DAS 5. OPFER
Rücklicht, genau wie das Auto, in das ich meine Mutter an der Bowlingbahn steigen sah!«
»Warte mal, er hat etwas mit ihr, ist jähzornig und hat ein Auto, das mit dem übereinstimmt, in das Vera in der Nacht einstieg, bevor ihre Hand auftauchte. Warum haben sie ihn gehen lassen?«
Reggie schüttelte den Kopf. »Es stellte sich heraus, dass er ein großartiges Alibi hatte – in der Nacht, als meine Mom verschwand, war er bei seinem gerichtlich angeordneten Treffen der Anonymen Drogenabhängigen und verbrachte schließlich die Nacht auf der Couch seines Sponsors. Der Sponsor war laut den Cops ein verlässliches Mitglied der Gemeinde, also war Jacovich vom Haken. Und hier steht außerdem, dass die Polizei keine Beweise finden oder ihn mit den anderen Mordopfern in Verbindung bringen konnte.«
»Aber Herrgott nochmal, Reggie. Das ist das zerbrochene Rücklicht.«
»Da wäre einmal das. Doch dann habe ich mich gestern Abend noch an etwas erinnert. Du kennst doch Candace Jacques, die Kellnerin?«
Charlie nickte. »Neptuns zweites Opfer.«
»Nun, erinnerst du dich, dass ich sagte, meine Mom hätte mich mitgenommen, um sie zu treffen? Weißt du, was eine der ersten Sachen war, die sie sagte? Sie fragte meine Mom, ob sie in letzter Zeit etwas von Rabbit gehört hätte.«
»Und?«
»Und Candace sagte das, als wäre Rabbit ein gemeinsamer Freund von ihnen. Also steht er nicht nur mit einem, sondern mit wenigstens zwei von Neptuns Opfern in Verbindung!«
»Denkst du, dass er immer noch in der Gegend ist?«, fragte Charlie.
»Es gibt nur eine Art, das herauszufinden«, sagte Reggie. »Ich habe mein Telefon benutzt, um eine Online-Suche durchzuführen, und habe nichts gefunden. Aber ich dachte, dass es nicht schaden könnte, ein paar von den Lokalen an der Flughafenstraße zu besuchen. Ich dachte daran, später dort hinzufahren und zu sehen, was ich herausfinden kann.«
Charlie nickte. »Viele sind geschlossen worden, aber das Runway 36 läuft immer noch gut. Ich habe ein paar Termine, aber ich kann so um sechs hier sein und dich abholen.«
»Bist du sicher?«
»Ja, natürlich.«
»Also, dann um sechs Uhr«, sagte Reggie. Sie wusste, dass sie beide sich daran erinnerten, wozu das Durchsuchen der Bars vor fünfundzwanzig Jahren geführt hatte.«
Sie konnte es so deutlich vor sich sehen: Sid zusammengesunken auf dem Asphalt, Tara, ihre Hand nach ihm austreckend, die blutig war, als sie sie zurückzog.
Reggies Mobiltelefon klingelte, und sie zuckte vor Schreck zusammen. Gott. Vielleicht hätte sie nicht ganz so viel Koffein gebraucht. Reggie blickte auf das Display ihres Telefons: Es war Len.
»Musst du da rangehen?«, fragte Charlie und stand auf. »Ich finde selbst hinaus.«
»Nein«, sagte Reggie, stellte den Klingelton aus und ließ es zurück in ihre Tasche gleiten. »Ich werde dich rausbringen.«
Sie kamen an Veras Zimmer vorbei und sahen, dass sie wach war.
»Hey, Mom. Erinnerst du dich an meinen alten Freund Charlie Berr?«
Vera sah zu Reggie herüber, die im Türrahmen stand. Dann bewegte sich ihr Blick zu Charlie, der einen Schritt hinter ihr stand.
Er bewegte sich durch die Tür. »Es ist mir eine echte Freude, Sie wiederzusehen, Miss Dufrane«, sagte er mit einer jovialen Immobilienmaklerstimme. Reggie sah, wie sich etwas in Veras Augen veränderte, als würde eine Jalousie heruntergezogen. Dann war da nichts mehr, außer reiner Panik, als Vera ihren Mund öffnete und anfing zu schreien.
30 21. Juni 1985 – Brighton Falls, Connecticut
EFFIZIENZ AM FLUGHAFEN WAR eine einstöckige Reihe von Wohneinheiten aus Schlackenbetonblöcken, die in einem fleckigen, abblätternden Schweinchenrosa gestrichen worden waren; die Mauern waren schmutzig von jahrelanger Begasung durch Autos, betrunkenem Urinieren und Gott weiß was sonst noch. Es leuchtete im Licht der Sicherheitslampen, die den Parkplatz umgaben, geradezu widerlich hell.
»Gemütlich«, sagte Tara.
»Wochen- oder stundenweise?«, sagte Sid und zwinkerte ihr zu.
Charlie saß auf der Rückbank neben Reggie und schmollte vor sich hin.
»Denkst du, dass deine Mom hier wirklich ein Zimmer hat?«, fragte Tara und drehte sich zu Reggie um.
Reggie konnte sich nicht dazu bringen, zu antworten.
»Ich denke, es ist ziemlich kaputt, wenn es so ist«, sagte Tara, beugte sich vor und drehte eine Haarsträhne zu einem noch spitzeren Stachel und richtete ihn nach unten, über ihr linkes Auge, aus. Es sah aus, als hätte sie ein Horn.
Alle drei drängten
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