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Das 3. Buch Des Blutes - 3

Das 3. Buch Des Blutes - 3

Titel: Das 3. Buch Des Blutes - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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gemacht hatte.
    Ron starrte gebannt ihren Körper an.
    Sie war ausgesprochen übergewichtig; schwer hingen ihre Brüste herab, der Bauch überschattete ihre Möse, so daß er zweifelte, ob sie sie überhaupt sehen konnte. Aber ebendeswe gen pulsierte seine Schwanzspitze, ebendeswegen war ihm schwindlig …
    Ihr Bild war in seiner Hand. Gott ja, sie war hier in seiner Hand, sie war das lebende Gegenstück zu dem, was sich in seine Finger schmiegte. Ein Weib. Der Stein war die Statue eines Weibes, eine Venus, üppiger und plumper noch als Mrs.
    Blatter, der Bauch von Kindern aufgebläht, Titten wie Berge, die Möse ein Tal, das beim Nabel begann und der Welt entgegenklaffte. Die ganze Zeit hatten sie sich vor ihr verneigt: vor einer Göttin, unter dem Altartuch und dem Kreuz.
    Ron trat vom Altar weg und lief durch den Mittelgang, stieß dabei Mrs. Blatter, den Polizisten und den Wahnsinnigen beiseite.
    »Gehn Sie nicht raus«, sagte Ivanhoe, »es ist gleich da draußen.«
    Ron hielt die Venus fest, spürte ihr Gewicht in seinen Händen und empfing Sicherheit von ihr. Hinter ihm kreischte der Küster seinem Herrn eine Warnung zu. Ja, es war zweifellos eine Warnung.
    Ron stieß die Tür mit dem Fuß auf. Feuer ringsumher. Ein lodernder Verschlag, ein Leichnam (der des Postamtleiters) mit brennenden Füßen, ein von Feuer abgebalgter Hund, der vorbeiwirbelte. Und Rohkopf natürlich; seine Silhouette hob sich ab gegen ein Flammenpanorama. Das Monster sah sich um, vielleicht weil es die Warnungen hörte, die der Küster gellte, aber wahrscheinlicher noch, dachte Ron, weil es wußte, instinktiv wußte, daß man das Weib gefunden hatte.
    »Hier!« gellte Ron. »Hier bin ich! Hier bin ich!«
    Es kam ihn jetzt holen, in der unbeirrten, gleichmäßigen Gangart eines Siegers, der heranrückt, um seinen endgültigen und unumschränkten Sieg einzufordern. Zweifel wallten auf in Ron. Wieso trat es ihm so entschlossen entgegen, ohne erkennbare Beunruhigung über die Waffe, die er in seinen Händen trug?
    Hatte es sie nicht gesehen, die Warnung nicht gehört?
    Außer…
    0 Gott im Himmel.
    Außer Coot hatte sich geirrt. Außer es war wirklich nur ein Stein, was er da in seiner Hand hielt, ein nutzloser, bedeutungsloser Steinbrocken.
    Dann packte ihn ein Paar Hände um den Hals.
    Der Wahnsinnige.
    Eine leise Stimme spie ihm das Wort »Kacker« ins Ohr.
    Ron beobachtete, wie Rohkopf näher kam, und hörte jetzt den Wahnsinnigen kreischen: »Hier ist er. Schnappt ihn Euch.
    Bringt ihn um. Hier ist er.«
    Ohne Warnung lockerte sich der Griff, und als Ron über die Schulter schaute, sah er, wie Ivanhoe den Wahnsinnigen zur Kirchenmauer zurückzerrte.
    Der Mund in dem kaputten Küstergesicht hörte nicht auf zu kreischen. »Hier ist er! Hier!«
    Ron wandte den Blick wieder Rohkopf zu. Die Bestie war fast über ihm, und er war zu langsam, um den Stein zur Selbstverteidigung hochzuheben. Aber Rohkopf hatte gar nicht die Absicht, ihn zu reißen. Declan war es, den er roch und hörte.
    Ivanhoe gab Declan frei, als Rohkopfs riesige Hände an Ron vorbeischwenkten und nach dem Wahnsinnigen tasteten. Was folgte, entzog sich der Beobachtung. Ron konnte es nicht ertragen, mit anzusehen, wie die Hände Declan in Stücke rissen. Aber er hörte, wie das flehentliche Geschnatter umschlug in ein Gejaul ungläubigen Kummers. Als er sich gleich darauf umschaute, war nichts erkennbar Menschliches mehr an Boden oder Mauerwerk …
    Und jetzt kam Rohkopf ihn holen, kam, um mit ihm dasselbe oder noch Schlimmeres zu machen. Mit aufklaffendem Rachen reckte der riesige Kopf sich herum, um Ron ins Visier zu nehmen, und Ron sah, wie sehr das Feuer Rohkopf verwundet hatte. Das Untier war leichtsinnig gewesen in seiner begeisterten Zerstörungswut. Es hatte sein Gesic ht und die obere Rumpfpartie voll den Flammen ausgesetzt. Seine Körperbehaarung war gekräuselt und versengt, seine Mähne zu Stoppeln weggebrannt, und das Fleisch auf seiner linken Gesichtshälfte war schwarz und blasenbedeckt. Das Feuer hatte ihm die Augäpfel geröstet, sie schwammen in einer klebrigen Masse aus Schleim und Tränen. Deswegen war es Declans Stimme gefolgt und an Ron vorbeigezogen: Es konnte kaum mehr sehen.
    Aber es mußte jetzt sehen. Mußte unbedingt.
    »Hier … hier …«, sagte Ron. »Hier bin ich!« Rohkopf hörte.
    Er schaute, ohne zu sehen, seine Augen versuchten, etwas zu erkennen.
    »Hier! Ich bin hier!«
    Rohkopf knurrte tief in der Brust. Sein verbranntes Gesicht peinigte

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