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Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Titel: Darwin und die Götter der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Ian Stewart , Jack Cohen , Erik Simon
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Aufwölbung sie und die Ebenen dahinter emporgestoßen haben müsse.
    Vom südamerikanischen Festland aus fuhr die Beagle nach Nordwesten zu den Galápagos, einer dicht gelagerten Gruppe von rund einem Dutzend Inseln weit draußen im Stillen Ozean. Die Inseln hatten eine faszinierende Geologie, größtenteils vulkanisch, und eine große Vielfalt von Tieren, die andernorts nicht vorkam. Es gab die auffälligen Riesenschildkröten, die den Inseln ihren Namen gegeben hatten – Darwin maß den Umfang von knapp einem halben bis zu zwei Metern. Es gab Leguane und Vögel – Tölpel, Grasmücken, Finken. Die Finken hatten Schnäbel von verschiedener Form und Größe, je nach ihrer Nahrung, und Darwin unterteilte sie in Reihen von Unterfamilien. Er bemerkte nicht, dass auf verschiedenen Inseln verschiedene Typen von Tieren vorkamen, bis Nicholas Lawson ihn bei den Schildkröten darauf hinwies. (Wieder die Zauberer? O ja, das wird gleich geschehen sein …) Er bemerkte jedoch, dass die Spottdrosseln der Charles- und der Chatham-Insel (heute Santa María und San Cristóbal) zu verschiedenen Arten gehörten, und als er, nun aufmerksam geworden, auf der James-Insel (San Salvador) nachschaute, fand er noch eine dritte Art. Darwin interessierte sich jedoch nicht besonders für kleine Variationen bei Arten oder dafür, wie diese Variationen mit der örtlichen Geographie zusammenhingen. Er hatte eine unklare Vorstellung von gewissen theoretischen Überlegungen über Artenveränderung oder ›Transmutation‹, und sei es von seinem Großvater Erasmus her, doch das Thema vermochte ihn nicht zu fesseln, und er sah keinen Grund, Beweise dafür oder dagegen zu sammeln.
    Und so fuhr die Beagle weiter nach Tahiti, Neuseeland und Australien. Darwin hatte Wunder gesehen, die in Kürze die Welt revolutionieren sollten. Doch er verstand noch nicht, was er gesehen hatte.
    Auf Tahiti jedoch erblickte er zum ersten Mal ein Korallenriff. Ehe er Australien verließ, wollte er unbedingt herausfinden, wie Koralleninseln entstehen. Lyell hatte folgende Ansicht geäußert: Da die Korallentiere nur in flachem Wasser mit reichlich Sonnenlicht leben, müssten die Riffe auf den Gipfeln versunkener Vulkane entstanden sein. Darwin glaubte nicht an Lyells Theorie. »Die Idee von einer Laguneninsel von dreißig Meilen Durchmesser, die auf einem Krater von denselben Abmessungen ruht, ist mir immer als ungeheuerliche Hypothese vorgekommen.« Er hatte stattdessen seine eigene Theorie. Er wusste schon, dass Land sich heben kann; das hatte er in den Anden gesehen. Er überlegte: Wenn sich irgendwo Land aufhob, müsste anderswo Land absinken, um das Gleichgewicht der Erdkruste aufrechtzuerhalten. Angenommen, das Wasser sei flach gewesen, als das Riff sich zu bilden anfing, doch dann sei der Ozeangrund langsam abgesunken, während die Korallenpolypen an der Oberfläche weiter an dem Riff bauten. Dann hätte man schließlich einen riesigen Berg von Korallen erhalten, der sich aus den neu entstandenen Tiefen des Ozeans erhob – gänzlich von winzigen Wesen gebaut, immer im flachen Wasser, während der Bau weiterging. Die Form? Die war das Ergebnis einer Insel mit einem Saumriff. Die Insel versank und hinterließ in der Mitte ein Loch, doch das Riff wuchs weiter.
    Fünf Jahre und drei Tage, nachdem die Beagle in Plymouth Segel gesetzt hatte, trat Darwin ins Haus seiner Familie. Sein Vater schaute vom Frühstück auf. »Na«, sagte er, »die Form seines Kopfs hat sich deutlich verändert.«
    Darwin kam während seiner Reise mit der Beagle nicht auf das Konzept der Evolution. Er war zu sehr damit beschäftigt, Sammelstücke anzuhäufen, die Geologie zu kartieren, sich Notizen zu machen und seekrank zu sein, als dass er Zeit gehabt hätte, seine Beobachtungen zu einer zusammenhängenden Theorie zu organisieren. Doch als die Reise vorüber war, wurde er prompt in die Königliche Geologische Gesellschaft gewählt. Im Januar 1837 legte er seinen Inauguralartikel über die Geologie der chilenischen Küste vor. Er vertrat die Ansicht, die Anden seien ursprünglich der Ozeanboden gewesen, später jedoch angehoben worden. Sein Tagebuch verzeichnet Staunen über »die wunderbare Kraft, die diese Berge aufgewölbt hat, & erst recht die zahllosen Jahr-hunderte, [die nötig waren,] um ganze Bergmassive durchzubrechen, zu entfernen und einzuebnen.« Viel später wurde die chilenische Küste Teil der Beweise für die Kontinentalverschiebung: Wir glauben jetzt, dass diese Berge das

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