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Darwinia

Darwinia

Titel: Darwinia Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich, trat vorsichtig aus der Höhle ins kalte Tageslicht hinaus, er schien verletzlich wie altes Pergament. Guilford behielt ihn im Auge. Vergangene Nacht hatte Finch im Schlaf phantasiert.
    Doch der Geologe stellte sich nur an den Fels, griff ins Fell und urinierte ausgiebig.
    Er kam zurückgehumpelt, immer noch redend. »Nein, das hab ich nicht gewollt, Mr. Law. Ich wollte eine normale Welt, verstehen Sie?«
    Er war ohnehin schwer zu verstehen. Zwei Vorderzähne hatten sich gelockert; er pfiff wie ein Wasserkessel. Guilford nickte geistesabwesend, während er das Feuer päppelte.
    »Schonen Sie mich nicht. Hören Sie mir zu. Sie hatte ihren Sinn, Mr. Law, die Verwandlung von Europa, sie hatte Sinn im Hinblick auf die Sintflut, auf Babel und die Zerstörung von Sodom und Gomorrha, und wenn diese Verwandlung nicht die Tat eines eifernden aber vernünftigen Gottes ist, dann kann sie nur Chaos und Schrecken bedeuten.«
    »Vielleicht sehen wir mit falschen Augen, vielleicht wissen wir zu wenig«, sagte Guilford. »Vielleicht sind wir wie Affen, die in einen Spiegel starren. Der Affe ist im Spiegel, aber nicht dahinter. Ist das schon ein Wunder, Dr. Finch?«
    »Sie haben nicht gesehen, wie dieser Mann im Handumdrehen geheilt ist.«
    »Dr. Sullivan hat mal gesagt, ›Wunder‹ sei ein Name für unsere Unwissenheit.«
    »Nur einer von vielen.«
    »Ach.«
    »Geister, Dämonen.«
    »Aberglaube«, sagte Guilford, obwohl ihm nicht geheuer war.
    »Aberglaube«, sagte Finch monoton, »nennen wir die Wunder, die uns nicht passen.«
     
    Kaum noch Papier, kaum noch Tinte. Ich fasse mich kurz. (Außer dass ich dir sage, wie sehr ich dich vermisse, Caroline, und dass ich die Hoffnung nicht aufgegeben habe, dich wiederzusehen und in meinen Armen zu halten).
    Tom Compton ist seit vier Tagen fort, also seit einem Tag überfällig. Ich müsste aufbrechen, aber ohne ihn sieht es schlimm aus. Wer weiß? Vielleicht sehe ich die zottelige Gestalt ja noch aus dem Wald kommen…
    Dr. Finch ist tot, Caroline. Als ich wach wurde, war er fort. Ich trat in den frischen Morgen hinaus und fand, dass er sich erhängt hatte – mit unserem Seil am Ast einer Salbeikiefer.
    Überfroren vom Regen letzte Nacht. Glitzernd in der Sonne, wie ein böser Christbaumschmuck. Ich werde ihn abschneiden, wenn ich wieder bei Kräften bin. Diese Steinhöhle wird sein Denkmal & sein Grab.
    Armer Dr. Finch. Er war müde & krank & wollte wohl nicht mehr weiterleben in einer, wie er nun glaubte, von Dämonen besessenen Welt. Kann man ihm das verdenken?
    Aber ich mache weiter. In Liebe für dich & Lily.

 
Kapitel Zweiundzwanzig
     
     
     
    Das Plüsch-Foyer des Empire war verwaist. Die Bewohner hatten sich am höchsten Punkt der Straße versammelt, um das Artilleriefeuer zu beobachten. Caroline ging an den roten Samtgarnituren vorbei und eilte die Treppe hinauf, gefolgt von Colin und Lily.
    Colin schloss sein Zimmer auf. Augenblicklich war Lily am Fenster und verrenkte sich fast, um an der Mauer eines Lagerhauses vorbei den Krieg zu sehen. Lily war froh gewesen, von Mrs. de Koenig wegzukommen: Sie wollte doch auch wissen, was da los war.
    »Feuerwerk«, sagte Lily feierlich.
    »Nicht wirklich, Liebling. Das ist etwas Schlimmes.«
    »Und wie laut das ist«, gab Lily zu bedenken.
    »Sehr laut.« Sind wir hier sicher?, fragte sich Caroline. Wohin hätten sie gehen sollen?
    Das Artilleriefeuer ließ die Mauern beben. Amerikanische Artillerie, dachte Caroline. Und das bedeutete? Es bedeutete, dass sie ein feindlicher Ausländer in einem kriegführenden Land war. Und das konnte noch ihre geringste Sorge sein. Sie zog Lily vom Fenster weg, die Docks standen in Flammen und die Werften und das Zollgebäude, vielleicht auch Jereds Lagerhaus, das voller Munition war. Der Wind war sanft aber hartnäckig und kam von Osten und am anderen Ende der Candlewick Street brannte es bereits.
    Der Lieutenant räusperte sich. Sie drehte sich um und sah ihn unsicher in der offenen Tür stehen.
    »Ich müsste bei meinem Regiment sein«, sagte er.
    Damit hatte sie nicht gerechnet. Ein schrecklicher Gedanke. »Colin, nein – lass uns jetzt nicht allein.«
    »Es ist meine Pflicht, Caroline…«
    »Zum Teufel mit deiner Pflicht! Ich will nicht wieder verlassen werden. Ich will nicht, dass Lily wieder verlassen wird, nicht jetzt. Lily braucht jemanden, der zu ihr steht.«
    Und das tue ich, dachte sie. Das tue ich, weiß Gott.
    Colin sah hilflos und unglücklich drein. »Caroline, um Gottes

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