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DAS 5. OPFER

DAS 5. OPFER

Titel: DAS 5. OPFER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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hatte, dieser zur Ruhe gebracht wurde. Sie leckte ihre Lippen, wünschte sich, dass ihre Mutter ein wenig von ihren schauspielerischen Fähigkeiten an sie weitergegeben hatte.
    »Ich kann immer noch nicht glauben, dass es die ganze Zeit Stu Berr gewesen ist«, sagte Reggie. »Und wenn ich daran denke, dass er doch tatsächlich versucht hat, mich davon zu überzeugen, dass meine Mutter Neptun war.«
    Sie blickte zu George. Er hatte einen Ausdruck im Gesicht, den sie niemals vorher gesehen hatte, ein kleines Lächeln mit freudlosen Augen. Und sie wusste, dass er es wusste.
    Er hatte gesehen, dass sie den Dreizack bemerkt hatte. Es gab keinen Zweifel. Und nun war sie in wirklich ernsthaften Schwierigkeiten.
    »Deine Mutter«, sagte George nachdenklich, »ist eine außergewöhnliche Frau.«
    »Mm-hm«, nickte Reggie. Ihre Handflächen waren schweißig, ihr Herz schlug ihr bis zum Hals.
    Sie blickte sich panisch um. Er war in die andere Richtung abgebogen. Sie fuhren überhaupt nicht in die Innenstadt. Er fuhr einen Umweg mit ihr, den Weg hinten herum zur Flughafenstraße.
    »Hättest du nicht links abbiegen müssen?« Sie versuchte, ruhig und sachlich zu klingen. Dummer George, du hast die Abzweigung verpasst.
    »Ich muss erst noch eine Kleinigkeit erledigen.« Er schenkte ihr ein wölfisches Grinsen, zeigte alle seine Zähne. »Das stört dich doch nicht, oder?«
    Reggie schluckte. »Tatsächlich hatte ich irgendwie gehofft, wir könnten bald dort ankommen. Ich denke, je eher sie den Brief von Tara sehen, desto schneller werden sie Stu auf der Spur sein. Desto besser stehen die Chance, Tara zu retten.«
    »Es wird nicht lange dauern«, versprach George.
    »Mein Freund Len«, sagte sie, nach jedem Strohhalm greifend, »wird jeden Augenblick in der Stadt eintreffen. Er wird sich fragen, wo ich bin.«
    »Mm«, sagte George, mit den Augen auf der Straße, völlig uninteressiert.
    Sie fuhren ein paar Minuten schweigend. Reggie zog in Erwägung, die Tür zu öffnen und rauszuspringen, aber alle Ampeln standen auf Grün und George fuhr mit stetiger Geschwindigkeit. Das Letzte, was sie tun wollte, war, falsch zu landen und sich den Schädel aufzuschlagen oder unter den Rädern eines entgegenkommenden Trucks zermahlen zu werden. Sie brauchte Luft und drückte den Knopf, um das Fenster herunterzulassen, aber es passierte nichts. Er hatte sie verschlossen. Hatte er die Türen auch verschlossen? Mist.
    »Ist dir zu warm, Reggie?«
    »Ein bisschen.«
    »Ich werde etwas kalte Luft reinlassen.«
    Sie fuhren an den alten Tabaklagerhäusern vorbei. Heutzutage bauten nicht mehr allzu viele tatsächlich Tabak an. Eins war in eine Weihnachtsbaumplantage umgewandelt worden. Ein anderes verkaufte Chrysanthemen. Doch die meisten waren einfach verlassen worden, die leeren Lagerhäuser standen gebeugt, der zerrissene, schattenspendende Stoff flatterte von Pfosten, wie die Taschentücher von Geistern.
    George drehte die Klimaanlage auf, und der Angstschweiß auf Reggies Körper ließ sie nun frösteln. Sie beugte sich ein wenig vor, stellte sich das Mobiltelefon in ihrer Tasche vor, fragte sich, wie sie herankommen sollte, ohne dass er es bemerkte. Sie beugte sich weiter vor, kratzte eine imaginäre juckende Stelle an ihrem Bein.
    »Ist alles in Ordnung, Reggie?«, fragte er und starrte sie an.
    »Ja«, sagte sie und setzte sich wieder gerade hin.
    Sie hielt ihren Blick geradeaus gerichtet, sah durch die Windschutzscheibe, beobachtete George jedoch aus den Augenwinkeln. Er war kein großer Mann – tatsächlich ungefähr so groß wie Reggie. Seine Schultern waren nach vorne gesunken, und ein kleiner Bauch hing über seiner Hose. Sie bezweifelte, dass er sie mit Körperkraft allein überwältigen konnte, und Reggie hatte keine Waffe in dem Lieferwagen gesehen. Sicher hatte sie bei einem Kampf gute Chancen.
    »Ich sagte gerade«, sagte George, als er auf die Überholspur fuhr, um den Flughafenbus zu umfahren, »deine Mutter ist eine außergewöhnliche Frau. Denk mal darüber nach – alles, was sie durchgemacht hat, all die Leben, die sie verändert hat.«
    Reggie beugte sich wieder vor, um sich am Bein zu kratzen, ihre Hand streifte die Oberseite ihrer Tasche. George starrte sie wütend an, und sie setzte sich wieder auf.
    »Und weißt du, was das Erstaunlichste daran ist – das, was mich immer verwirrt hat?« Georges Stimme wurde lauter, schneller. Sie sah, wie eine kleine Ader an seiner Stirn hervortrat und pulsierte.
    Reggie schüttelte den

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