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DAS 5. OPFER

DAS 5. OPFER

Titel: DAS 5. OPFER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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nicht die Tara, die ihr Angst machte. Nein, wenn sie ihre Augen schloss, dann sah sie die dreizehnjährige Tara vor sich, mit glitzernden, dunklen Augen, stinksauer und selbstgerecht, die sagte: »Ich schätze, ich bin geliefert, wenn es alles von dir abhängt.«
    »Ich versuche es ja«, sagte Reggie laut, ohne es zu wollen.
    »Hm?«, sagte Charlie einen halben Schritt hinter ihr. Die Musik war laut genug, dass er es nicht gehört hatte.
    »Nichts.«
    Hinter der Bar standen ein verschwitzter, fetter Mann und eine spindeldürre Frau mit krausem, rotgefärbtem Haar.
    »Was kann ich Ihnen bringen?«, fragte die Frau.
    »Haben Sie Becks?«, fragte Charlie.
    Die Frau runzelte die Stirn. »Das einzige, was ich in Flaschen habe, ist Heineken.«
    Charlie nickte. »Dann nehme ich eins.«
    »Machen Sie zwei daraus«, sagte Reggie, die wusste, dass es nicht klug wäre, nach der Weinauswahl zu fragen.
    Hinter der Bar, über den Spirituosenflaschen, hing ein Großbildfernseher. Es war ein Kabelnachrichtensender eingeschaltet, aber der Ton war ausgestellt. Reggie sah eine Aufnahme von der Innenstadt von Brighton Falls, dann von Moniques Wunsch. Reggie fühlte, wie ihr der Atem stockte. Ihr Haus in den Nachrichten zu sehen, war so, als würde sie in der Zeit zurückgehen. Nur dass es dieses Mal Taras Gesicht war, das den Bildschirm ausfüllte. Es war ein schreckliches Foto – leicht unscharf, und Tara blickte ein wenig blinzelnd in die Ferne.
    Die Frau mit den krausen Haaren brachte zwei Biere und schmierig aussehende Gläser.
    »Kennen Sie einen Typen, der sich Rabbit nennt?«, fragte Charlie, schob das Glas beiseite und nahm einen Schluck aus der grünen Flasche. Reggie wusste, dass er das genoss. Einem Serienmörder hinterherzujagen war so viel aufregender, als Eigentumswohnungen und kleine Farmhäuser mit modernisierten Küchen und netten Gärten zum Spielen für die Kinder zu verkaufen.
    Die Frau sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. »Sind Sie beide Cops?«
    Charlie lachte, griff in seine Tasche und zog eine Karte hervor. »Nee, ich bin im Immobiliengeschäft.«
    Sie nahm die Karte und betrachtete sie. »Und was soll das? Wollen Sie Rabbit ein Haus verkaufen oder so was?«
    »Oder so was«, sagte Charlie und lächelte listig. Das war so gar nicht der Charlie, den Reggie kannte. Er war viel zu sanft.
    Sie nahm einen vorsichtigen Schluck von ihrem lauwarmen Bier. Es schmeckte wie Stinktierpisse. Vielleicht wäre sie mit dem Hauswein in der gewaltigen Flasche mit Schraubverschluss besser dran gewesen.
    Der fette Barkeeper kam herübergetrampelt. »Hör auf, ihm auf den Senkel zu gehen, Evelyn«, sagte er. Er blickte Charlie an. »Sie wollen mit Rabbit reden? Dort ist er.« Er nickte mit dem Kopf und sie drehten sich um, um zu sehen, in wessen Richtung er blickte. Da war ein magerer, gräulicher Mann allein in einer Nische, der einen Burger aß. Sein graues Haar fiel ihm in die Augen, und er hatte Ketchup am Kinn.
    »Danke«, sagte Charlie, warf einen Zwanziger auf die Bar und wanderte zu der Nische hinüber.
    »Was für ein glücklicher Zufall«, sagte Reggie. Das war einfach gewesen. Beinahe zu einfach. Sie mochte es nicht, wenn sich die Dinge so mühelos zusammenfügten – es machte sie misstrauisch.
    »Ja«, stimmte Charlie zu. »So weit, so gut. Aber vielleicht solltest du das Reden übernehmen. Ich denke, dass du bei diesem Kerl eine bessere Chance hast.« Reggie nickte. Charlie blieb einen Schritt zurück, ließ Reggie die Führung übernehmen.
    »James?«, sagte Reggie, als sie vor dem Mann in der Nische stand. »James Jacovich?«
    Er blickte auf und nickte. Er hielt, was von dem Burger noch übrig war, in seinen Händen, die leicht zitterten. Seine Fingernägel waren lang und dreckig. Er hatte sich den Ketchup nicht vom Kinn gewischt. Die Haut seines Gesichts war dünn und hing herunter, und das Weiß seiner Augen sah gelb aus. Hier war er endlich – der mythische Rabbit: kreatives Genie, Theaterregisseur, der Mann, der Beziehungen hatte.
    »Kenne ich Sie?«, fragte er, seine kratzige Stimme drang kaum bis aus seiner Kehle heraus, als würde das Sprechen schmerzen.
    »Darf ich mich setzen?«, fragte Reggie und beäugte die fleckige Nische mit Beklemmung.
    »Das ist ein freies Land«, sagte Rabbit.
    Reggie setzte sich. Charlie blieb auf Reggies Seite neben der Nische stehen, um dem Kerl nicht im Nacken zu sitzen.
    »Meine Mutter ist eine alte Freundin von Ihnen, Vera Dufrane.«
    Rabbit nahm einen weiteren Bissen

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