Das 10. Gebot - Women's Murder Club -: Thriller (German Edition)
emotionale Verletzung zu verdauen. Bei ihm war es eine hässliche Scheidung und bei mir der Verlust einer engen Freundin, die im Dienst erschossen worden war.
Das nun folgende Jahr mit seinen frustrierenden Aufs und Abs brachte uns mehr als einmal an unsere Grenzen, zumal unsere Fernbeziehung später noch durch eine ziemlich verrückte – und nicht ausgelebte – Verliebtheit zwischen Conklin und mir zusätzlich belastet wurde.
Aber in all der Zeit war Joe ein Fels in der Brandung gewesen, und ich hatte mich mit aller Kraft an ihm festgeklammert. Ich wusste genau, was gut für mich war. Und ich wusste, dass ich Joe liebte. Aber ich schaffte es einfach nicht, mich auf eine dauerhafte Beziehung einzulassen.
Schließlich hatte Joe von meiner Wankelmütigkeit die Nase voll gehabt und mich zur Entscheidung gezwungen. Dann kündigte er seinen Job und zog nach San Francisco. Irgendwie hatten wir in dem ganzen Hin und Her schließlich doch uns selbst gefunden.
»Ich liebe dich einfach so sehr«, sagte ich zu ihm und küsste seine Augenwinkel. Er legte die Hand auf meine Wange, und ich küsste sie auch.
»Und ich liebe dich fast zu sehr, Linds«, sagte er. »Ich halte es kaum aus, wenn du nicht da bist und ich im Dunkeln liege und mir ständig Sorgen machen muss, dass irgendjemand auf dich schießt. Solche Gedanken sind furchtbar.«
»Ich passe sehr gut auf mich auf«, sagte ich. »Also mach dir darüber keine Gedanken.«
Ich beugte mich über ihn, um ihn zu küssen, und meine Haare fielen wie ein Vorhang um unsere Gesichter. Es war ein tiefer, inniger Kuss, und er erregte mich. Genau wie er Joe erregte.
Wir lächelten einander an und sahen uns tief in die Augen. Es gab nichts, was uns trennte.
»Ich würde wahnsinnig gerne mit dir ein Baby machen, Joe«, sagte ich.
Es war nicht das erste Mal, dass ich das aussprach. Um ehrlich zu sein, seit einer ganzen Weile sagte ich das jeden Monat wieder. Aber jetzt, in diesem Augenblick, war es mehr als nur eine gute Idee. Es war das überwältigende Verlangen, der Liebe zu meinem Ehemann auf eine vollkommene und dauerhafte Weise Ausdruck zu verleihen.
»Glaubst du etwa, ich kann auf Kommando Babys machen, Blondie?«, erwiderte Joe und knöpfte mein Pyjamaoberteil auf. »Glaubst du etwa, dass ein Mann Ende vierzig einfach so loslegen kann? Hmmm?« Er knöpfte mir das Hosenband auf, während ich mich an seiner Boxershorts zu schaffen machte.
»Weil ich dann nämlich befürchten müsste, dass du mich für ständig verfügbar hältst. Dass du mich womöglich sogar für deine Zwecke ausnützen willst.«
»Tja«, sagte ich. »Ich schätze mal, genau das habe ich vor.«
Joes Hände lagen auf meinen Brüsten, setzten meine Haut in Flammen und brachten mein Blut zum Kochen. Ich streifte das Flanell ab und senkte mich auf ihn.
»Du kannst ja versuchen, mich aufzuhalten«, sagte ich und seufzte auf.
109 Es war Anfang Dezember gegen 22.00 Uhr, ein kalter, ungemütlicher Abend in Pacific Heights. Conklin und ich saßen in einem Geländewagen des San Francisco Police Department, hatten versteckte Mikrofone und Kevlarwesten angelegt und warteten auf das Startsignal.
Sechs Zivilfahrzeuge standen rund um die Kreuzung von Broadway und Buchanan Street verteilt am Straßenrand, als Unterstützung für die Beamten, die aktiv an diesem Einsatz beteiligt waren.
Auf den Dächern der Nachbarhäuser rund um das achtgeschossige Jugendstil-Apartmenthaus mit der weißen Granitfassade kauerten Scharfschützen.
Ich starrte jetzt schon so lange auf dieses Haus, dass ich die Haustür mit den Bronzeradierungen, die aufwendigen Motive und Verzierungen sowie die kunstvoll in Form gebrachten Buchsbaumhecken zwischen der Hausecke und der Straße in-und auswendig kannte. Ich kannte jede Falte im Gesicht des livrierten Türstehers, der in Wirklichkeit niemand anders war als Lieutenant Michael Hampton vom Dezernat für Gewaltverbrechen.
Vor dem Haus stand ein Schild mit der Aufschrift ABSOLUTES HALTEVERBOT , BE - UND ENTLADEN VERBOTEN , und wir hatten freie Sicht auf jeden Fußgänger, der vorbeiging oder das Haus betrat.
Falls der Tipp, den das Dezernat für Gewaltverbrechen bekommen hatte, stimmte, dann würden unsere Planungen und unser gewaltiger personeller Aufwand zur Verhaftung eines fast schon als legendär geltenden Verbrechers führen.
Falls der Informant jedoch falsch gelegen oder falls uns irgendjemand verpfiffen hatte, dann würden wir voraussichtlich nie wieder eine solche Gelegenheit
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