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Das 3. Buch Des Blutes - 3

Das 3. Buch Des Blutes - 3

Titel: Das 3. Buch Des Blutes - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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zu Hilfe, kam, ihn zu retten, aber er war viel zu langsam. lan wußte, daß es von vornherein keine Hoffnung auf Rettung gab, war er doch im Schlaf schon bei hundert Gelegenheiten auf dieselbe Weise gestorben, und nie war Daddy rechtzeitig zur Stelle. Das Maul war sogar noch breiter, als er es geträumt hatte, ein Loch, in das er jetzt, mit dem Kopf voran, hineinbefördert wurde. Es roch wie die Mülltonnen hinter der Schulkantine mal eine Million.
    Er erbrach sich in den Schlund hinunter, während es ihm die Schädeldecke abbiß.
    Ron hatte noch nie in seinem Leben geschrien. Der Schrei hatte immer zum anderen Geschlecht gehört, bis zu diesem Augenblick. Nun aber, beim Anblick des Ungeheuers, das sich aufrichtete und seine Kiefer um den Kopf seines Sohnes schloß, war kein Laut angemessen außer einem Schrei.
    Rohkopf hörte das Kreischen, drehte sich ohne eine Spur von Angst auf dem Gesicht um und sah den Schreihals an. Ihre Augen begegneten sich. Der flüchtige Blick des Königs durchbohrte Milton wie ein Spieß, fror ihn auf der Straße fest und drang ihm bis ins Mark.
    Maggie war es, die mit ihrer Klageliedstimme den Bann brach.
    »Oh … bitte … nicht.«
    Ron schüttelte Rohkopfs Blick von seinem Kopf ab und stürzte auf den Wagen, auf seinen Sohn zu. Aber sein Zögern hatte Rohkopf einen sekundenlangen Zeitgewinn verschafft, den er ohnehin kaum nötig hatte, und schon war er auf und davon, seinen links und rechts in die Gegend spritzenden Fang zwischen die Kiefer geklemmt. Die leichte Brise wehte Teilchen von lans Blut die Straße zurück zu Ron; er spürte, wie sie ihm in zartem Schauer das Gesicht besprenkelten.
    Declan stand im Altarraum von St. Peter und horchte angespannt auf das Ges umm. Es war noch immer da. Früher oder später müßte er die Geräuschquelle aufsuchen und sie zerstören, selbst wenn dies, was durchaus möglich war, seinen eigenen Tod bedeutete. Sein neuer Herr würde es verlangen.
    Aber das war wohl die obligate Gegenleistung; und der Gedanke an den Tod bedrückte ihn ganz und gar nicht. In den letzten Tagen war er sich über Wünsche klargeworden, die er (unausgesprochen, ja ungedacht) jahrelang gehegt hatte.
    Zur schwarzen Körpermasse des Ungeheuers aufzuschauen und sich dabei mit Pisse beregnen zu lassen, war für ihn die reinste Glückseligkeit gewesen. Wenn diese Erfahrung, die ihn früher abgestoßen hätte, so vollkommen sein konnte, wie mochte dann wohl der Tod sein? Noch toller. Und wenn er es fertigbrächte, durch Rohkopfs Hand zu sterben, durch diese breite Hand, die so beißend stank - wäre das nicht das Tollste überhaupt?
    Er schaute nach vorn zum Altar, betrachtete die Überreste des Feuers, das die Polizei gelöscht hatte. Coot war kaum tot, da hatten sie schon nach ihm gesucht, aber er kannte ein Dutzend Verstecke, die sie niemals finden würden, und sie hatten bald aufgegeben. Sie hatten Wichtigeres zu tun. Er sammelte noch einen Arm voll Hymnen auf und warf sie in die feuchte Asche hinein. Die Kerzenleuchter hatten sich verzogen, waren aber noch erkennbar. Das Kreuz war verschwunden, entweder weggeschrumpft oder von einem langfingrigen Gesetzeshüter entwendet worden. Er riß ein paar Handvoll Kirchenlieder aus den Büchern und zündete ein Streichholz an. Die alten Lobgesänge fingen mühelos Feuer.
    Ron Milton schmeckte Tränen, ein Geschmack, den er vergessen hatte. Seit vielen Jahren hatte er nicht mehr geweint, insbesondere vor anderen Männern nicht. Aber es machte ihm nichts mehr aus, diese Polizistenmisthunde waren sowieso keine menschlichen Wesen. Sie schauten ihn bloß an, während er seine Geschichte ausbreitete, und nickten wie Idioten.
    »Wir haben Männer aus jeder Abteilung im Umkreis von achtzig Kilometern zusammengezogen, Mr. Milton«, sagte das fade Gesicht mit den verständnisvollen Augen. »Die Hügel werden durchgekämmt. Wir schnappen es, ganz gleich was es ist.«
    »Es hat meinen Jungen gerissen, verstehen Sie mich? Hat ihn abgeschlachtet, vor meinen Augen…« Sie schienen das Grauenvolle an dem Ganzen nicht wirklich ermessen zu können.
    »Wir tun, was in unserer Macht steht.«
    »Das reicht nicht. Dieses Wesen … es ist nicht menschlich.«
    Ivanhoe mit den verständnisvollen Augen wußte verdammt gut, wie unmenschlich es war. »Es kommen Leute vom Verteidigungsministerium; bevor die sich nicht das Beweismaterial angesehen haben, können wir nicht mehr allzuviel unternehmen«, sagte er. Und fügte dann beschwichtigend hinzu: »Sind

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