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Das 3. Buch Des Blutes - 3

Das 3. Buch Des Blutes - 3

Titel: Das 3. Buch Des Blutes - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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flogen ihm in gräßlicher Überfülle aus allen Seiten entgegen. Noch nie in seinem Leben hatte er etwas Derartiges gesehen. Jede sexuelle Handlung, die zwischen sich dazu bereit findenden Erwachsenen möglich war (und nur ein paar Akrobaten, gedopte Akrobaten, konnten sich zu solchen Handlungen bereitfinden), war in prächtiger Detailtreue wiedergegeben. Aus einem öligen Sexmorast hochkletternd, lächelten die Darsteller dieser unaussprechlichen Akte Ronnie mit glasigen Augen an; weder Scham noch Schuldbewußtsein zeichneten ihre lustgedunsenen Gesichter. Jeder Schlitz, jeder Spalt, jede Runzel und Pustel ihrer Körper war zur Schau gestellt, nackter noch als nackt. Der sich ausstülpende, keuchend zuckende Exzeß dieser Entblößungen versengte Ronnie den Magen.
    Er klappte das Magazin zu und schaute sich flüchtig noch einen Haufen daneben an. Andere Gesichter, dasselbe rasende Sich-Paaren. Noch die abartigste Lasterhaftigkeit wurde mit dazu passendem Bildmaterial versorgt. Allein schon die Titel bezeugten die Wonnen, die im jeweiligen Heft zu erwarten waren. »Rassefrauen in Ketten«, lautete einer, »Sklaven des Gummis«, verhieß ein anderer. »Neufundländer Lover« präsentierte sich ein drittes Heft, in perfekter Scharfeinstellung bis aufs allerletzte nasse Schnauzhaar.
    Langsam drang Michael Maguires zigaretten-ramponierte Stimme in Ronnies taumelndes Hirn. Sie beschwatzte ihn, versuchte es zumindest, und, was schlimmer war, sie verspottete ihn auf ihre subtile Art wegen seiner Naivität.
    »Sie mußten ja früher oder später drauf kommen«, sagte er. »Je früher, um so besser, nä? Schadet niemand. Doch recht amü sant, das Ganze.«
    Ronnie schüttelte heftig den Kopf, versuchte, die Bilder zu verscheuchen, die hinter seinen Augen Wurzeln geschlagen hatten. Sie vervielfältigten sich bereits, drangen erobernd in ein Territorium ein, das so gänzlich unbeleckt von derartigen Möglichkeiten gewesen war. In seiner Vorstellung tollten Neufundländer in Leder herum und schlürften aus den Körpern ihrer gefesselten Huren. Es war beängstigend, wie diese Abbildungen ihm die Augen überfluteten, jede Seite ein neuer Gegenstand des Abscheus. Er hatte das Gefühl, ersticken zu müssen, es sei denn, er unternahm etwas.
    »Grauenvoll«, mehr brachte er nicht heraus. »Grauenvoll.
    Grauenvoll. Grauenvoll.«
    Er versetzte einem Stoß »Rassefrauen in Ketten« einen Fußtritt. Als dieser umkippte, breitete sich das Bild der Titelseite in mehrfacher Wiederholung über den schmutzigen Boden aus.
    »Lassen Sie das«, sagte Maguire sehr ruhig.
    »Grauenvoll«, sagte Ronnie. »Sie sind alle grauenvoll.«
    »Herrscht ‘ne lebhafte Nachfrage danach.«
    »Nicht bei mir!« sagte er, als hätte Maguire behauptet, daß er irgendein persönliches Interesse daran habe.
    »Schön, dann mögen Sie sie eben nicht. Er mag sie nicht, Dork.«
    Dork wis chte sich mit einem exquisiten Taschentuch Schlagsahne von den kurzen Fingern.
    »Wieso nicht?«
    »Sind ihm zu schmutzig.«
    »Grauenvoll«, sagte Ronnie nochmals.
    »Also, du steckst bis zum Hals in der Sache drin, mein Sohn«, sagte Maguire. War seine Stimme nicht die des Teufels?
    Jawohl, die Stimme des Teufels. »Mach lieber halblang, und trag’s mit Fassung!«
    »Halblang soll er’n machen«, wieherte Dork, »gelungen, Mick, echt gelungen.«
    Ronnie schaute Maguire an. Der Mann war fünfundvierzig, vielleicht fünfzig; aber sein Gesicht hatte einen vergrämten, kaputten Ausdruck, vorzeitig gealtert. Der Charme war dahin; es war kaum menschlich, dieses Gesicht, mit dem er einem den Blick festleimte. Der Schweiß, die Borsten, der gespitzte Mund erinnerten Ronnie an den einladend hergereckten Hintern von einer der aufgespreizt-roten Schlampen in den Pornoheften.
    »Wir drei sind durch die Bank stadtbekannte Schurken«, sagte selbiges Organ, »und wir haben nichts zu verlieren, wenn sie uns wieder erwischen.«
    »Nichts«, sagte Dork.
    »Du hingegen, mein Sohn, du bist ein Profi mit absolut reiner Weste. Also, wie ich das sehe: Wenn du über dieses schmutzige Geschäft rumtratschen willst, dann isses bald aus mit deinem guten Ruf als gewissenhafter, rechtschaffener Buchhalter. Ich würd’ sogar so weit gehen und behaupten, daß du nie mehr Arbeit kriegst. Kapiert, was ich meine?«
    Ronnie wollte Maguire eine reinhauen, also tat er es; mit voller Wucht noch dazu. Es gab ein befriedigendes Knacken, als Maguires Zähne mit ebendieser Wucht gegeneinanderstießen, und rasch quoll Blut

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