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Das 3. Buch Des Blutes - 3

Das 3. Buch Des Blutes - 3

Titel: Das 3. Buch Des Blutes - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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lernen.
    Dann machte er sich zu einem ihm genehmen Zeitpunkt an die Erledigung seiner Arbeit.
    Henry B. starb als erster. Ronnie erschoß ihn in seiner kiefer-natur-verschalten Küche im aufstrebenden Islington. Er hatte eine Tasse frisch gebrühten Kaffee in der dreifingrigen Hand und einen Ausdruck geradezu bedauernswerten Entsetzens im Gesicht. Der erste Schuß erwischte ihn seitlich, beulte dabei sein Hemd ein und ließ ein bißchen Blut hervorquellen, jedoch weit weniger, als Ronnie gegebenenfalls zu verkraften bereit war. Zuversichtlicher geworden, feuerte er abermals. Der zweite Schuß traf seinen Mann in den Hals; und das schien der tödliche Treffer gewesen zu sein. Henry B. stürzte vornüber wie ein Stummfilmkomiker und ließ die Kaffeetasse erst in dem Augenblick los, in dem er auf dem Boden aufschlug. Die Tasse kreiselte in dem Restegemisch aus Kaffee und Leben und kam schließlich scheppernd zum Stehen.
    Ronnie trat zu dem vor ihm liegenden Körper und feuerte Henry B. eine dritte Kugel direkt ins Genick. Dieser letzte Schuß war fast sportlich-lässig: rasch und akkurat. Dann entkam Ronnie problemlos über den Hintereingang, beinahe in Hochstimmung angesichts der Mühelosigkeit der Tat. Es kam ihm vor, als hätte er in seinem Keller eine Ratte in die Enge getrieben und getötet; eine unliebsame Pflicht, die getan werden mußte.
    Der euphorische Schauder dauerte fünf Minuten. Dann mußte er sich heftig erbrechen.
    Jedenfalls: Das war Henry. Aus und vorbei mit seinen Tricks.
    Dorks Tod war etwas sensationeller. Seine Uhr lief beim Hunderennen ab. Ja wirklich, er zeigte Ronnie gerade seinen Gewinncoupon, als er spürte, wie sich das langklingige Messer klammheimlich zwischen seiner vierten und fünften Rippe hineinzwängte. Er konnte kaum glauben, daß man dabei war, ihn zu ermorden, sein tortengemästetes Gesicht zeigte einen Ausdruck grenzenloser Verwunderung. Dauernd sah er sich rings nach den in dichtem Gedränge herumlaufenden Wettgenossen um, als müßte jeden Moment einer von ihnen lachend mit dem Finger auf ihn zeigen und ihm sagen, daß das alles nur ein Scherz sei, ein vorweggenommenes Geburtstagsspielchen.
    Dann drehte Ronnie die Klinge in der Wunde (das sei ganz bestimmt tödlich, hatte er gelesen), und Dork wurde klar, daß dies, Gewinncoupon hin oder her, nicht sein Glückstag war.
    Sein schwerer Körper wurde in dem drangvollen Gewühl an die zehn Meter weiter getragen, bis er sich in den Drehkreuzzähnen des Ausgangs verkeilte. Erst dann spürte jemand den von Dork herrührenden heißen Guß und schrie auf.
    Mittlerweile war Ronnie längst über alle Berge.
    Zufrieden und sich nachgerade sauberer fühlend, ging er nach Hause. Bernadette war dagewesen, um sich Kleider und Lieblingsnippes zusammenzusuchen. Er wollte ihr sagen: Nimm alles, mir liegt nichts dran. Aber sie war hereingeschlüpft und wieder gegangen wie das Gespenst einer Hausfrau. In der Küche war der Tisch noch immer für jenes unwiderruflich letzte Sonntagsfrühstück gedeckt. Staub war auf den Cornflakes in den Schalen der Kinder; die ranzige Butter fettete allmählich die Luft ein. Ronnie saß da, den späten Nachmittag über, die Abenddämmerung über, und weiter bis in die frühen Morgenstunden des folgenden Tages. Er kostete seine neu entdeckte Macht über Leben und Tod aus. Dann ging er in seinen Kleidern zu Bett, da ihm an Ordentlichsein nichts mehr lag, und schlief den Schlaf der beinah Gerechten.
    Es fiel Maguire nicht besonders schwer zu erraten, wer Dork und Henry B. Henry abserviert hatte, auch wenn die Vorstellung, daß sich ausgerechnet dieser Wurm gekrümmt hatte, schwer nachzuvollziehen war. Viele aus der kriminellen Zunft hatten Ronald Glass gekannt und hatten mit Maguire über den kleinen Betrug gelacht, mit dem man dem Unschuldigen so übel mitgespielt hatte. Aber keiner hatte ihn solcher extremen Sanktionen gegen seine Feinde für fähig gehalten. In manchen schäbigeren Quartieren feierte man ihn jetzt wegen seiner bloßen Blutrünstigkeit; andere, Maguire mit eingeschlossen, hatten das Gefühl, er sei zu weit gegangen, um wie ein verirrtes Schaf freudig in die Herde aufgenommen zu werden. Die vorherrschende Auffassung ging dahin, daß er zu beseitigen sei, ehe er dem prekären Gleichgewicht der Macht noch weiteren Schaden zufügen könne.
    So waren Ronnies Tage mit einem Male gezählt. Man hätte sie an den drei Fingern von Henry B. s Hand abzählen können.
    Am Samstag nachmittag kamen sie ihn holen,

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