankheiten er anfällig ist, wie lange er lebt … sogar welchen Autotyp er bevorzugt. Nun, da die Wissenschaft das menschliche Genom entschlüsselt hat, die DNS-Sequenz für einen Menschen, kennen wir die gesamte Information, die man zur Herstellung eines Menschen braucht, also wissen wir alles, was es über die Funktionsweise von Menschen zu wissen gibt.
    Manche von uns werden noch hinzufügen können, dass der Großteil der DNS nicht in Form von Genen vorliegt, sondern ›Müll‹ darstellt, der aus einem fernen Teil unserer Evolutionsgeschichte auf uns überkommen ist. Der Müll fährt umsonst auf der Achterbahn der Fortpflanzung mit und überlebt, weil er ›egoistisch‹ ist und sich nicht darum kümmert, was mit allem außer ihm selbst passiert.
    An dieser Stelle endet die volkstümliche Ansicht der Evolution. Wir haben sie ein wenig parodiert, aber nicht so sehr, wie Sie vielleicht hoffen. Der erste Teil ist eine Lüge-für-Kinder über die natürliche Auslese; der zweite Teil kommt dem ›Neo-Darwinismus‹ unangenehm nahe, der den größten Teil der letzten 50 Jahre hindurch als intellektueller Erbe der Entstehung anerkannt war. Darwin hat uns gesagt, was bei der Evolution passiert; der Neo-Darwinismus sagt uns, wie es passiert und dass das Wie die DNS sei.
    Es steht außer Frage, dass die DNS für das Leben auf der Erde eine zentrale Rolle spielt. Aber praktisch jeden Monat werden neue Entdeckungen gemacht, die unser Bild von der Evolution, der Genetik sowie dem Wachstum und der zunehmenden Vielfalt der Lebewesen verändern. Das ist ein weites Feld, und wir können Ihnen hier bestenfalls ein paar wesentliche Entdeckungen vorstellen und erklären, warum sie wesentlich sind.
    Genauso, wie die Physik Newton durch Einstein ersetzte, hat es eine bedeutende Revolution bei den Grundannahmen der Biologie gegeben, sodass wir jetzt über ein anderes, universelleres Bild von den Triebkräften der Evolution verfügen. Die ›volkstümliche‹ Vorstellung von der Evolution – ›Ich habe diese neue Mutation. Ich bin eine neue Art von Wesen geworden. Wird es etwas nützen?‹ – entspricht nicht der Denkweise moderner Biologen.
    An unserer volkstümlichen Evolutionsgeschichte ist eine Menge falsch. Wir haben sie nämlich absichtlich so konstruiert, dass jede Einzelheit falsch ist. Dennoch unterscheidet sie sich nicht sehr von vielen Darstellungen in populärwissenschaftlichen Büchern und Fernsehsendungen. Sie nimmt an, primitive Tiere der Gegenwart seien unsere Vorfahren, während sie natürlich unsere Vettern sind. Sie nimmt an, dass wir ›von den Affen abstammen‹, während natürlich der affenähnliche Vorfahr des Menschen dasselbe Wesen wie der menschenähnliche Vorfahr der modernen Menschenaffen ist. Schwerwiegender ist die Annahme, dass Mutationen im Genmaterial, die Veränderungen, mit denen die natürliche Zuchtwahl arbeitet – unter denen sie nämlich auswählt –, sofort bei ihrem Auftreten überprüft und das Etikett ›schlecht‹ (der Organismus stirbt oder pflanzt sich zumindest nicht fort) beziehungsweise ›gut‹ (das Tier trägt zur künftigen Nachkommenschaft bei) erhalten.
    Bis in die frühen Sechzigerjahre glaubten das auch die meisten Biologen. Zwei sehr berühmte Biologen, J. B. S. Haldane und Sir Ronald Fisher, verfassten Mitte der Fünfzigerjahre wichtige Artikel, die ebendiese Ansicht vertraten. In einer Population von etwa 1000 Organismen, so glaubten sie, konnte nur rund ein Drittel der fortpflanzungsfähigen Individuen an schlechte Genvarianten ›verloren‹ gehen oder von Organismen mit besseren Versionen verdrängt werden, ohne dass die Population vom Aussterben bedroht war. Sie berechneten, dass nur

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