Darwin und die Götter der Scheibenwelt
teilweise auf FitzRoys eigene Kosten, sodass sie hinreichend seetüchtig sein würde. Aber das Schiff war überfüllt, ganze 30 Meter lang und 8 Meter breit. Konnte seine Gesellschaft mit dem Kapitän solch eine ausgedehnte Reise in so engem Kontakt überstehen? Zum Glück wurde ihm eine der größeren Kabinen zugewiesen.
Die Beagle hatte den Auftrag, das südliche Ende von Südamerika zu erkunden, insbesondere die komplizierten Inseln rings um Feuerland. Die Admiralität hatte elf Chronometer für die Navigation geliefert, denn die Reise würde der erste Versuch sein, die Erde zu umsegeln und dabei Marine-Chronometer zur Längenbestimmung zu verwenden. FitzRoy borgte sich fünf weitere aus, kaufte dann selbst noch sechs. Die Beagle fuhr also mit 22 massiven Chronometern an Bord ab.
Die Reise nahm einen schlechten Anfang. Darwin war grässlich seekrank, als sie durch den Golf von Biscaya fuhren, und musste mitanhören, wie Matrosen ausgepeitscht wurden, während er mit Übelkeit in seiner Hängematte lag. FitzRoy war scharf auf Disziplin, insbesondere zu Beginn der Reise. Im Stillen erwartete der Kapitän, dass sein ›Gesellschafter‹ sich vom Schiff machen werde, sobald sie Land erreichten, und zusehen, dass er wieder nach England kam. Das Schiff sollte bei Madeira anlegen, um frische Nahrung an Bord zu nehmen, was für Darwin die ideale Gelegenheit gewesen wäre. Die Landung auf Madeira wurde jedoch abgesagt, da die See zu schwer war und keine dringliche Notwendigkeit bestand. (Der dritte Punkt für die Zauberer?) Vielmehr steuerte die Beagle Teneriffa an, eine der Kanarischen Inseln. Wenn Charles hier das Schiff verließ, konnte er die Vulkane und den Großen Drachenbaum sehen. Doch der Konsul von Santa Cruz befürchtete, Besucher aus England könnten die Cholera auf seine Inseln einschleppen, und verweigerte der Beagle die Genehmigung, in den Hafen einzulaufen, ohne zuvor in Quarantäne gelegen zu haben. (Punkt 4? Wir werden sehen.) Nicht willens, die verlangten zwei Wochen vor der Küste abzuwarten, ließ FitzRoy die Beagle nach Süden zu den Kapverdischen Inseln weiterfahren.
Vielleicht waren da nicht die Zauberer am Werk, aber etwas war entschlossen, dass Charles an Bord der Beagle bleiben sollte. Und nun machte es ihm ein fünfter Zufall unter Einbeziehung seiner großen Liebe, der Geologie, unmöglich, etwas anderes zu tun. Während die Beagle nach Westen fuhr, wurde der Ozean ruhig, die Luft warm. Darwin konnte mit selbstgemachten Gazenetzen Plankton und Quallen fischen. Die Lage heiterte sich auf. Und als sie schließlich Land erreichten, die Kapverdeninsel Santiago, konnte Darwin sein Glück kaum fassen. Santiago war ein zerklüfteter Vulkanfels mit Vulkankegeln und üppigen Tälern. Charles konnte der Geologie frönen. Und der Naturgeschichte.
Er sammelte einfach alles. Er bemerkte, dass ein Oktopus seine Farbe ändern kann, und hielt das irrtümlich für eine neue Entdeckung. Nach zwei Tagen hatte er die geologische Geschichte der Insel erarbeitet, indem er die von Lyell gelernten Prinzipien anwandte. Lava war über den Meeresgrund geflossen, hatte Muschelschalen und andere Ablagerungen eingehüllt und war später an die Oberfläche gehoben worden. Das alles musste vor relativ kurzer Zeit geschehen sein, weil die Schalen ganz den frischen glichen, die am Strand lagen. Das war nicht die damals herkömmliche Theorie, die der Ansicht war, vulkanische Strukturen seien unglaublich alt.
Allmählich war der junge Mann in seinem Element.
Schließlich dauerte die Reise fünf Jahre, und die ganze Zeit über wurde der arme Darwin an Bord nie standfest. Selbst auf der Rückreise war er noch seekrank. Doch er brachte es fertig, fast die ganze Reise über an Land zu sein und nur achtzehn Monate auf See. Und an Land machte er eine Entdeckung nach der anderen. In Brasilien fand er fünfzehn neue Plattwurm-Arten. In Argentinien erforschte er Nandus, riesige flugunfähige Vögel, den Straußen verwandt. Dort fand er auch Fossilien, darunter den Kopf eines riesigen gürteltierähnlichen Glyptodonten . Auf Feuerland wurde er zum Anthropologen und studierte die Menschen. »Ich werde nie vergessen, wie wild eine Gruppe war«, schrieb er über eine Begegnung mit ›nackten Wilden‹. Er fand weitere Fossilien, darunter Knochen des bodenbewohnenden Faultiers Megatherium und der lamaähnlichen Macrauchenia . In Chile erforschte er die Geologie der Anden und kam zu dem Schluss, dass eine gigantische geologische
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