Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das 3. Buch Des Blutes - 3

Das 3. Buch Des Blutes - 3

Titel: Das 3. Buch Des Blutes - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
Vom Netzwerk:
dringendere Angelegenheiten kümmern. Draußen lief die Bestie frei herum. Er konnte ihr triumphierendes Gebrüll hören, und irgendwie war er versessen, ja versessen darauf, zu ihr hinzugehen. Sie umzubringen oder umgebracht zu werden. Aber zuerst der Kasten. Er enthielt Macht, ohne jeden Zweifel; eine Macht, die ihm eben jetzt die Haare auf dem Kopf sträubte, die seinen Schwanz bearbeitete und ihm einen schmerzenden Ständer verschaffte. Sie schien sein Fleisch zu durchbrodeln, sie versetzte ihn in Hochstimmung wie die Liebe. Lechzend legte er die Hände auf den Kasten, und ein Schock, der seine Gelenke zu verschmoren schien, lief ihm beide Arme hinauf.
    Er wich zurück, und einen Augenblick lang fragte er sich, ob er wohl bei Bewußtsein bliebe, so schlimm war der Schmerz, aber er verebbte innerhalb von Sekunden. Ron schaute sich nach einem Werkzeug um, nach etwas, mit dem er den Kasten aufbekommen konnte, ohne sein Fleisch damit in Berührung bringen zu müssen.
    Verzweifelt umwickelte er seine Hand mit einem Zipfel des Altartuchs und griff sich einen der Messingkerzenleuchter vom Rand des Feuers. Das Tuch begann zu schwelen, während die Hitze sich zu seiner Hand durchfraß. Er trat vom Altar zurück und schlug wie ein Verrückter auf das Holz ein, bis es endlich splitterte. Seine Hände waren jetzt taub. Falls ihm die erhitzten Kerzenleuchter die Handflächen verbrannten, konnte er es zumindest nicht spüren. Überhaupt, was spielte das für eine Rolle ? Hier lag eine Waffe bereit, eine Handbreit von ihm entfernt - wenn er bloß an sie herankommen, sie handhaben könnte. Seine Erektion pulste, seine Eier prickelten.
    »Komm her«, hörte er sich unvermuteterweise sagen, »komm schon, komm schon. Komm her. Komm her.« Als würde er sie durch bloße Willenskraft in seine Umarmung hineinzwingen, diese Kostbarkeit, als wäre sie ein Mädchen, das er haben wollte, das sein Ständer haben wollte, und er hypnotisierte es in sein Bett hinein.
    »Komm her, komm her zu mir.«
    Die Holzfassade brach. Keuchend benutzte er jetzt die Kanten des Kerzenleuchterfußes, um größere Brocken der Kastenfront wegzustemmen. Der Altar war hohl, das war ihm schon vorher klar gewesen. Und leer.
    Leer.
    Bis auf eine Steinkugel von der Größe eines kleinen Fußballs.
    War das seine Siegesprämie? Einfach unglaublich, wie belanglos sie aussah, und doch vibrierte die Luft um ihn noch immer elektrisch, tanzte noch immer sein Blut. Er langte durch das Loch, das er in den Altar gemacht hatte, und holte die Reliquie heraus.
    Draußen jubilierte Rohkopf.
    Bilder blitzten auf vor Rons Augen, während er den Stein in seiner abgetöteten Hand wog. Ein Leichnam mit brennenden Füßen. Ein lodernder Verschlag. Ein Hund, der die Straße entlangrannte, als lebender Feuerball. Es befand sich alles da draußen, wartete darauf, sich vor ihm zu enthüllen.
    Und gegen den Täter hatte er diesen Stein.
    Er hatte auf Gott vertraut, bloß einen halben Tag lang ~\ und war angeschissen worden. Es war bloß ein Stein, bloß ein bekackter Stein. Hin und her drehte er den Fußball in seiner Hand, versuchte seinen Einkerbungen und Ausbuchtungen irgendeinen Sinn abzugewinnen. Sollte er vielleicht irgend etwas verkörpern; entging ihm seine tiefere Bedeutung?
    Geräusche verknäulten sich am ändern Ende der Kirche: ein Krachen, ein Schrei, ein jäh aufbrandendes Flammenzischen draußen vor der Tür.
    Zwei Personen torkelten herein, gefolgt von Rauch und flehentlichen Bitten.
    »Er brennt das Dorf nieder«, sagte eine Stimme, die Ron kannte. Das war dieser wohlwollende Polizist, der nicht an die Hölle hatte glauben wollen. Er versuchte, halbwegs seine vorgespielte Haltung zu bewahren, vielleicht seiner Begleiterin zuliebe, Mrs. Blatter vom Hotel. Das Nachthemd, in dem sie auf die Straße gerannt war, war zerrissen. Ihre Brüste lagen frei; sie erbebten mit ihren Schluchzern. Sie schien nicht zu wissen, daß sie nackt war, wußte nicht einmal, wo sie sich befand.
    »Jesus im Himmel sei uns gnädig«, sagte Ivanhoe.
    »‘s gibt kein’ bekackten Jesus hier herin«, ließ sich Declans Stimme vernehmen. Er rappelte sich jetzt hoch und taumelte auf die Eindringlinge zu. Ron konnte Declans Gesicht von seinem Standort aus nicht sehen, aber er wußte, daß es auf alle Fälle so gut wie unkenntlich sein mußte. Mrs. Blatter wich ihm aus, als er auf die Tür zutorkelte, und lief ihrerseits zum Altar.
    Dort war sie getraut worden, genau an der Stelle, wo er das Feuer

Weitere Kostenlose Bücher