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Das 2. Buch Des Blutes - 2

Das 2. Buch Des Blutes - 2

Titel: Das 2. Buch Des Blutes - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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eingeschwärzt zu einer absackenden Pampe. Sein Körper war an der Hüfte zerfetzt, schartig abgenagt, seine Eingeweide hingen aus dem aasigen Rumpf und baumelten in wurmigen Schlingen vor Redmans Gesicht.
    Wäre der dicke Qualm nicht gewesen, der Gestank des Leichnams hätte ihn umgehauen. So aber war Redman nur zutiefst angeekelt, und der heftige Widerwille verlieh seinem Arm Stärke. Er zerrte Lacey aus dem Schatten des Körpers und schob ihn durch die Tür.
    Draußen loderte das Stroh nicht mehr ganz so grell, aber nach der Dunkelheit des Innenraums blendete ihn der Schein der Feuersglut, der Kerzen und des brennenden Körpers.
    »Komm schon, Junge!« drängte er und hob den Kleinen über die Flammen. Knopfglanz, Irrsinnsglanz sprühten die Knabenaugen. Vergeblichkeit sprach aus ihnen.
    Sie durchquerten den Stall bis zum Tor, sprangen über die Leiche der Leverthal und tauchten ein ins Dunkel des freien Geländes.
    Mit jedem Schritt, den sie sich von der Farm entfernten, schien der Junge aus dem Zustand der Heimsuchung herauszufinden, Schon war der Stall hinter ihnen nur lodernde Erinnerung. Vor ihnen breitete sich die Nacht aus, so still und undurchdringlich wie immer.
    Redman versuchte, nicht an das Schwein zu denken. Es mußte tot sein inzwischen, ganz bestimmt.
    Aber während sie rannten, schien ein Geräusch durch die Erde zu dringen, als ob etwas Riesiges Schritt hielte mit ihnen, bereit, einen gewissen Abstand zu halten, vorsichtig diesmal aber ihnen unerbittlich auf den Fersen.
    Er zerrte Lacey am Arm und lief weiter, der Boden unter ihren Füßen war sonnengedörrt, Lacey wimmerte jetzt, immer noch keine Worte, aber zumindest ein Laut. Das war ein gutes Zeichen, ein Zeichen, das Redman dringend brauchte. Sein Bedarf an Irrsinn war ziemlich gedeckt.
    Ohne einen Zwischenfall erreichten sie das Gebäude, Die Flure waren so leer wie bei Redmans Weggehen vor einer Stunde.
    Vielleicht hatte noch niemand Slapes Leiche gefunden. Durchaus möglich. Keiner der Jungen schien zu einer Unterhaltung aufgelegt gewesen zu sein. Vielleicht waren sie schweigend zu ihren Schlafräumen gehuscht, um nach dem Gottesdienst aus-zuschlafen.
    Es war Zeit, ans nächste Telefon zu gehn und die Polizei zu rufen.
    Mann und Junge schritten Hand in Hand den Gang zum Büro des Direktors hinunter. Lacey war wieder still geworden, aber sein Gesichtsausdruck war nicht mehr so manisch; er wirkte eher so, als stehe ein reinigender Tränenausbruch bevor. Er schniefte, räusperte sich.
    Er hielt Redmans Hand fest, lockerte aber seinen Griff.
    Die Halle lag im Dunkel. Jemand hatte kurz vorher die Glühbirne zerschlagen. Die Überreste schaukelten noch im schwachen Schein, der vom Fenster her durchsickerte, am Kabel.
    »Komm! Hier gibt’s nichts zu fürchten. Komm schon, Junge!«
    Lacey beugte sich über Redmans Hand und biß ihn ins Fleisch.
    Der Trick erfolgte so schnell, daß er den Jungen losließ, noch ehe er anders reagieren konnte, und Lacey nahm die Beine unter den Arm und flitzte davon, den Korridor hinunter, der von der Halle wegführte.
    Macht nichts. Er kann nicht weit kommen. Dies eine Mal war Redman froh, daß der Ort Mauern und Gitter hatte.
    Redman ging durch die in Dunkel gehüllte Halle zum Sekretariat. Nichts rührte sich. Wer immer die Glühbirne zerbrochen hatte, blieb mucksmäuschenstill.
    Das Telefon hatte man auch zertrümmert. Nicht bloß zerbrochen, sondern in tausend Stücke zerschlagen.
    Redman machte kehrt und lief zum Büro des Direktors. Das hatte auch Telefon; von Vandalen ließ er sich nicht aufhalten.
    Die Tür war natürlich verschlossen, aber darauf war Redman vorbereitet. Er zertrümmerte das Mattglas des Türfensters mit dem Ellbogen und langte nach innen. Kein Schlüssel steckte.
    Dreckszeug, elendes, dachte er und setzte die Schulter gegen die Tür. Sie war aus robustem Hartholz, und das Schloß war solide. Seine Schulter schmerzte, und die Wunde an seinem Bauch ging wieder auf, als das Schloß nachgab und er den Raum betreten konnte.
    Über den Boden war Stroh gestreut. Im Vergleich zum Geruch hier drinnen war der Schweinestall der reinste Blumenladen.
    Der Direktor lag hinter seinem Schreibtisch, sein Herz war herausgefressen.
    »Das Schwein«, sagte Redman. »Das Schwein. Das Schwein.t
    »Das Schwein« noch auf den Lippen, langte er nach dem Hörer.
    Ein Laut. Redman drehte sich um und bekam den Schlag voll ins Gesicht. Er brach ihm das Jochbein und die Nase. Der Raum zersprang zu Flecken, kippte dann

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