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Das 5. Gebot (German Edition)

Das 5. Gebot (German Edition)

Titel: Das 5. Gebot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
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dem Fenn ausfindig zu machen.
    „Vicky ist Manuela, und Manuela ist verschwunden. Sie hat durch Nachrichten auf die Mailbox ihres Mannes eine Spur gelegt, die ist so breit wie der Sankt-Lorenz-Strom. Er hat sich das Handy in London klauen lassen.“
    „Wir müssen Vicky finden und in Sicherheit bringen.“
    „Was ist mit dem Jungen?“, fragte Neumann. Grunwald selbst nannte Michael immer nur den Jungen.
    „Ach, der Gedanke ist Ihnen also auch schon gekommen“, sagte Grunwald.
    „Nun, er ist der Einzige, der etwas zu verlieren hat“, sagte Neumann.
    „Nehmen wir einmal an, dass mein Herr Neffe jemanden beseitigen lassen will. An wen würde er sich wenden?“
    „Da gibt es einige Möglichkeiten“, sagte Neumann.
    „Wie viele Möglichkeiten gibt es, dies diskret zu tun? Es soll zufällig aussehen. Unfall?“
    Neumann starrte ihn an.
    „Was ist los, Neumann, ist dir was eingefallen? Rede!“
    Neumann schüttelte den Kopf, als wollte er einen lästigen Gedanken abwehren. „Da läutet was im Hinterkopf.“
    „Lass es laut läuten“, sagte Grunwald.
    „Es gab da mal, warte, lassen Sie mich rechnen, also vor ungefähr zehn, zwölf Jahren …“
    „Neumann, konzentrier dich!“
    „Ja, Boss. Nein, es war im Jahr 2000, genau, da hatten wir das Problem, dass osteuropäische Schutzgelderpresser uns im Visier hatten. Der Junge, der Chef der Detektei Winkler und sein Adlatus – Namen sind Schall und Rauch – und ich, wir haben die Situation analysiert und eine Strategie entwickelt, wie wir uns in Zukunft davor schützen könnten. Dabei haben wir alle Szenarien durchgespielt, was passieren könnte. Ein Szenario waren Morddrohungen. Ihr Neffe meinte, dass man so etwas ja wohl nicht ernst nehmen müsse, Mordkommandos seien ja wohl eine Räuberpistole aus irgendwelchen B-Movies. Da erzählte Winkler, dass es mitnichten eine Räuberpistole sei, Berlin wäre als Standort für einen Mordauftrag sogar ganz besonders gut geeignet, durch die Nähe zu Polen und die Möglichkeit, nicht nur schnell in ein anderes Land, sondern auch schnell in einem anderen Bundesland, also nach Brandenburg zu verschwinden. Und dass es da ganze Unternehmensgruppen gebe, die sich auf Mord mit Unfallcharakter spezialisiert hätten. Oder auf Morde, die zufällig aussehen. Raubmord. Vergewaltigung. So was.“
    „Russen?“, fragte Grunwald, der zu Russen ein gespaltenes Verhältnis hatte. Einerseits hatte er fünf Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft verbracht, andererseits hatte er einige Russen, insbesondere Russinnen, kennengelernt, die ein sehr großes Herz hatten.
    „Auch, aber die machen das wohl hauptsächlich unter sich aus. Auf den deutschen Markt haben sich vor allem die Polen spezialisiert, wie gesagt, der räumlichen Nähe wegen.“
    „Ist damals ein Name genannt worden, eine Idee, wie man an diese Leute herankommt?“
    „Lassen Sie mich nachdenken und recherchieren.“
    „Wir müssen sie stoppen, Peter. Wenigstens die Kleine soll überleben. Wenigstens meine Kleine.“
    Neumann erhob sich. „Ich geh arbeiten, Sie hören von mir, Boss.“
    Der Alte nickte. Er wusste, dass er sich auf Neumann verlassen konnte.

49. Zehlendorf
     
    George fuhr nach Hause. Checkte den Anrufbeantworter. Nichts. Er schaute sich die eingehenden Anrufe an. Nichts. Niemand hatte ihn angerufen. Niemand. Da war manipuliert worden. Er ging in die Küche, in der ein eindeutiger Geruch von Sojasauce hing. Der Economist lag falsch herum auf dem Küchentisch. Er las ihn immer von hinten nach vorn. Aber er lag jetzt mit der Titelseite nach oben auf dem Tisch. Verdammt noch mal, das gibt es doch gar nicht, dachte er. Er hatte eindeutig Besuch gehabt. Das gefiel ihm nicht. Er musste Vicky irgendwie erreichen. Bei wem könnte sie sich nur versteckt haben?
    Früher hatten wir noch so etwas wie ein altmodisches Notizbuch. Mit all den Telefonnummern, die man heute so im Handy hat. Wo könnte Vicky ihr altes Adressbuch aufbewahrt haben. Im Schlafzimmer? Im Nachttisch? Im Schminktisch? In ihren Schreibunterlagen? Bei dem Babybuch, das sie akribisch führte. Neben dem Notebook. Auf ihrem Schminktisch. Also in der Schublade unter ihrem Schminktisch. Das wäre logisch. George stand auf und ging ins Schlafzimmer. Voilà! Er kannte seine Frau doch gut. Da war es. George setzte sich mit dem Adressbuch an den Küchentisch. Er würde jetzt jeden einzelnen Namen anrufen, dessen er habhaft werden konnte. Es war lange nach Mitternacht, aber das zählte nicht. Jetzt mussten

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