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Das 2. Buch Des Blutes - 2

Das 2. Buch Des Blutes - 2

Titel: Das 2. Buch Des Blutes - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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Hammersmith. Er hatte während der Dienstzeit getrunken; das hatte ihn Calloway noch nie vorher tun sehen. Die Whisky-flasche stand neben einem halbvollen Glas auf seinem Schreibtisch. Ringförmige Abdrücke des Glases verunzierten seine Geschäftsbücher, und seine Hand war bedenklich vom Tatte-rich befallen.
    »Was Neues vom Krankenhaus?«
    »Sie is’n schönes Weib«, sagte Hammersmith und starrte das Glas an. Calloway hätte schwören können, daß er den Tränen nahe war.
    »Hammersmith! Wie’s ihr geht?«
    »Sie liegt im Koma. Aber ihr Zustand ist stabil.«
    »Das ist doch immerhin schon etwas.«
    Hammersmith starrte zu Calloway hinauf, und seine eruptiven Brauen zogen sich vor Wut zusammen.
    »Sie Miesling«, sagte er, »haben sie gebumst, ja? Bilden sich noch mords was drauf ein, ja ? Dann sag’ ich Ihnen mal was: Ein Dutzend von Ihrer Sorte können Diane Duvall das Wasser nicht reichen. Ein Dutzend!«
    »Haben Sie deswegen diese letzte Inszenierung nicht abgewürgt, Hammersmith ? Weil Sie sich in sie vergafft haben ? Sich eingebildet haben, Sie könnten sie in Ihre geilen kleinen Finger kriegen?«
    »Sie kapiern überhaupt nichts. Sie haben den Verstand zwischen den Beinen.« Calloways Auslegung seiner Bewunderung für Miss Duvall schien ihn ernstlich gekränkt zu haben.
    »Schon gut. Halten Sie’s, wie Sie wollen. Jedenfalls haben wir noch immer keine Viola.«
    »Und deswegen setz’ ich das Stück ab«, sagte Hammersmith und senkte die Stimme, um den Augenblick auszukosten.
    Das hatte kommen müssen. Ohne Diane Duvall würde es keine
    »Was-ihr~wollt «-Aufführung geben; und womöglich war es auch besser so.
    Jemand klopfte an die Tür.
    »Welcher Scheißer is’n das schon wieder?« sagte Hammersmith leise. »Herein!«
    Es war Lichfield. Calloway war fast froh, dieses fremdartige, vernarbte Gesicht zu sehen. Obwohl er Lichfield eine Menge Fragen stellen mußte über den Zustand, in dem er Diane zurückgelassen hatte und über ihr Gespräch miteinander, so war das doch keine Unterredung, die er im Beisein von Hammersmith zu führen gewillt war. Außerdem widersprach die Gegenwart des Mannes hier jeglichen unausgegorenen Verdächtigungen, die Calloway sich zurechtgelegt hatte. Gesetzt den Fall, Lichfield hatte, aus welchem Grund auch immer, gegen Diane Gewalt ausgeübt, war es dann wahrscheinlich, daß er so bald wieder aufkreuzte - und so quietschvergnügt ?
    »Wer sind Sie?« wollte Hammersmith wissen.
    »Richard Waiden Lichfield.«
    »Das sagt mir nichts.«
    »Ich war früher Vermögensverwalter des Elysium.«
    »Ach was.«
    »Ich betrachte es als meine Aufgabe…«
    »Was wollen Sie?« fuhr Hammersmith dazwischen, irritiert von Lichfields Gelassenheit.
    »Ich habe gehört, die Inszenierung ist gefährdet«, antwortete Lichfield ungerührt.
    »Von wegen gefährdet«, sagte Hammersmith und gestattete sich ein Zucken um die Mundwinkel, »überhaupt nicht gefährdet, weil’s nämlich keine Aufführung geben wird. Sie ist abgesetzt.«
    »Wie?« Lichfield sah Calloway an. »Mit Ihrem Einverständnis?« fragte er.
    »Er hat in dieser Angelegenheit nicht mitzureden; ich habe allein das Recht zur Absetzung, wenn es die Umstände erfordern; steht in seinem Vertrag. Das Theater ist ab heute geschlossen - und es macht nie wieder auf.«
    »Das wird es doch«, sagte Lichfield.
    »Was?« Hammersmith stand hinter seinem Schreibtisch auf, und Calloway bemerkte, daß er den Mann nie zuvor hatte stehen sehen. Er war sehr kurz geraten.
    »Wir spielen >Was ihr wollt< wie angekündigt«, säuselte lieh-fielJ. »Meine Frau hat sich freundlicherweise bereit erklärt, die Partie der Viola ersatzweise für Miss Duvall zu übernehmen.«
    Hammersmith lachte, ein derbes Metzgerlachen. Es erstarb jedoch auf seinen Lippen, als das Büro von Lavendel durchflu-tet wurde und Constantia Lichfield, schimmernd in Pelz und Seide, ihren Auftritt hatte. Sie sah so vollendet aus wie an ihrem Sterbetag: Selbst Hammersmith stockten bei ihrem Anblick Atem und Rede.
    »Unsere neue Viola«, verkündete Lichfield.
    Einen Augenblick später hatte Hammersmith seine Stimme wiedergefunden. »Diese Frau kann nicht binnen eines halben Tages einspringen.«
    »Warum nicht?« fragte Calloway, ohne seinen Blick von der Frau abzuwenden. Lichfield war zu beglückwünschen; Constantia war eine außerordentliche Schönheit. Er wagte in ihrer Gegenwart kaum zu atmen aus Angst, sie könne sich in nichts auflösen.
    Dann sprach sie. Verse aus dem fünften Akt,

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