Das 4. Buch des Blutes - 4
sie.
»Sadie hat alles zugegeben, gleich von Anfang an. Es hätte nicht das geringste geändert, ob sie nun die Mordwaffe hatten oder nicht.«
Earl drehte und wendete das Schießeisen in seiner Hand Verkrusteter Schmutz klebte daran.
»Das ist Blut«, informierte ihn Laura-May. »Es war noch feucht, als ich es fand. Sie muß Bucks Körper damit berührt haben, um sicherzugehen, daß er tot war. Hat nur zwei Kugeln gebraucht. Die restlichen sind noch drin.«
Earl hatte Waffen nie besonders leiden können, seit sich sein Schwager bei einem Schießunfall drei Zehen weggepustet hatte. Der Gedanke, daß die .38er noch immer geladen war, machte ihn nur noch besorgter. Er steckte sie wieder in die Umhüllung und schlug sie in das Tuch ein.
»Etwas Ähnliches wie diesen Raum hab’ ich noch nie gesehen«, sagte er, während Laura-May sich hinkniete, um das Schießeisen wieder an seinen Platz in der Schublade zu legen.
»Du bist schon eine beachtliche Frau, weißt du das?«
Sie schaute zu ihm auf. Langsam glitt ihre Hand vorn an seiner Hose hoch.
»Es freut mich, daß dir gefällt, was du siehst«, sagte sie.
»Sadie…? Kommst du jetz’ im Bett oder nicht?«
»Ich will mich bloß noch zu Ende frisieren.«
»Das is’ nicht fair von dir. Vergiß deine Frisur, und komm hier rüber!«
»’n Augenblick noch.«
»Scheiße.«
»Du hast’s doch nicht eilig, Buck, oder? Ich mein’, du mußt doch nirgendwo sonst hin?«
Im Spiegel konnte sie ihn sehen. Er warf ihr einen sauren Blick zu.
»Du find’st es komisch, ja?« sagte er.
»Finde was komisch?«
»Was damals geschah. Ich werd’ erschossen. Du kommst auf’n elektrischen Stuhl. Verschafft dir irgend ’ne perverse Befriedigung.«
Wenige Sekunden dachte sie über das Gesagte nach. Es war das erste Mal, daß Buck so etwas wie den Wunsch erkennen ließ, ernsthaft zu reden; sie wollte wahrheitsgemäß antworten.
»Ja«, sagte sie, als sie sicher war, daß dies die Antwort war.
»Ja; wahrscheinlich hat’s mir tatsächlich Spaß gemacht, auf sonderbare Weise.«
» Wußt ’ ich’s doch«, sagte Buck.
»Sei gefälligst leise«, schnauzte Sadie, »sonst hört sie uns.«
»Sie ist nach draußen gegangen. Hab’ sie gehört. Und lenk nicht vom Thema ab!«
Er wälzte sich herum und setzte sich auf die Bettkante: Die Wunde sieht tatsächlich schmerzhaft aus, dachte Sadie.
»Hat es sehr weh getan?« sagte sie und wandte sich ihm zu.
»Machst du Witze?« fragte er und präsentierte ihr überdeutlich sein Loch. »Nach was sieht dieses Kackdings wohl aus?«
»Ich dachte, es würde schnell gehen. Ich hätte nie gewollt, daß du leidest.«
»Is’ das wahr?« sagte Buck.
»Natürlich. Ich hab’ dich mal geliebt, Buck. Wirklich. Kennst du die Schlagzeile vom Tag danach?«
»Nein«, antwortete Buck, »ich war anderweitig beschäftigt, wenn du dich entsinnst.«
»MOTEL WIR SCHLACHTHAUS DER LIEBE, lautete sie. Es gab Aufnahmen von dem Zimmer; vom Blut auf dem Boden; von dir, wie man dich unter einem Laken hinausträgt.«
»Meine schönste Stunde«, sagte er bitter. »Und sie zeigen nicht mal mein Gesicht in der Presse.«
»Die Formulierung vergeß ich nie: SCHLACHTHAUS DER
LIEBE! Das fand ich romantisch. Du nicht?«
Buck grunzte angewidert.
Sadie fuhr so oder so fort: »Ich hab’ dreihundert Heiratsanträge bekommen, während ich auf den elektrischen Stuhl wartete, hab’ ich dir das je erzählt?«
»Ach tatsächlich?« fragte Buck. »War’n sie bei dir zu Besuch? Harn sie dir ’n bißchen was von der alten Geigerei verpaßt, um dich von dei’m großen Tag abzulenken?«
»Nein«, sagte Sadie frostig.
»Hättest dir’s gut gehn lassen könn’. Hätt’ ich gemacht an deiner Stelle.«
»Du schon, da bin ich sicher.«
»Wenn ich bloß daran denke, bin ich schon am Kochen, Sadie. Wieso kommst nicht her und holst dir’s, solang es heiß is’?«
»Wir sind hier, um miteinander zu reden. Buck.«
»Wir ham geredet, du lieber Heiland«, sagte er. »Ich will nicht mehr reden. Komm her jetzt! Du hast’s versprochen.« Er rieb sich den Unterleib und lächelte ihr unaufrichtig zu. »Tut mir leid wegen dem Blut und allem, aber ich bin dafür mitverantwortlich.«
Sadie stand auf.
»Jetzt wirst endlich vernünftig«, sagte er.
Während Sadie Durning zum Bett hinüberging, kam Virginia aus dem Regen ins Zimmer. Er hatte ihr das Gesicht etwas gekühlt, und die Tranquilizer, die sie genommen hatte, fingen endlich an, ihren Organismus einzulullen. Im Bad
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