Das 5-Minuten-Grauen
bin. Mal sehen.«
Als Suko die Dämonenpeitsche zog, sorgte Sir James dafür, daß andere zurücktraten.
Der Inspektor schlug abermals den Kreis und ließ die drei Riemen hervorrutschen. Es kam jetzt darauf an, daß er zielgenau schlug. Nicht der Schlamm sollte getroffen werden, sondern genau das Gesicht, damit keine Flammen entstanden, die sich weiter ausbreiten konnten.
»Ich glaube auch, daß es unsere einzige Möglichkeit ist«, murmelte Sir James. »Die Gesichter oder das Gesicht kann eine Quelle sein. Wenn sie versiegt, ist auch der Schlamm gestoppt.«
»Ja, Sir!« Sukos Stimme klang angespannt. Es kam jetzt auf ihn und seine Kunstfertigkeit beim Schlagen an. Er mußte die drei Riemen zusammenhalten, wenn er schlug. Das geringste Verfehlen des Ziels würde den Schlamm in Brand setzen.
Er nahm sehr genau Maß. Die Riemen hatte er nebeneinandergelegt, verknotete zwei mit einem, hoffte, daß dieser Knoten hielt, und holte dann aus.
Den Blick starr auf das Ziel gerichtet, jagte er die drei Riemen kraftvoll nach unten.
Selbst Sir James hielt den Atem an. Hinter seinen Brillengläsern zuckten die Augen, als Sukos Dämonenpeitsche haargenau das Ziel traf und die Riemen direkt über das sich im Schlamm abzeichnende Gesicht schnitten. Er hoffte nur, daß es so dicht unter oder vielleicht sogar auf der Oberfläche schwebte, daß die magische Waffe nichts mehr in Brand setzte.
Suko zog die Peitsche wieder zurück. Seine linke Hand hatte er zur Faust geballt. Er hoffte, etwas erreicht zu haben — und atmete auf, als kein Feuer erschien.
Dafür geschah etwas mit dem Gesicht!
Im ersten Moment sah es so aus, als wollte es abheben, einfach hochsteigen aus dem Schlamm, auch wellte sich das Zeug an den Seiten des Gesichts, aber die Zeugen konnten aufatmen, denn sie erkannten sehr deutlich, wie das Frauengesicht zerfloß.
»Gut!« flüsterte Sir James nur, »gut…«
Suko enthielt sich eines Kommentars. Er war wieder schlagbereit, was er nicht brauchte, denn das Frauengesicht, das dünn auf der Oberfläche schwamm, löste sich auf.
Es sah für die Betrachter so aus, als würde der Schlamm an den Umrissen zerren und sie in alle Seiten hin wegtreiben. Da wurde das Frauengesicht regelrecht auseinandergezogen, seine Teile tauchten ein in den Schlamm und zerflatterten dort.
Sie verloren ihre helle Farbe, die dunkle überwog, so daß sie zu einem Teil der Masse wurden.
Und der Schlamm selbst?
Auf Sir James' Stirn glitzerten ebenfalls Schweißperlen, als er zuschaute, wie dieses widerliche, höllische Zeug sich nicht mehr ausbreitete, als wollte es Atem für eine weitere Aktion holen, dann jedoch damit begann, sich zurückzuziehen.
Der Superintendent schüttelte den Kopf. »Kneifen Sie mich mal, Suko. Ich glaube, ich träume.«
»Bestimmt nicht, Sir. Das Zeug verschwindet.«
Scharf atmete der hohe Beamte aus. »Wenn das unser Sieg sein sollte, gebe ich einen aus.«
»Wir müssen noch abwarten.«
In den folgenden Sekunden geschah nicht viel. Sie allerdings waren froh, daß überhaupt etwas passierte. Der eklige Geruch blieb noch, aber die Masse selbst bekam eine andere Form. Sie blieb nicht mehr so weich und flüssig, sie warf Wellen, beulte sich zudem aus, änderte auch ihre Eigenschaft und wurde zu einem trockenen Teppich, der den Boden bedeckte und dem immer mehr Flüssigkeit entzogen wurde. An den Rändern war er bereits eingetrocknet. Als Suko ihn dort mit seiner Schuhspitze berührte, merkte er genau den Widerstand. Zudem knisterte es unter seiner Sohle.
Das Austrocknen blieb nicht auf den Rand beschränkt. Die Magie der Peitsche hatte dem Schlamm die höllische Kraft genommen, denn der Vorgang des Austrocknens setzte sich fort.
Allmählich erfaßte er die gesamte Masse und war begleitet von knisternden Geräuschen, die entstanden, als das Zeug langsam kristallisierte.
Jetzt erst atmete Suko auf, drehte sich zu seinem Chef, lächelte schwach.
»Gut?« fragte Sir James.
»Bestimmt. Ich schätze, Sir, Sie können bald Schaufeln und Hacken holen, um die Erinnerung aus dem Yard zu schaffen. Wir haben bei unserer Attacke den Nerv getroffen. Das Frauengesicht ist die Quelle gewesen, eine andere Lösung gibt es nicht.«
»Das glaube ich auch.«
»Da war noch ein zweites Gesicht!« meldete sich einer der Beamten. »Dieser Mann, er gehörte zu uns…«
»Richtig.« Suko nickte ihm zu. »Nur — haben Sie etwas von ihm gesehen, Mister?«
»Nein.«
»Er spielte auch keine Rolle. Er war das Opfer, nicht der
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