Das 10. Gebot - Women's Murder Club -: Thriller (German Edition)
Guzman raten. Es gibt kein einziges offizielles Foto, das wir zum Vergleich heranziehen könnten, aber unsere Gesichtserkennungssoftware hat dreiundachtzig Prozent Übereinstimmung zwischen diesen vier Fotos ausgemacht.«
»Paul, wenn dein Fall sich allein auf dieses Foto stützen würde, Candace Martin würde niemals schuldig gesprochen werden.«
»Die Staatsanwaltschaft wollte es verwenden. Es beweist, dass sie die Tat geplant hat. – Ich muss dir was gestehen, Lindsay.«
»Ich bin ganz Ohr, Paul. Keine Hemmungen.«
»Abgesehen von dieser ziemlich miesen Aufnahme mit Candace Martin ist Gregor Guzman in den letzten drei Jahren kein einziges Mal irgendwo gesichtet worden. Wer weiß, ob er überhaupt noch am Leben ist?«
58 Es war kurz vor sechs Uhr abends. Cindy stand an der Kreuzung von Turk Street und Jones Street, einer zugigen Ecke im Tenderloin District, sicherlich eine der ungemütlichsten Gegenden von San Francisco.
Ein leichter Nieselregen setzte ein. Die Obdachlosen zogen sich die Kapuzen über den Kopf und krochen, über ihre Einkaufswagen gebeugt, unter den Dachvorsprung eines Stundenhotels mit dem schönen Namen Ethel oder des Aunt Vicky’s , der berühmt-berüchtigten Schwulenkneipe gleich nebenan.
Cindy knöpfte ihren Mantel zu, schlug den Kragen hoch und starrte hinüber auf die andere Straßenseite, zur Nordwestecke der Kreuzung, wo ein Taxiunternehmen seine Büroräume hatte. In den beiden großen Fenstern im Erdgeschoss hing jeweils ein flackerndes Neonschild. Auf dem einen stand QUICK EXPRESS TAXI , auf dem anderen WIR BIETEN FIRMENVERTRÄGE . Das ganze Ambiente wirkte jedoch so wenig einladend, dass Cindy sich fragte, was das für Firmen sein mussten, die so ein Angebot überhaupt in Betracht ziehen würden.
Rich hatte ihr als Treffpunkt ein nur wenige Häuser entferntes Café genannt, aber Cindy hielt es nicht länger aus. Sie rief Richs Nummer an, hinterließ eine Nachricht auf seiner Mailbox und überquerte bei Rot die Turk Street.
Auf dem Weg zu Quick Express sah sie auch die Einfahrt des Taxiunternehmens an der Turk Street – eine höhlenartige Öffnung mit einer Rampe, die hinunter in die Tiefgarage führte. Am Straßenrand parkten mehrere gelbe Taxis in Reih und Glied. Männer standen auf dem Bürgersteig, rauchten und tranken ab und zu einen Schluck aus Flaschen, die in braunen Papiertüten verborgen waren.
Cindy stellte sich vor das Fenster und sah die Funkzentrale vor sich, einen Raum, der an den Ticketschalter eines Kinos erinnerte, nur größer. Sie klopfte an die Scheibe.
Der Mann in der Funkzentrale war durchschnittlich groß, Mitte vierzig, hatte dunkle Haare und ein blasses Vollmondgesicht. Er trug ein zerknittertes, kariertes Hemd und eine Kakihose. Mit fahrigen Bewegungen bediente er mehrere Telefone und blaffte gleichzeitig alle möglichen Anweisungen in ein Funkmikrofon.
Cindy musste laut sprechen, um die eingehenden Funksprüche zu übertönen.
»Ich heiße Cindy Thomas«, sagte sie in das Drahtgitter. »Sind Sie der Eigentümer?«
»Nein, ich bin Geschäftsführer und gleichzeitig Disponent. Al Wysocki mein Name. Was kann ich für Sie tun?«
»Ich bin Journalistin und arbeite für die Chronicle .« Sie wühlte ihren Presseausweis aus der Handtasche und legte ihn an das Fenster.
»Worum geht es denn?«
»Es könnte sein, dass einer Ihrer Fahrer jemandem das Leben gerettet hat. Wir haben einen entsprechenden Anruf bekommen, aber der Anrufer weiß nur noch, dass es sich um einen Minivan gehandelt hat«, log Cindy.
»Hat man Ihnen auch einen Namen genannt?«
»Nein.«
»Und wie sieht der Fahrer aus?«
»Der Anrufer kann sich nur noch daran erinnern, dass auf dem Heck des Autos eine Filmwerbung war.«
»Ach, Gott. Eine Filmwerbung«, sagte Wysocki. »Hören Sie. Wir haben sechs Vans in unserer Flotte. Drei sind zurzeit da. Drei sind unterwegs. Aber keiner unserer Fahrer hat einen festen Wagen. Wer eine Schicht anfängt, nimmt das, was gerade da ist.«
»Kann ich vielleicht trotzdem mal nachsehen? Es dauert bestimmt nicht lange.«
»Tun Sie sich keinen Zwang an.«
Wysocki erklärte Cindy, dass die Tiefgarage drei Ebenen hatte, das Erdgeschoss, in dem sie sich jetzt befand, und zwei unterirdische Geschosse. Zwei der Vans standen im ersten Untergeschoss, der dritte im zweiten.
Cindy bedankte sich und machte sich an die Besichtigung der parkenden Taxis. Nach zwanzig Minuten in dem dunklen, öligen, nach Abgasen stinkenden, unterirdischen Parkhaus hatte
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