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DAS 5. OPFER

DAS 5. OPFER

Titel: DAS 5. OPFER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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sagte Tara und warf Reggie einen verzweifelten Blick zu. »Ich glaube, ich höre ein Auto.«
    Reggie erstarrte, lauschte. Da war es, das schwache Brummen eines Motors, das näher kam.
    »Ich muss aufhören«, sagte sie.
    »Ich liebe dich, Reggie«, sagte er.
    »Ich liebe dich auch. Und es tut mir leid, Len. Es tut mir leid, dass ich immer solche Angst hatte und dich weggestoßen habe.«
    »Das ist jetzt nicht die Zeit für einen zärtlichen Augenblick, Reg«, unterbrach Tara. »Er ist fast hier!«
    »Reggie, ich …«, sagte Len.
    »Ruf die Polizei an. Sag ihnen, sie sollen sich beeilen.« Sie legte auf.
    Sie hörte das Knirschen von Reifen auf Kies.
    »Hast du da ein Messer oder so was drin?«, fragte Tara.
    Reggie wühlte in ihrer Tasche, schob den hölzernen Schwan beiseite, ihr Notizbuch voller Nautilus-Zeichnungen. Sie griff nach einem Füllfederhalter, dachte, dass es besser sein würde als nichts, bemerkte dann, dass dort, ganz unten in der Tasche, der große Schraubenzieher lag.
    »Beeil dich«, keuchte Tara. »Er ist hier.«
    Reggie ließ den Schraubenzieher über den Boden zu Tara gleiten. »Das ist alles, was ich habe«, sagte sie.
    Tara griff unbeholfen mit ihrer linken Hand danach und steckte ihn in ihren schwarzen Motorradstiefel.
    Draußen öffnete und schloss sich eine Autotür. Schritte näherten sich.
    Reggie rutschte zurück, packte die Werkzeuge und Verbände, warf sie auf das Tablett und schob es dahin zurück, wo sie dachte, dass es sich vorher befunden hatte.
    Da war ein dumpfes, metallisches Klopfgeräusch, als er sich daran machte, die Tür aufzuschließen und zu entriegeln.
    Reggie griff nach dem Skalpell, schob es in ihren Ärmel, legte sich dann wieder auf den Boden, die Hände über dem Kopf, um das Rohr gelegt, das aufgeschnittene Klebeband hatte sie wieder zusammengedrückt.
    Die Tür öffnete sich und Licht floss herein, in dessen Mitte Neptuns Schatten sich lang und gewaltig erhob.
    »Habt ihr mich vermisst, meine Damen?«, fragte er. Seine Stimme dröhnte wie ein Donnerschlag.

44 24. Juni 1985 – Brighton Falls, Connecticut
    ICH HABE BEI DIR ZU HAUSE angehalten, und deine Tante sagte, du wärest mit deinem Rad unterwegs.«
    Reggie stand mit ihren Händen am Lenker, das Rad hatte sie schützend zwischen sich und Stu Berr platziert. Er trug eine blaue Sportjacke aus Polyester, die an den Schultern zu eng war und sich nicht knöpfen ließ. Sie konnte eine Pistole in einem Halfter sehen, das an seine linke Seite geschnallt war.
    »Haben sie sie gefunden?«, fragte Reggie. »Meine Mom?«
    Stu schüttelte den Kopf. »Noch nicht.«
    Reggie nickte, blickte auf die Pedale und die Kette ihres Rads hinab, die gezahnten Kettenräder und die vordere Kettenschaltung.
    »Ist es das, was du hier draußen tust«, fragte Stu. »Nach ihr suchen?«
    Reggie zuckte schüchtern die Achseln. »Ich wollte sie zuerst finden. Ich dachte«, sagte sie und sah endlich von den Gängen ihre Rades auf, um ihm in die Augen zu sehen, »dass sie es so wollen würde.«
    Stu nickte und sah sie an. Es kam ihr wie eine sehr lange Zeit vor.
    Wenn er nicht gekommen war, um ihr etwas über ihre Mutter zu sagen, dann war er gekommen, um sie wegen Mordes an Sid zu verhaften. Sie wartete, fragte sich, ob er ihr Handschellen anlegen würde oder ob es ihr erlaubt sein würde, selbst in das Auto zu steigen. Sie versuchte, sich Lorraines Gesicht vorzustellen, wenn sie die Nachricht hörte: Ihre Nichte und ihre Freunde haben gestern Nacht einen Jungen getötet. Lorraine tat ihr fast leid, weil sie jetzt allein in diesem großen Steinhaus leben musste, in dem ihr nur Geister Gesellschaft leisten würden.
    »Reggie«, sagte er schließlich. »Ich weiß, was gestern Nacht geschehen ist. Auf dem Parkplatz bei Reuben’s.«
    »Oh«, sagte Reggie. Das Wort hatte einen hohlen Klang.
    »Heute am frühen Morgen ist Charlie eingeknickt und hat mir die ganze Geschichte erzählt.«
    Stu strich mit seinen Fingern über seinen Schnurrbart und betrachtete sie einen Augenblick, als würde er darüber nachdenken, was als Nächstes zu tun war.
    »Werden Sie mich jetzt verhaften?«, fragte Reggie.
    Stu atmete lange und langsam aus. »Nein, werde ich nicht.«
    »Wir hätten ihn nicht so zurücklassen dürfen«, sagte Reggie, der die Tränen kamen. »Wie er einfach tot dort lag. Was passiert ist, war ein Unfall, aber wir hätten nicht weglaufen sollen. Es tut mir so leid. Es ist alles meine Schuld. Ich bin der Grund, warum sich alle gestritten haben.

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