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Das 3. Buch Des Blutes - 3

Das 3. Buch Des Blutes - 3

Titel: Das 3. Buch Des Blutes - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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und in Maguires Magen hinein. Maguire konnte sie dort spüren, ein Völlegefühl wie beim Sichüberessen, nur daß sich die Schlange mitten in seinem Körper bäumte und herumwarf, ihm die Magenwand zerkratzte und sich in dessen Schleimhaut festkrallte. Es ging alles so schnell. Maguire blieb keine Zeit, an Ersticken zu sterben. Schlußendlich hätte er sich möglicherweise gewünscht, auf diese Weise zu verscheiden, so gräßliches auch g ewesen wäre. Statt dessen spürte er, wie sich Ronnies Hand in seinem Bauch krampfend zusammenzog und tiefer grub, nach einem ordentlichen Halt an seinem Grimmdann, seinem Duodenum suchte. Und als die Hand soviel zu fasseh bekommen hatte, wie sie konnte, zog der Dreckarsch seinen Arm heraus.
    Der Exitus war rasch, aber für Maguire wollte der Augenblick kein Ende nehmen. Er krümmte sich zusammen, als das Ausweiden begann, spürte, wie ihm die Eingeweide wogend den Hals heraufschäumten und sich ihm das Innere nach außen kehrte. Durch den Hals gingen ihm die Lichter aus und hinaus, in einem verquirlten Schwall aus Körpersäften, Kaffee, Blut, Säure.
    Ronnie zog an den Gedärmen und zerrte Maguire, dessen entleerter Rumpf in sich zusammenklappte, Richtung Treppenabsatz. An einer Strecke seiner Innereien entlanggeschleift, erreichte Maguires Körper die oberste Stufe und kippte vornüber. Ronnie ließ los, und Maguire stürzte, den Kopf in Gedärm vermummt, zum unteren Treppenabsatz, wo noch immer seine Tochter stand.
    Sie schien, ihrem Gesichtsausdruck nach, nicht im geringsten alarmiert. Aber schließlich wußte Ronnie, wie leicht Kinder einen täuschen konnten.
    Nachdem seine Aufgabe nun vollständig erledigt war, begann er, die Treppe hinunterzuwackeln, löste dabei die Umwicklungen von seinem Arm und versuchte kopfschüttelnd, ein Fitzdien an menschlicher Erscheinung wiederzuerlangen. Die Bemühung hatte Erfolg. Bis er bei der Kleinen am unteren Treppenabsatz ankam, war er imstande, ihr etwas zu offerieren, das weitgehendst einem Anflug von Menschlichkeit glich.
    Sie reagierte nicht, und ihm blieb nur übrig, hier zu verschwinden und zu hoffen, daß sie mit der Zeit lernen würde zu vergessen.
    Sobald er weg war, ging Tracy nach oben, ihre Mutter suchen.
    Raquel reagierte nicht auf ihre Fragen, ebensowenig der Mann auf dem Teppich beim Fenster. Aber an ihm war etwas, das sie faszinierte. Ein dickes, rotes Schlangenvieh, das sich aus seiner Hose herausquetschte. Das brachte sie zum Lachen; es war so ein dummes kleines Dingsbums.
    Das Mädchen lachte noch immer, als Wall vom Yard auftauchte, zu spät, wie üblich. Zwar nahm er die Totentänze, an die das Haus sich mit Mordsschwung gewagt hatte, in Augenschein, doch war er, im ganzen gesehen, froh, bei dieser speziellen Party ein verspäteter Ankömmling gewesen zu sein.
    Im Beichtstuhl von St. Mary Magdalene war das Leichentuch von Ronnie Glass nunmehr bis zur Unkenntlichkeit verrottet.
    Nur sehr wenig Gefühl war noch übrig in ihm, bloß das Verlangen, sich von diesem verwundeten Körper zu trennen.
    So stark war,dieses Verlangen, daß er wußte, er würde ihm nicht mehr sehr lange widerstehen können. Dieser Körper hatte ihm gute Dienste geleistet; er konnte sich über ihn nicht beklagen. Aber jetzt war Ronnie mit seinem Atem am Ende. Er konnte das Unbelebte nicht länger beleben.
    Allerdings wollte er beichten, wollte so überaus dringend beichten, es dem Vater sagen, dem Sohn und dem Heiligen Geist, welche Sünden er begangen hatte in Gedanken, Worten und Werken. Da half nur eines: Wenn Pater Rooney nicht zu ihm kam, dann ging eben er zu Pater Rooney.
    Er öffnete die Beichtstuhltür. Die Kirche war fast leer. Es war jetzt Abend, schätzte er, und wer hatte da Zeit zum Kerzenanzünden, wenn es Essen zu kochen, Liebe zu kaufen, Leben zu haben gab? Nur ein griechischer Blumenhändler, der im Mittelgang um einen Freispruch für seine Söhne betete, sah das Leichentuch in Richtung Sakristei torkeln. Es sah aus wie einer von diesen verfluchten jugendlichen Spinnern, den Kopf mit einem verdreckten Laken verhängt. Dem Blumenhändler war diese Art gottlosen Verhaltens zutiefst zuwider - er brauchte bloß zu schauen, wohin es seine Kinder gebracht hatte. Er wollte dem Bürschchen eine kleine Abreibung verpassen und ihm beibringen, im Haus des Herrn solch dämliches Bettlerspiel zu unterlassen.
    »He, du!« sagte er, zu laut.
    Das Leichentuch wandte sich um und blickte den Blumenhändler an, mit Augen, die wie zwei in warmen Teig

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