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Das 5. Buch des Blutes - 5

Das 5. Buch des Blutes - 5

Titel: Das 5. Buch des Blutes - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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die Flamme an eine Zigarre. Eine günstige Gelegenheit bot sich: Garvey beschäftigt, der Schläger matt gesetzt. Jerry ergriff sie. Unter dem Taschenlampenstrahl wegtauchend, verließ er seinen Platz an der Wand, und es gelang ihm, Fryer dabei gleichzeitig die Stablampe aus der Hand zu schlagen. Die Lichtquelle schepperte über die Fliesen und ging aus.
    In der plötzlichen Finsternis kämpfte Jerry strauchelnd, aber wild entschlossen um die Freiheit. Hinter sich hörte er Garvey fluchen; hörte Chandaman und Fryer zusammenstoßen, als sie den Boden nach der heruntergefallenen Taschenlampe absuchten. Er begann, sich an der Wand entlang zum Ende des Korridors voranzuschieben. Der Weg zur Eingangstür führte an seinen Schindern vorbei, kam also nicht in Frage; seine einzige Hoffnung bestand darin, sich unauffindbar im Netzwerk der Korridore zu verlieren, das vor ihm lag.
    Er erreichte eine Ecke und bog nach rechts ab, sich vage erinnernd, daß ihn das von den Hauptpassagen weg und in die Nebengänge hineinführte. Er war atemlos und übel zugerichtet von den Prügeln, die er bezogen hatte, wenn sie auch unterbrochen worden waren, bevor sie ihn völlig lahmlegen konnten.
    Jeden Schritt, den er machte, spürte er als schneidenden Schmerz in Rücken und Unterbauch. Als er auf den glitschigen
    Fliesen ausrutschte und auf den Boden knallte, hätte er beinah aufgeschrien.
    Weiter hinter ihm brüllte Garvey wieder. Die Stablampe war entdeckt worden. Ihr Schein tanzte irrlichternd das Labyrinth entlang, um ihn aufzuspüren. Jerry eilte weiter, froh über die trübe Beleuchtung, aber nicht über ihre Quelle. Sie würden folgen, und zwar rasch. Wenn, wie Carole gesagt hatte, der Bau als einfache Spirale konzipiert war und somit die Korridore in unerbittlicher Kreisbewegung eine Figur beschrieben, aus der kein Weg hinausführte, dann war er verloren. Aber er hatte sich festgelegt. Schwindlig geworden von der steigenden Hitze, tastete er sich weiter und betete darum, daß er einen Notausgang finden möge, der ihn aus dieser Falle hinausführte.
    »In die Richtung is’ er gegangen«, sagte Fryer. »Das muß er sein.«
    Garvey nickte; es war in der Tat am wahrscheinlichsten, daß Coloqhoun diesen Weg eingeschlagen hatte. Weg vom Licht und hinein ins Labyrinth.
    »Laufen wir ihm hinterher?« fragte Chandaman. Der Mann geiferte geradezu, so scharf war er darauf, die von ihm begonnene Prügelei zu Ende zu bringen. »Er kann noch nicht so weit sein.«
    »Nein«, sagte Garvey. Nichts, nicht einmal die Aussicht auf den Ritterstand, hätte ihn dazu bewegt, Jerry zu folgen.
    Fryer war schon ein paar Meter in den Gang vorgedrungen und lenkte den Strahl der Taschenlampe auf die glitzernden Wände.
    »Es ist warm«, sagte er.
    Garvey mußte nur zu gut, wie warm es war. Solche Hitze war nicht natürlich, nicht für England. Das war eine Insel mit gemäßigtem Klima; deshalb hatte er sie auch nie verlassen. Die drückende Hitze anderer Kontinente brachte Absonderlichkei-ten hervor, auf deren Anblick er liebend gern verzichtete.
    »Was machen wir?« wollte Chandaman wissen. »Warten, bis er wieder rauskommt?«
    Garvey überlegte. Der Geruch aus dem Korridor begann, ihn zu beunruhigen. Seine Eingeweide regten sich heftig, es überlief ihn kalt. Instinktiv brachte er die Hand an die Schamgegend. Seine Männlichkeit war vor nervöser Beklemmung geschrumpft.
    »Nein«, sagte er plötzlich.
    »Nein?«
    »Wir warten nicht.«
    »Er kann nicht ewig da drin bleiben.«
    »Nein hab’ ich gesagt!« Er hatte nicht geahnt, wie sehr ihn die klamme Ausdünstung des Baus aus der Fassung bringen würde. So ärgerlich es auch war, Coloqhoun auf diese Weise entwischen zu lassen, er wußte, daß er riskierte, seine Selbst-beherrschung zu verlieren, wenn er noch recht viel länger hierbliebe.
    »Ihr zwei könnt in seiner Wohnung auf ihn warten«, sagte er zu Chandaman. »Er muß früher oder später dort aufkreuzen.«
    »Jammerschade«, brummte Fryer, während er aus dem Gang heraustrat. »So ‘ne Jagd gefällt mir.«
    Vielleicht folgten sie ihm nicht. Es war jetzt mehrere Minuten her, seit Jerry die Stimme hinter sich gehört hatte.
    Sein Herz hatte das rasende Gepumpe eingestellt. Jetzt, da das Adrenalin seinen Schritt nicht mehr beschleunigte und seine Muskeln nicht mehr vom Schmerz ablenkte, verlangsamte sich
    sein Gang zu einem Kriechen. Und selbst dagegen protestierte sein Körper noch.
    Als die Qualen des Sichfortbewegens unerträglich wurden, glitt er an

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