Das 10. Gebot - Women's Murder Club -: Thriller (German Edition)
fassen? Jetzt sitze ich hier neben dir, und mir fällt nichts Besseres ein, als dich mit meinen Kriegsanekdoten zu langweilen.«
»Ich hab’s gerne, wenn du mir vom Krieg erzählst«, erwiderte Yuki.
»Au weia«, meinte Brady. »Es heißt doch, das, was du am Anfang an jemandem magst, treibt dich später in den Wahnsinn.«
Yuki lachte. »Da mache ich mir keine Sorgen«, sagte sie und fügte hinzu: »Das hast du mir erzählst, weil du mir sagen wolltest, dass du jemanden umgebracht hast. Wieso?«
Brady nickte und legte die gefalteten Hände auf den Tisch. »Nachdem die internen Ermittlungen abgeschlossen waren, wollte ich weg aus Miami. Ich will, dass du das weißt. Ich habe vor hierzubleiben.«
Der Kellner kam zu ihnen und sagte: »Ihr Tisch ist fertig.«
Yuki folgte dem Kellner die Treppe hinauf auf den Balkon, von wo man einen herrlichen Blick auf die Lichter der Brücke, auf die Uferpromenade und auf einen riesigen, im Boden versenkten Amorpfeil hatte, den sogenannten Cupid’s Span, ein sehr schönes Beispiel für Kunst im öffentlichen Raum.
Sie spürte Brady direkt hinter sich und genoss dieses Gefühl. Aber sie war auch ein wenig beunruhigt. Nicht, weil Brady einen Menschen getötet hatte, sondern weil sie Lindsay irgendwann gestehen musste, dass sie jetzt mit ihrem Chef zusammen war.
40 Cindy blickte zum Fenster hinaus auf die Kirkham Street und sah einen schicken schwarzen Lincoln Town Car, der langsam das bescheidene, dreistöckige Apartmenthaus ansteuerte, in dem sie und Richie wohnten. Dann hielt er an.
Hier wohnten eigentlich weder Prominente noch besonders wohlhabende Leute, daher konnte sich mit diesem Wagen eine interessante Entwicklung andeuten. Sie beschloss, das Ganze im Auge zu behalten. Jetzt stieg der Fahrer aus und kam die Eingangstreppe herauf.
Die Klingel in ihrem Flur schrillte.
Cindy dachte Falsch verbunden und ging zur Sprechanlage.
»Hallo?«
»Ms Thomas? Ihr Wagen ist da.«
» Mein Wagen?«
»Sind Sie Cindy Thomas?«
»Komme sofort«, sagte sie.
Sie schlüpfte in ihren besten Mantel aus schwarzem Kaschmir, schloss die Wohnungstür ab, rannte die drei Treppenabsätze hinunter und stürmte zur Haustür hinaus auf den Bürgersteig. Neben dem Auto stand Richie mit einem großen Strauß pinkfarbener Rosen in der Hand.
Er trug einen Anzug.
Er war blau, Richs einzige Farbe, und dazu trug er ein gestärktes weißes Hemd und eine silber-blau gestreifte Krawatte. Es dauerte einen Moment, bis Cindy begriffen hatte, dass der Mann, der da vor ihr stand, tatsächlich Richard Conklin im Anzug war. In seinen Augen lag ein Ausdruck des Triumphs.
Sie hatte heute nicht Geburtstag. Er auch nicht. Wer, um alles in der Welt, konnte dieser Unbekannte sein, den er ihr vorstellen wollte?
»Mein Gott, du siehst fantastisch aus«, sagte Rich, als Cindy so dicht vor ihm stand, dass sie die kleine Schnittwunde an seiner Wange, die von der Rasierklinge stammte, sehen konnte.
»Das war eigentlich mein Satz«, sagte sie.
Sie warf sich in seine Arme, und sie küssten sich ein paar Mal, bevor Rich sich losmachte und sagte: »Darf ich dich in unsere Privatgemächer führen?«
»Wo fahren wir denn hin?«, fragte sie, sobald sie im Wagen saßen und ihre Beine auf seinem Schoß lagen. »Wer ist diese geheimnisvolle Person? Ich will es wissen, sofort.«
»Sag ich nicht.«
Cindy verpasste ihm einen sanften Schlag auf den Oberarm. Sie fuhren vom Golden Gate Park in die Oak Street mit ihrem breiten, baumbestandenen Mittelstreifen, dem sogenannten Panhandle, und dann über die Van Ness Av enue am Rathaus vorbei in die California Street. »Ab und zu macht es mir Spaß, vor dir Geheimnisse zu haben«, sagte Rich.
Cindy lachte. »Tja, das hat geklappt, Herr Inspektor. Ich habe keinen blassen Schimmer.« Und dabei blieb es auch, bis der Wagen vor der Grace Cathedral anhielt.
Die Grace Cathedral war ein gewaltiges, neogotisches Bauwerk, dessen Geschichte bis in die Zeit weit vor dem Erdbeben und dem Großen Brand von 1906 zurückreichte.
Sie stand gar nicht weit von ihrer Wohnung entfernt, sodass Cindy schon oft daran vorbeigekommen war. Jedes Mal war sie aufs Neue überwältigt von dem erhebenden Anblick der gewaltigen Spitzbögen und Turmspitzen und den »Pforten des Paradieses«, einer Nachbildung von Ghibertis gleichnamigem Meisterwerk aus dem Dom Santa Maria del Fiore in Florenz.
Beim Anblick dieser Kathedrale drängte sich der Gedanke an Gott unweigerlich auf.
Cindy hätte nicht einmal genau
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