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Das 2. Buch Des Blutes - 2

Das 2. Buch Des Blutes - 2

Titel: Das 2. Buch Des Blutes - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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einem Strom angeschwollen.
    »Von Zeit zu Zeit kommt Kevin gern zum Spielen rüber«, sagte Slape.
    »Henessey?«
    »Richtig, Sie reden uns ja gern mit dem Nachnamen an, oder?
    Das klingt männlicher, ja? Wir sind keine Kinder, soll das heißen, wir sind Männer, soll das heißen. Aber sehn Sie, Sir, gar so männlich ist Kevin nicht. Er hat nie ein Mann sein wollen. Echt, ich glaub’, es war ihm schrecklich, sich das vorzustellen. Wissen Sie, warum? (Das Messer zertrennte jetzt, beinah zärtlich, Muskelfleisch.) Er hat gemeint, wenn man einmal ein Mann ist, fangt man an zu sterben: Und Kevin hat immer gesagt, er würde niemals sterben.«
    »Niemals sterben.«
    »Niemals.«
    »Ichmöchte ihn kennenlernen.«
    »Das will jeder, Sir. Er ist charismatisch. Die Doktorin nennt ihn so: charismatisch.«
    »Ich möchte diesen charismatischen Kameraden kennenlernen.«
    »Bald.«
    »Jetzt.«
    »Bald, hab’ ich gesagt.«
    Redman ergriff die Hand mit dem Messer so schnell am Gelenk, daß Slape keine Gelegenheit fand, die Waffe voll hineinzudrücken. Die Reaktion des Halbwüchsigen war vielleicht durch Drogeneinfluß verlangsamt, und Redman überwältigte ihn. Das Messer entfiel Slape, als Redman fester zupackte; mit der anderen Hand nahm er Slape in einen Würgegriff, sie schloß sich mühelos um seinen abgemagerten Hals. Mit der Handfläche drückte Redman auf den Adamsapfel seines Angreifers, der zu röcheln anfing.
    »Wo ist Henessey? Du bringst mich zu ihm.«
    Die Augen, die Redman anschauten, waren so verwischt wie seine Worte, die Iris glich einem Nadelstich.
    »Bring mich zu ihm!« verlangte Redman.
    Slapes Hand fand Redmans zerschnittenen Bauch, und seine Faust boxte kräftig gegen die Wunde. Redman fluchte. Er lockerte und Öffnete seinen Griff, und Slape schlüpfte fast aus seiner Umklammerung, aber Redman rammte ihm das Knie in die Weichteile, jäh und heftig. Slape wollte sich vor rasendem Schmerz zusammenkrümmen, aber der Griff um den Hals hinderte ihn daran. Das Knie stieß wieder zu, härter. Und wieder. Wieder.
    Unwillkürliche Tränen liefen über Slapes Gesicht und durcheilten das Minenfeld seiner Mitesser.
    »Ich kann dir doppelt so wehtun wie du mir«, sagte Redman.
    »Wenn du also auf diese Tour die ganze Nacht weitermachen willst, soll mich das mordsmäßig freuen,«
    Slape schüttelte den Kopf und rang durch seine zusammenge-preßte Luftröhre mit kurzem, schmerzendem Keuchen nach Atem.
    »Noch was gefällig?«
    Slape schüttelte wieder den Kopf. Redman ließ ihn los und schleuderte ihn über den Flur gegen die Wand. Wimmernd vor Schmerz, mit verknittertem Gesicht, glitt er die Wand hinunter und nahm, die Hände zwischen den Beinen, eine embryonale Lage ein.
    »Wo ist Lacey?«
    Slape hatte angefangen zu zittern; die Worte purzelten heraus:
    »Wo schon? Kevin hat ihn.«
    »Wo ist Kevin?«
    Slape schaute verdutzt zu Redman auf. »Das wissen Sie nicht?«
    »Würd’ ich sonst fragen?«
    Slape schien vornüber hinzuschlagen, als er reden wollte, und gab einen Schmerzenslaut von sich. Redmans erster Gedanke war, der Bursche würde zusammenbrechen, aber Slape hatte anderes im Sinn. Plötzlich war, vom Boden aufgeschnappt, das Messer wieder in seiner Hand, und er jagte es nach oben in Richtung Redmans Weichteile. Der wich dem Stich seitlich nur um Haaresbreite aus, aber Slape war wieder auf den Beinen, sein Schmerz vergessen. Das hin und her sausende Messer zerschlitzte die Luft, und Slape zischte seine Absicht durch die Zähne.
    »Verreck, du Bullenschwein! Verreck, du Schwein!« Dann riß er den Mund weit auf und gellte: »Kevin! Kevin! Hilf mir!«
    Die Messerhiebe wurden weniger und ungenauer; Slape hatte die Kontrolle über sich verloren, und Tränen, Rotz und Schweiß überschleimten sein Gesicht, als er auf sein auserkorenes Opfer zustolperte.
    Redman hielt seinen Augenblick für gekommen und versetzte Slape einen lähmenden Schlag gegen das Knie - des kranken Beins vermutlich. Richtig vermutet. Slape schrie und taumelte rückwärts, wirbelte herum und knallte mit dem Gesicht gegen die Wand. Redman drängte voll nach und warf sich auf Slapes Rücken. Zu spät erkannte er, was er angerichtet hatte, Slapes Körper entspannte sich, und die Hand, die das Messer geführt hatte und zwischen Wand und Körper eingequetscht war, glitt heraus, blutig und ohne Waffe. Slape atmete Todesluft aus, schwer getroffen brach er gegen die Wand hin in sich zusammen und trieb sich das Messer noch tiefer ins eigene Gedärm.
    Er

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