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DAS 5. OPFER

DAS 5. OPFER

Titel: DAS 5. OPFER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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als sie und Charlie über den Parkplatz zum neonbeleuchteten Vordereingang des Runway 36 gingen. Sie hatte sich bereits mehrere Male entschuldigt, doch so sehr Charlie auch beteuerte, alles wäre in Ordnung und sie solle sich darüber keine Gedanken machen, erinnerte sie sich daran, wie er rückwärts aus dem Raum gewichen war, verwirrt und verängstigt. Veras Schreie schienen ewig weiterzugehen – sie umklammerte die Bettwäsche und rollte wie verrückt mit den Augen. Sie war atemlos und heiser, als es Reggie und Lorraine endlich gelang, eine Lorazepam-Tablette unter ihre Zunge zu bekommen. Nach vielen Minuten, in denen sie hyperventiliert und stoßweise geschluchzt hatte, war sie eingeschlafen. Als sie aufwachte, schien sie sich nicht mehr an den Vorfall erinnern zu können.
    »Es ist wirklich kein Problem«, sagte Charlie. »Ich bin sicher, dass es sie, nach allem, was sie durchgemacht hat, verunsichert hat, einen Fremden hereinkommen zu sehen.«
    »Durch die Krankheit und die Medikamente, die wir ihr geben, ist sie ziemlich übergeschnappt.«
    Charlie nickte. »Hattest du Glück damit, diese Sozialarbeiterin zu erreichen?«
    »Ja. Sie war keine große Hilfe. Sie hat mir aber den Namen und die Nummer des Asyls gegeben. Ich habe angerufen und mir wurde gesagt, dass Schwester Dolores diejenige ist, die die Verantwortung trägt, aber sie arbeitet heute nicht. Sie wird mich morgen zurückrufen.«
    Charlie nickte.
    »Sollen wir?«, sagte er und beäugte den schwach erleuchteten Türeingang des Runway 36 mit Beklommenheit.
    Die Tür war aus dickem Stahl und hatte mehrere Dellen, als hätte jemand sie mit einem Rammbock bearbeitet. Darüber war eine Markise mit einem blinkenden, neonroten Flugzeug –Reggie war sich sicher, dass sie, wenn sie es zu lange ansah, eine Art epileptischen Anfall bekommen würde.
    Der Eingangsbereich eines Gebäudes sollte einen hineinziehen, ein einladender Übergang zwischen der Außenwelt und dem Inneren sein. Die Erfahrung des Eintretens in ein Gebäude beeinflusste die Art, wie man sich fühlte, wenn man sich erst einmal darin befand.
    Die einzige Art, den Eingangsbereich des Runway 36 noch weniger einladend zu machen, wäre, ihn mit Stacheldraht zu umgeben.
    Auf dem Parkplatz, weiter rechts, stand eine kleine Gruppe von Leuten und rauchte. Eine von ihnen war ein Mädchen mit einer schrillen, quiekenden Stimme, die immer wieder sagte: »Er wusste gar nicht, wie ihm geschah! Ich sage dir, er wusste GAR NICHT , wie ihm geschah!«
    »Lass es uns tun«, sagte Reggie, riss die schwere Tür auf und trat als Erste hindurch.
    Es hatte sich nicht viel verändert. Das Lokal war immer noch dunkel und stank nach Bier und Zigaretten, obwohl das Rauchen in Restaurants und Bars jetzt verboten war. Reggie warf einen prüfenden Blick auf den Billardtisch in der Mitte des Raumes, und war ein bisschen enttäuscht, festzustellen, dass er neueren Datums war und nicht länger alte Telefonbücher unter ihm lagen. Die roten, mit Vinyl bezogenen Barhocker waren mit schwarzem Vinyl neu gepolstert worden. Das Lokal war überfüllt, und es schien Reggie, als hätte jeder aufgehört, das zu tun, was er tat, um sie und Charlie anzustarren.
    »Ich habe kein warmes, einladendes Gefühl«, flüsterte Reggie und beugte sich zu Charlie hinüber.
    Er legte seinen Arm um sie. Sie wusste, dass er dachte, das würde sie beruhigen, doch tatsächlich fühlte er sich nur schwer an. »Ich schätze, wir sehen nicht aus wie Stammgäste«, sagte er mit leiser Stimme. Er roch nach Mundspülung und süßem Aftershave. Ihr fiel auf, dass er geduscht und sich rasiert hatte, bevor er sie abgeholt hatte, was ihr ein wenig zu sehr danach aussah, als würde er das hier als eine Verabredung betrachten, um sich damit wohlzufühlen. Sie machte sich sanft von ihm los und ging zur Bar voran.
    Reggie erinnerte sich daran, wie sie vor fünfundzwanzig Jahren Sid durch den Raum gefolgt war – an seinen stolzierenden Gang, die Art, wie Tara neben ihm her gehüpft war; dass ihr Besuch im Runway 36 sie in das grauenvolle kleine Zimmer im Effizienz am Flughafen geführt hatte.
    Wohin würde es sie dieses Mal führen?
    Obwohl es irrational war, dachte Reggie daran, umzudrehen und wieder hinauszugehen, bevor sie die Möglichkeit hatte, das herauszufinden.
    Doch dann dachte sie an Tara. Tara, die in irgendeinem grässlichen Verlies gefesselt lag und mit Morphium vollgepumpt war und deren rechter Arm in einer Masse von Verbänden endete.
    Doch das war

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