Das 3. Buch Des Blutes - 3
an im Dorf gesehen hatte, schürte es. Er blickte auf von seiner Feuerwache, nährte dabei aber weiterhin die Flammen mit Büchereingeweiden.
»Was kann ich für Sie tun?« fragte er uninteressiert.
»Ich bin gekommen, um …« Ron zögerte. Was soll man diesem Mann s agen: die Wahrheit? Nein, irgend etwas stimmte hier nicht.
»Mensch, ich hab’ Sie was gefragt«, sagte der Mann. »Was wollen Sie?«
Während Ron den Mittelgang entlang auf das Feuer zuschlenderte, sah er den Frager allmählich genauer. Morastartige Flecken übersäten seine Kleidung, und seine Augen waren tief in ihre Höhlen versunken, als ob sein Hirn sie eingesaugt hätte.
»Sie haben hier herin nichts zu suchen …«
»‘ne Kirche darf doch wohl jeder betreten«, sagte Ron und starrte die brennenden, schwarz werdenden Seiten an.
»Heute nacht nicht. Los, verpissen Sie sich hier.«
Ron ging unbeirrt auf den Altar zu.
»Sie sollen sich verpissen, hab’ ich gesagt!« Gehässige Blicke und Grimassen durchzuckten das Gesicht vor Ron. Wahnsinn flackerte darin.
»Ich bin gekommen, um mir den Altar anzusehn; ich geh’ hier nicht wieder weg, eh’ ich ihn nicht gesehen hab’.«
»Sie haben mit Coot geredet. Hab’ ich recht?«
»Coot?«
»Was hat Ihn’ der alte Wichser erzählt? Was es auch war, es is’
alles gelogen. Nie hat er die Wahrheit gesagt in seinem beschis senen Leben, klar? Dürfen Sie mir glauben. Is’ immer da raufgestiegen« - er warf ein Gebetbuch nach der Kanzel - »und hat bekackte Lügen erzählt!«
»Ich will mir den Altar selber ansehn. Dann wer’n wir schon sehn, ob er gelogen hat -«
»Nein, das tun Sie nicht!«
Der Mann warf eine weitere Handvoll Bücher ins Feuer und kam die Stufen herunter, um Ron den Weg zu versperren. Er roch nicht nach Morast, sondern nach Scheiße. Ohne Vorwarnung ging er zum Angriff über. Seine Hände packten Ro ns Hals, und die beiden stürzten zu Boden. Declans Finger näherten sich Rons Augen, um an ihnen herumzuquetschen; seine Zähne schnappten nach seiner Nase.
Ron wunderte sich über die Schwäche seiner eigenen Arme.
Warum hatte er nicht Squash gespielt, wie Maggie ihm vorgeschlagen hatte, warum waren seine Muskeln so kraftlos? Wenn er nicht achtgab, dann würde dieser Mann ihn umbringen.
Plötzlich flutete ein Licht, so hell, daß es ein mitternächtlicher Tagesanbruch hätte sein können, durch das Wes tfenster.
Gleich darauf folgte ein Schwärm Schreie. Feuerschein, der den offenen Brand auf den Altarstufen kümmerlich zusammenschrumpfen ließ, färbte die Luft ein. Das Buntglas tanzte.
Einen Moment lang vergaß Declan sein Opfer, und Ron bot alle seine Kraft auf. Er drückte das Kinn des Mannes nach hinten und brachte ein Knie unter seinen Rumpf; dann stieß er mit aller Gewalt zu. Der Feind rollte zur Seite, und mit einem Satz war er über ihm; eine Faust voller Haare hielt das Ziel fest, während seine geballte andere Hand auf das Gesicht des Irrsinnigen einhämmerte, bis es kaputtging. Es genügte nicht, die Nase des Sauhunds bluten zu sehen, oder zu hören, wie ihm die Knorpel zermantscht wurden. Ron schlug ununterbrochen weiter, bis seine Faust blutete. Erst dann ließ er Declan fallen.
Draußen brannte Zeal lichterloh.
Rohkopf hatte schon früher Feuer gelegt, viele Feuer. Aber Benzin war eine neue Waffe, und er war noch dabei, ihre richtige Handhabung herauszukriegen. Das Lernen dauerte bei ihm nicht lange. Der Trick bestand darin, die räderbestückten Kisten zu verwunden, und das war leicht. Die Flanken aufrei
ßen, und schon strömte das Blut heraus, Blut, von dem ihm der Kopf weh tat. Die Schachteln waren leichte Beute, standen aufgereiht in einer Linie auf dem Pflaster, wie Ochsen vor der Schlachtbank. Rasend vor Tötungslust, stürzte er sich auf sie, vergoß spritzend ihr Blut in die High Road hinunter und zündete es an. Bäche flüssigen Feuers strömten in Gärten, über Schwellen. Strohdächer fingen Feuer; Fachwerkhäuser gingen in Flammen auf. Innerhalb von Minuten brannte Zeal von einem Ende zum anderen.
In St. Peter zerrte Ron das verdreckte Tuch vom Altar und versuchte dabei, jeglichen Gedanken an Debbie und Margaret auszuschalten. Ganz gewiß würde die Polizei sie an einen Ort bringen, wo sie in Sicherheit waren. Das anstehende Problem hatte absoluten Vorrang.
Unter dem Altartuch befand sich ein großer Kasten, mit einer groben Schnitzerei auf der Frontplatte. Er schenkte der Darstellung keine Beachtung; s chließlich mußte er sich um
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