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DAS 5. OPFER

DAS 5. OPFER

Titel: DAS 5. OPFER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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ihre Tasche zu der Sicherheitsnadel, »aber es sieht nicht gut aus.«
    Sie beschloss, ihnen nichts von dem blutigen Handtuch zu erzählen. Gott, Tara würde es wahrscheinlich nehmen, daran riechen, es an ihr Herz drücken und in Trance verfallen.
    »Aber was ich nicht kapiere, ist, was sie hier überhaupt gemacht hat«, sagte Tara. »Ich meine, sie hat ein Zuhause. Und jede Menge interessante Theaterfreunde, die wahrscheinlich auch ein Zuhause haben. Also, warum diese Müllhalde aufsuchen?«
    »Das ist reine Vermutung«, sagte Charlie und trat gegen die leeren Flaschen auf dem Boden.
    »Vielleicht brauchte sie nur einen Ort, der ganz ihr gehörte, wisst ihr?«, schlug Tara vor. »Einen Ort an den sie kommen konnte, um nachzudenken.«
    »Alter«, sagte Sid und schob seine Hände tief in die Taschen seiner Jeans. »Das hier ist nicht gerade die Art von Ort, an den man kommt, um nachzudenken. Ich schätze, dass sie sich hier mit Typen getroffen hat. Vielleicht ein wenig Geld mit ihnen verdient hat.«
    »Was?«, sagte Charlie. »Willst du sagen, dass sie so etwas wie …«
    »Meine Mutter ist eine Schauspielerin«, brüllte Reggie beinahe, da sie fest entschlossen war, ihn das Wort nicht sagen zu lassen. Und es war nicht wahr. Es konnte nicht wahr sein.
    Sie alle standen schweigend da, keiner bewegte sich oder sah die anderen auch nur an. Dann begann Tara, sich langsam im Raum zu drehen, mit ausgestreckten Händen, die Augen fest geschlossen. Sie sah aus wie ein Kind, das Steck-dem-Esel-den-Schwanz-an spielte.
    »Hier hat er sie sich gegriffen«, verkündete Tara. »Genau hier, denke ich, ist es passiert«, sagte sie und wackelte mit ihren Fingern wie eine Anemone, während sie in der Mitte des Raumes stehenblieb.
    Charlie schnaubte. »Für mich sieht es so aus, als hätte jemand nach etwas gesucht. Das Zimmer einfach auseinandergenommen, um es zu finden. Und wäre dabei immer saurer geworden.«
    »Ich denke immer noch, dass es die Cops gewesen sein könnten«, sagte Sid.
    »Auf keinen Fall«, entgegnete Charlie. »Die Cops hätten diesen Ort wie einen Tatort behandelt. Wären wirklich vorsichtig gewesen. Vielleicht wurde das Zimmer so verwüstet, nachdem sie da waren. Oder vielleicht haben sie es so vorgefunden. Das kann man nicht wissen. Eines weiß ich mit Sicherheit, und zwar, dass mein Dad und die anderen Cops so etwas nicht tun würden.«
    »Er war es«, sagte Tara, die Augen immer noch geschlossen, die Hände ausgestreckt, als würde sie nach einem unsichtbaren Gegenstand tasten. »Neptun. Ich weiß es. Ich fühle ihn hier drin.« Sie erschauerte dramatisch.
    »Okay, sagen wir, es war Neptun, der herkam und das Zimmer verwüstete. Wonach hätte er suchen können?«, fragte Reggie.
    Taras Augen öffneten sich weit und glitzerten in dem trüben Licht. »Etwas, das ihn mit ihr in Verbindung bringen könnte. Beweise. Neptun hat sie sich geschnappt und ist zurückgekommen, um sicherzustellen, dass hier nichts herumliegt, was die beiden miteinander in Verbindung bringen könnte«, sagte Tara. »Das ist total plausibel!«
    »Wenn man annimmt, dass es Neptun war, der das getan hat«, ergänzte Charlie.
    »Natürlich war es Neptun«, sagte Tara. Sie warf Charlie einen verächtlichen Blick zu. »Wer sonst könnte es gewesen sein?« Sie sah jetzt Reggie an, als würde sie ihr die Frage stellen.
    »Jeder«, seufzte Reggie, die sich daran erinnerte, dass der alte Mann mit der Zahnprothese gesagt hatte, es gäbe da jede Menge Männer. »Es könnte jeder gewesen sein.«
    »Alter, das ist total abgefuckt«, sagte Sid und blickte sich mit zusammengekniffenen Augen im Zimmer um. »Ich weiß nicht, was hier abgegangen ist, aber ich fange an diesem Ort ein paar ernsthaft negative Schwingungen auf.«
    »Total«, sagte Tara, fröstelte dramatisch und bewegte sich näher an Sid heran.
    Reggie wurde klar, dass sie kein Recht hatte, in diesem Raum zu sein. Wer glaubte sie, war sie, hier einfach so einzudringen? Sie war kein Spürhund, kein Superheld. Das war hier nicht irgendeine Fernsehserie oder ein Comicheft. Das Zimmer und alles darin erschreckten sie, und nicht einfach nur die Art, wie es auseinandergelegt worden war – es war das Ganze: das nicht zusammenpassende Geschirr, der leere Kühlschrank, die Kondome, die Kakerlake im Badezimmer. Die Tatsache, dass sie ihre Mutter überhaupt nicht richtig gekannt hatte. Dass sie sie als eine Art goldene Superfrau gesehen hatte, als das Aphrodite-Cold-Cream-Mädchen, als

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