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Das 2. Buch Des Blutes - 2

Das 2. Buch Des Blutes - 2

Titel: Das 2. Buch Des Blutes - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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Zeigefinger.
    Das wirkte Wunder. Hie und da lugte jetzt die Sonne zwischen den Wolken hervor; sie schniefte, schnallte ihm den Gürtel auf und ließ seine Hitze die letzten Regentropfen auftrocknen.
    Seine Finger fanden den Spitzensaum ihres Höschens, und sie seufzte auf, als er sich vorantastete, sanft, aber nicht zu sanft, hartnäckig, aber keinesfalls zu hartnäckig. Im Eifer des Gefechts stieß sie irgendwann die Wodkaflasche um, aber sie hatten beide keine Lust aufzuhören und sie abzufangen. Also ergoß sie sich vom Tischrand auf den Boden und kontrapunk-tierte Dianes Anweisungen sowie sein Gekeuch.
    Da öffnete sich die verdammte Tür, und ein Luftzug kühlte den strittigen Punkt zwischen ihnen.
    Calloway wollte sich umdrehen, bemerkte dann seinen offenen Gürtel und blickte, um den Eindringling zu Gesicht zu bekommen, in den Spiegel hinter Diane. Es war Lichfield. Mit ausdrucksloser Miene schaute er Calloway direkt an.
    »Verzeihung. Ich hätte anklopfen sollen.«
    Seine Stimme war geschmeidig wie Schlagsahne und verriet nicht das geringste Flackern einer Verlegenheit. Calloway schnallte den Gürtel zu und wandte sich an Lichfield; seine hochroten Wangen hätte er verwünschen können.
    »Ja… hart’ sich schon gehört«, sagte er.
    »Bitte nochmals um Entschuldigung. Ich hätte gern kurz mit Ihrem,.,«, Lichfields Augen, so tiefliegend, daß sie unergründlich blieben, waren auf Diane gerichtet, »… Ihrem Star gesprochen.«
    Calloway konnte praktisch fühlen, wie sich Dianes Ego bei diesem Wort aufblähte. Diese Art Annäherung verwirrte ihn: Hatte Lichfield eine Hundertachtzig-Grad-Wendung gemacht ?
    Kam er als reuiger Bewunderer zurück, um zu Füßen der Erhabenheit auf den Knien zu liegen?
    »War es wohl möglich, mit der Lady ein Wort unter vier Augen zu reden ? Es läge mir viel dran«, fuhr die sanfte Stimme fort.
    »Also, wir wollten gerade…«
    »Selbstverständlich«, unterbrach ihn Diane. »Wenn Sie sich nur einen Augenblick gedulden möchten, ja?«
    Sofort hatte sie die Situation im Griff, die Tränen waren vergessen.
    »Ich warte solange draußen«, sagte Lichfield und entfernte sich bereits.
    Noch bevor er die Tür hinter sich zugemacht hatte, war Diane vor dem Spiegel und fuhr mit dem kleenexumwickelten Finger den Lidrand entlang, um ein Rinnsal Wimperntusche zum Verschwinden zu bringen.
    »Richtig wohltuend«, gurrte sie, »auch mal ‘nen Verehrer zu haben. Kennst du ihn?«
    »Heißt Lichfield«, informierte sie Calloway, »er war früher Vermögensverwalter des Theaters.«
    »Vielleicht will er mir ein Angebot machen.«
    »Bezweifle ich.«
    »Ach, sei doch kein solches Ekel, Terence!« zischte sie. »Kannst es bloß nicht ertragen, wenn man außer dir auch mal jemand anderen interessant findet, oder?«
    »Hast ja so recht.«
    Sie prüfte ihre Augen.
    »Wie seh’ ich aus?« fragte sie.
    »Bestens.«
    »Tut mir leid wegen vorhin.«
    »Vorhin?«
    »Weißt schon.«
    »Äh… ja.«
    »Seh’ dich dann im Pub, okay?«
    Offensichtlich wurde er kurz und bündig entlassen, seine Rolle ab Liebhaber oder Vertrauter war nicht mehr gefragt.
    Uchfield wartete geduldig auf dem kalten Flur vor der Garderobe. Obwohl die Beleuchtung hier besser war als auf der schlecht erhellten Bühne und auch der Abstand zwischen ihnen geringer war als gestern abend, konnte Calloway das Gesicht unter der weiten Hutkrempe noch immer nicht so recht ausmachen. Irgendwas an Lichfields Zügen war - was raunte der Gedanke da in seinem Kopf ? - war künstlich. Das Fleisch seines Gesichts bewegte sich nicht wie ein ineinandergreifendes System aus Muskeln und Sehnen, es war zu starr, zu rosa, fast wie Narbengewebe.
    »Sie ist noch nicht ganz soweit«, sagte Calloway.
    »Sie ist eine entzückende Frau«, säuselte Lichfield.
    »Ja.«
    »Kann Ihnen nicht verdenken…«
    »Hm.«
    »Aber sie ist keine Schauspielerin.«
    »Sie wollen sich doch nicht etwa einmischen, Lichfield? Das würde ich nicht zulassen.»
    »Aber nie und nimmer!«
    Der voyeuristische Spaß, den Lichfield offenkundig an seiner Verlegenheit gehabt hatte, machte Calloway weniger ehrerbietig als bisher.
    »Bringen Sie sie mir ja nicht durcheinander…«
    »Wir ziehen beide am gleichen Strang, Terence. Mir liegt einzig und allein am glücklichen Fortgang dieser Inszenierung, glauben Sie mir. Wie könnte man unter solchen Umständen von mir annehmen, daß ich Ihre Hauptdarstellerin in Aufregung versetze? Ich werde so sanft wie ein Lamm sein, Terence.«
    »Ganz

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