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Das 2. Buch Des Blutes - 2

Das 2. Buch Des Blutes - 2

Titel: Das 2. Buch Des Blutes - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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oder wem sie ihr Leben verdankte. Ohne Zögern fiel Kaufman auf die Knie, küßte den verdreckten Beton mit seinen blutigen Lippen und schwor stumm ihrem Fortbestand ewige Treue.
    Kommentarlos nahm die Hochburg der Wonnen den Huldigungsakt entgegen.
    Weshalb es die Mächte (lang mögen sie hofhalten; lang mögen sie Licht scheißen auf die Scheitel der Verdammten) von der Hölle ausgesandt hatten zur Pirschjagd auf Jack Polo, war dem Geyatter einfach unerfindlich. Jedesmal, wenn es übers Netz-system an seinen Herrn und Meister eine schüchterne Anfrage des simplen Inhalts: »Was habe ich denn hier verloren?«
    expedierte, erteilte man ihm seiner Neugier wegen unverzüglich einen Rüffel. Das sei nicht seine Sache, kam die Antwort, seine Sache sei die reine Durchführung, notfalls sein Tod beim Skh-drum-Bemühen. Sechs Monate war das Geyatter nun schon hinter Polo her, und allmählich sah es im Untergang eine durchaus annehmbare Alternative. Dieses endlose Versteckspiel war zu niemands Nutzen und stürzte das Geyatter in tiefste Frustration. Es befürchtete Magengeschwüre, es befürchtete psychosomatischen Aussatz (ein Leiden, für das niederere Dämonen wie seinesgleichen anfällig waren) und was das Schlimmste war: Es befürchtete, vollständig die Geduld zu verlieren und in einem unbezähmbaren Anfall von Verärgerung den Mann glattweg abzuschlachten.
    Und überhaupt: Wer war schon dieser Jack Polo?
    Ein Gewürzgurken-Importeur; bei den Eiern des Leviathan, Gewürzgurken-Importeur war er, schlicht und ergreifend.
    Sein Leben war ramponiert, seine Familie war belanglos, seine politische Einstellung simpel und seine Theologie nicht exi-stent. Der Mann war eine Null, eins von den ganz faden Kinkerlitzchen der Natur - wozu sich abgeben mit seinesgleichen? Das war kein Faust: Der hier schloß keinen Pakt oder verkaufte seine Seele. Der brauchte bei der Aussicht auf göttliche Erleuchtung nicht groß zu überlegen: Kurz schniefen würde er, die Achseln zucken und weiter seine Gurken importieren.
    Aber das Geyatter war an dies Haus gefesselt, die lange Nacht, den lieben langen Tag, bis es den Mann in den Wahnsinn getrieben hätte, mehr oder minder jedenfalls. Das erwies sich nachgerade als ein zeitraubendes, wenn nicht gar nie endendes Vorhaben. Ja, es gab Momente, in denen es selbst psychosomatischen Aussatz in Kauf genommen hätte, sofern damit nur eine invaliditätsbedingte Entlassung aus dieser unmöglichen Mission verbunden gewesen wäre.
    Was nun Jack J. Polo anging, so blieb dieser weiterhin ein Ausbund an Ahnungslosigkeit. Das war er schon immer gewesen, und sein Lebensweg war tatsächlich mit den Opfern seiner Naivität gepflastert. Als ihn seine jüngst entschlafene Gattin betrog (bei mindestens zwei Fehltritten war er, fernsehenderweise, im Haus gewesen), war er der letzte, der’s rausfand. Und das trotz der Spuren, die die beiden hinterlassen hatten! Ein blinder Taubstummer wäre mißtrauisch geworden. Jack nicht.
    Er wurstelte in seiner stumpfsinnigen Arbeit herum, ohne jemals das penetrante Kölnisch des Ehebrechers zu bemerken und ebensowenig die ungewöhnliche Regelmäßigkeit, mit der seine Frau die Bettlaken wechselte.
    Das gleiche Desinteresse an dem, was um ihn vorging, zeigte er, als ihm seine jüngste Tochter Amanda ihre lesbische Veran-lagung gestand. Seine Reaktion: ein Seufzer und ein leicht konfuser Blick.
    »Also, solang du nicht schwanger wirst, Schätzchen«, antwortete er und schlenderte fort in den Garten, unbekümmert wie immer.
    Was konnte ein Furienwesen bei einem solchen Mann schon ausrichten?
    Einem Geschöpf, das darauf dressiert war, seine vorwitzigen Finger in die Wunden der menschlichen Psyche zu legen, bot Polo eine so eisglatte, eine jedes Merkmal entbehrende Oberfläche, als sollte der bösen Tücke jedweder Halt verweigert werden.
    Vorkommnisse schienen in seiner vollkommenen Teilnahmslosigkeit keinerlei Spuren zu hinterlassen. Die Katastrophenfälle seines Lebens schienen sein Gemüt nicht im geringsten mit Narben zu verunstalten. Als er schließlich mit der Untreue seiner Frau tatsächlich und unzweideutig konfrontiert wurde
    {er erwischte die beiden zufällig beim Vögeln im Bad), brachte er es einfach nicht fertig, verletzt oder gedemütigt zu sein.
    »So was passiert eben«, sagte er sich und drückte sich aus dem Badezimmer, um die beiden beenden zu lassen, was sie angefangen hatten.
    »Cke sera, sera.«.
    Che sera, sera. Der Mann bediente sich dieser verdammten Floskel

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