Das 10. Gebot - Women's Murder Club -: Thriller (German Edition)
lange, bis Yuki dachte, dass sie jeden Augenblick laut loskreischen müsste.
»Einverstanden«, sagte LaVan. »Ich unterbreche den Prozess für sechzig Tage. In dieser Zeit kommt die Angeklagte gegen Kaution auf freien Fuß. Yuki, Sie besprechen dieses … Kuddelmuddel mit Ihren Kollegen in der Staatsanwaltschaft. Überlegen Sie sich ganz genau, was es bedeuten könnte, wenn wir weitermachen. Falls Sie Caitlin Martin ins Kreuzverhör nehmen wollen, lege ich Ihnen keine Steine in den Weg. Falls nicht, dann stelle ich das Verfahren auf Grundlage von Caitlins Aussage ein. Einverstanden? Damit müssten eigentlich alle Parteien leben können. Bis zum 10. Dezember sind Sie am Zug.«
»Einverstanden, Euer Ehren«, sagte Yuki. »Und danke.«
»Sie müssen über vieles nachdenken.«
»Ich weiß.«
LaVan drückte eine Taste an seiner Sprechanlage.
»Denise, bringen Sie mir meinen Kalender. Und rufen Sie den Gerichtsdiener. Ich will noch einmal mit den Geschworenen sprechen.«
95 Ich spürte Yuki in ihrem Büro auf, wie an diesem Morgen schon, aber irgendwie wirkte sie jetzt kleiner und blasser, als hätte ihr jemand die Luft herausgelassen.
»Hast du meine Nachricht bekommen?«, wollte ich wissen.
»Ich hatte gerade eine Besprechung mit dem Richter«, entgegnete sie. »Und jetzt warte ich auf Red Dog. Der ist noch beim Mittagessen. Wie sehe ich aus?«
»Du könntest ein bisschen Lippenstift vertragen.«
Sie durchwühlte ihre Handtasche.
»Ich habe mit Ellen Lafferty gesprochen«, sagte ich und wartete auf den Wutausbruch, der nicht kam. Yuki zog eine Tube Lipgloss und einen Spiegel aus ihrer Handtasche. Ich machte vorsichtig weiter.
»Ellen Lafferty hat das Treffen mit Guzman zugegeben. Sie ist die Frau auf dem Foto. Das haben wir auch durch einen Abgleich mit dem Bild in ihrem Führerschein festgestellt.«
»Hat sie sich die Haare blond gefärbt?«, wollte Yuki wissen. Ihre Hand zitterte, während sie den Lipgloss auftrug.
»Candace Martin hatte sich während ihrer Chemotherapie eine Perücke gekauft. Sag mal, Yuki, geht’s dir nicht gut?«
»Mach weiter«, erwiderte sie und bürstete sich die Haare. Es knisterte.
»Dennis hat Ellen zu diesem Treffen mit dem Killer geschickt, verkleidet als Candace, damit sein Privatdetektiv sie dabei fotografieren kann. Wahrscheinlich wollte er seine Frau mit den Fotos zu einer Scheidung zwingen. Oder er wollte tatsächlich ein Attentat in Auftrag geben. Das werden wir vielleicht niemals erfahren. Hör zu, ich weiß, dass du sauer auf mich bist, also sag es einfach, okay? Ich kann es verkraften.«
»Caitlin Martin hat ausgesagt, dass sie ihren Vater ermordet hat«, erwiderte Yuki. »Jetzt können wir entweder unser Glück im Prozess versuchen, mit der gleichen Jury, oder aber LaVan bricht das Verfahren ab.«
»Caitlin? Caitlin behauptet, dass sie es getan hat?«
Len Parisi kam den Flur entlang und steckte seinen mächtigen Schädel in Yukis Büro.
»Hallo, Lindsay. Yuki, ich habe fünf Minuten. Ab jetzt.«
»Bin schon unterwegs«, erwiderte Yuki.
Sie stand auf und zog ihr Jackett glatt. Dann wandte sie mir noch einmal ihren Blick zu, und ich sah, dass die wilde, entschlossene Yuki wieder da war.
»Candace Martin hat ihren Mann erschossen«, sagte sie. »Nicht Ellen Lafferty. Nicht Caitlin Martin. Ich weiß, dass du das nicht glaubst, aber ich bin davon überzeugt. Nur werde ich nie mehr die Gelegenheit haben, das zu beweisen. Sie wird damit durchkommen.«
Hatte Yuki recht?
War ich einer Fata Morgana hinterhergerannt?
Ich machte den Mund auf, aber kein Laut kam heraus, und dann war Yuki verschwunden.
96 Nach einem Tag, der ganz ohne Zweifel zu den furchtbarsten Tagen in ihrer Karriere als Staatsanwältin zählte, machte Yuki sich auf den Weg nach Hause. Als sie fast schon auf dem Bürgersteig war, hörte sie, wie Brady nach ihr rief.
O Gott. Nicht Brady. Nicht jetzt.
Yuki drehte sich um. Er kam die Treppe herab auf sie zu, mit wehendem Pferdeschwanz.
Sehr attraktiver Mann.
Yuki musste an Lindsays Worte denken, dass er verheiratet war, und sie wollte verdammt noch mal nicht schon wieder eine Beziehung mit einem gebundenen Kerl eingehen, die zu nichts führte. Sie wollte Stabilität, ein Heim …
»Yuki, gut, dass ich dich treffe«, sagte Brady, als er neben ihr stand. »Kann ich dich zum Abendessen einladen?«
»Okay«, erwiderte sie.
Und jetzt saßen sie im ehemaligen Marine Electric Building in SoMa, genauer gesagt im Town Hall, einem der besten
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