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Das 3. Buch Des Blutes - 3

Das 3. Buch Des Blutes - 3

Titel: Das 3. Buch Des Blutes - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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alles öffentliche Gelder, Sir.«
    »Sie bekackter Idiot! Was spielt’s für ‘ne Rolle, was es kostet, es zu töten? Es ist kein menschliches Wesen. Es stammt aus der Hölle.«
    Aus Ivanhoes Blick wich das Mitgefühl. »Wenn es aus der Hölle käme, Sir«, sagte er, »dann hätt’ es sich wohl kaum den Reverend Coot so leicht unter den Nagel gerissen.«
    Coot, das war sein Mann. Warum hatte er nicht schon früher daran gedacht? Coot.
    Ron war nie besonders gottesfürchtig gewesen. Aber er war durchaus gewillt, vorurteilslos zu sein, und jetzt, da er den Gegner, respektive einen aus seiner Truppe, gesehen hatte, war er bereit, seine Ansichten zu revidieren. Alles würde er glauben, rundweg alles, sofern es ihm eine Waffe gegen den Teufel lieferte.
    Er mußte zu Coot.
    »Und was ist mit Ihrer Frau?« rief der Officer ihm nach.
    Maggie saß in einer der Nebenkanzleien, stumm vor lauter Tranquilizern, Debbie eingeschlafen neben ihr. Es gab wirklich nichts, was er für die beiden tun konnte. Sie waren hier genauso gut aufgehoben wie irgendwo sonst.
    Er mußte zu Coot, bevor der starb.
    Er wüßte, was eben ein Reverend so weiß; und er würde seine Qual besser verstehen als diese Affen. Schließlich waren tote Söhne die Crux der Kirche.
    Als er in den Wagen stieg, hatte er einen Moment lang den Eindruck, er röche seinen Sohn: den Jungen, der seinen Namen getragen hätte (lan Ronald Milton war er getauft worden), den Jungen, der sein fleischgewordenes Sperma war, den er hatte beschneiden lassen wie sich selbst. Das stille Kind, das ihn aus dem Wagen mit einer derartigen Resignation im Blick angesehen hatte.
    Diesmal kamen ihm nicht die Tränen. Diesmal verspürte er nur eine Wut, die beinah wundervoll war.
    Es war nachts halb zwölf. Rohkopf Rex lag unter dem Mond in einem der abgeernteten Felder südwestlich von der Nicholson-Farm. Die Stoppeln färbten sich jetzt dunkler, und ein aufreizender Geruch nach verfaulender pflanzlicher Materie stieg von der Erde auf. Neben ihm auf dem Feld lag sein Abendessen, lan Ronald Milton, mit dem Gesicht nach oben, die Bauchdecke weggerissen. Hin und wieder richtete sich die Bestie auf einem Ellbogen auf und rührte mit den Fingern in der erkaltenden Suppe des Knabenkörpers, um sich eine Delikatesse herauszufischen.
    Hier, unter dem Vollmond, in Silber badend, die Glieder reckend und das Fleisch der Menschengattung fressend, fühlte er sich unwiderstehlich. Seine Finger zogen eine Niere aus dem Gedeck neben ihm, und er schluckte sie im ganzen hinunter.
    Süß.
    Coot war wach, trotz der Betäubungsmittel. Er wußte, daß er im Sterben lag, und die Zeit war zu kostbar, um sie zu verdösen. Er kannte nicht den Namen zu dem Gesicht, das ihn im gelben Halbdunkel seines Zimmers ausfragte, aber die Stimme war auf eine so höfliche Weise hartnäckig, daß er zuhören mußte, obwohl sie ihn bei seiner Aussöhnung mit Gott unterbrach. Außerdem hatten sie einige Fragen gemeinsam, und diese Fragen kreisten allesamt um die Bestie, die ihn zu diesem Brei verwandelt hatte.
    »Es hat meinen Sohn gerissen«, sagte der Mann. »Was wissen Sie über das Ding? Sagen Sie’s mir, bitte. Egal was Sie mir sagen, ich werd’s Ih nen glauben« - das war jetzt wirkliche Verzweiflung - »bloß erklären Sie …«
    Immer wieder, seit er. axii diesen Wiß«\ Kissen lag, vmetx Coot verworrene Gedanken durch den Kopf geschossen. Declans Taufe; die Umarmung der Bestie; der Altar; wie sich seine Haare aufrichteten und auch sein Fleisch. Womöglich war da etwas, das er dem Vater an seinem Krankenbett sagen konnte.
    »… in der Kirche …«
    Ron beugte sich näher zu Coot hinunter. Er roch bereits nach Erde.
    »… der Altar … es hat Angst … der Altar …«
    »Sie meinen das Kreuz? Hat es Angst vor dem Kreuz?«
    »Nein … nicht …«
    »Nicht …«
    Der Körper ächzte einmal knirschend auf und hielt dann inne.
    Ron sah zu, wie der Tod über das Gesicht kam, wie der Speichel auf Coots Lippen trocknete, die Iris seines übriggebliebenen Auges sich zusammenzog. Eine ganze Weile sah er zu, ehe er nach der Schwester klingelte und sich dann leise davonstahl.
    Es war jemand in der Kirche. Die Tür, die von der Polizei mit einem Vorhängeschloß versiegelt worden war, stand halb offen, das Schloß war zertrümmert. Ron stieß sie eine Handbreit weiter auf und schlüpfte hinein. Es brannten keine Lichter in der Kirche, die einzige Beleuchtung war ein offenes Feuer auf den Altarstufen. Ein junger Mann, den Ron ab und

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