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Das 3. Buch Des Blutes - 3

Das 3. Buch Des Blutes - 3

Titel: Das 3. Buch Des Blutes - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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mit.
    »Mami?« gab er ihr mimisch zu verstehen.
    »Oben«, antwortete sie, ohne die Kopfhörer abzunehmen.
    Oben. Während er die Treppe hinaufstieg, hörte er die Hunde im hinteren Teil des Gartens bellen. Was trieb es gerade? Was trieb der Kacker gerade?
    »Raquel…?« Seine Stimme war so schwach, daß er sie kaum selber hören konnte. Es war, als wäre er vorzeitig in seinem eigenen Haus zum Gespenst geworden.
    Auf dem oberen Treppenabsatz: kein Geräusch.
    Er wankte in das braungekachelte Badezimmer und knipste das licht an. Die Beleuchtung war vorteilhaft, und er hatte sich in ihr immer gern betrachtet. Der milde Schein nahm dem Alter einiges von seiner Schärfe. Aber jetzt weigerte sich die Beleuchtung zu lügen. Sein Gesicht war das eines alten und gehetzten Mannes.
    Er riß den Wäschelüftungsschrank auf u nd tastete suchend zwischen den warmen Handtüchern herum. Da \ Ein Schießeisen kuschelte in duftender Behaglichkeit, gut versteckt, nur für dringende Notfälle. Die Berührung ließ seinen Speichel flie
    ßen. Er griff sich die Waffe und überprüfte sie. Alle Funktionen okay. Dieses Schießeisen hatte Glass schon einmal erledigt, und konnte es wieder tun. Und wieder. Und wieder.
    Er öffnete die Schlafzimmertür.
    »Raquel…«
    Sie saß auf der Bettkante und hatte Norton zwischen den Beinen stecken. Beide noch angezogen. Eine von Raquels üppigen Brüsten in Strippermanier aus dem BH gezwängt und Norton in den aufnahmewilligen Mund gedrückt. Raquel schaute sich um, blöde wie immer, und kapierte nicht, was sie getan hatte.
    Ohne nachzudenken, feuerte er.
    Die Kugel überraschte sie mit offenem Mund, begriffsstutzig wie immer, und pustete ihr ein beachtliches Loch in den Hals.
    Norton zog sich heraus, er war ja schließlich kein Nekrophiler, und rannte Richtung Fenster, wobei nicht recht klar war, was er vorhatte. Flucht war ausgeschlossen.
    Die nächste Kugel erwischte Norton mitten im Rücken, jagte durch seinen Körper und schlug ein Loch ins Fenster.
    Erst dann, als der Tod ihres Lovers eingetreten war, kippte Raquel hintenüber aufs Bett, die Brust bespritzt, die Beine weit gespreizt. Maguire sah zu, wie sie fiel. Die häusliche Obszönität ekelte ihn nicht an; sie war irgendwie erträglich. Titten und Blut und Mund und verpfuschte Liebe und alles; es war irgendwie erträglich, durchaus. Vielleicht wurde er langsam gefühllos.
    Er ließ das Schießeisen fallen.
    Die Hunde hatten zu bellen aufgehört.
    Er schlüpfte aus dem Zimmer auf den Flur und schloß dabei leise die Tür, um das Kind nicht zu beunruhigen. Bloß nicht das Kind beunruhigen. Während er an die letzte Stufe trat, sah er das einnehmende Gesicht seiner Tochter vom unteren Treppenabsatz zu sich heraufstarren.
    »Daddy.«
    Mit einem verdutzten Ausdruck starrte er sie an.
    »Es war jemand an der Tür. Hab’ ihn am Fenster vorbeigehn sehn.«
    Unsicher begann er, die Treppe hinunterzugehen, jeweils nur eine Stufe. Langsam, nur schön langsam, dachte er.
    »Ich hab’ aufgemacht, aber da war niemand.«
    Wall. Wall mußte das sein. Der würde wissen, was am besten zu tun war.
    »War es ein großer Mann?«
    »Ich hab’ ihn nicht richtig gesehn, Daddy. Bloß sein Gesicht. Es war noch weißer als deines.«
    Die Tür! O lieber Gott, die Tür! Wenn sie sie offengelassen hatte. Zu spät.
    Der Fremde kam in die Diele, und sein Gesicht zerknitterte sich zu einer Art Lächeln, das Maguires Meinung nach so ungefähr das Schlimmste war, was er je gesehen hatte.
    Es war nicht Wall.
    Wall war aus Fleisch und Blut. Der Besucher war eine zerzauste Stoffpuppe. Wall war ein Finsterling. Dieser hier lächelte. Wall war Leben und Gesetz und Ordnung. Dieses Wesen nicht.
    Es war Glass, wer sonst.
    Maguire schüttelte den Kopf. Tracy, die das hinter ihr in der Luft schwebende Wesen nicht sah, mußte ihn mißverstehen.
    »Was hab’ ich denn falsch gemacht?« fragte sie.
    Ronnie segelte an ihr vorbei die Treppe hinauf, jetzt mehr ein Schatten als irgend etwas auch nur weitläufig Menschenverwandtes. Tuchfetzen zottelten hinter ihm her. Maguire hatte keine Zeit, Widerstand zu leisten, noch Willenskraft übrig, dies zu tun. Er öffnete den Mund, um irgend etwas zur Verteidigung seines Lebens vorzubringen, doch Ronnie stieß den verbliebenen, zu einem Leinenseil gewrungenen Arm in Maguires Schlund. Der würgte daran, aber Ronnies Armschlange wand sich weiter, am protestierenden Kehlkopfdeckel vorbei und drängte sich Bahn brechend die Speiseröhre hinunter

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