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DAS 5. OPFER

DAS 5. OPFER

Titel: DAS 5. OPFER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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Notizen verschwand Ihre Mutter 1985.«
    Reggie nickte. Ihr Kopf fing an zu schmerzen.
    »Sie hat seitdem eine Menge durchgemacht, Regina.« Carolyn blinzelte hinter ihrer hässlichen Brille und warf Reggie einen dieser mitfühlenden Therapeutenblicke zu, für die sie sechs Jahre Schulung gebraucht haben musste, um ihn zu meistern.
    Da sie sich plötzlich an all die Gründe erinnerte, warum sie Therapeuten hasste, erwischte sich Reggie dabei, wie sie sich zwang, nicht mit den Augen zu rollen. Dachte diese Frau, sie wäre eine Idiotin?
    »Ich heiße Reggie, und ich kann es mir sehr wohl vorstellen. Können wir jetzt zu ihr gehen?« Das Büro kam ihr klein und stickig vor. Die schlaksigen grün-weißen Grünlilien schienen vor ihren Augen zu wachsen.
    »Ich will nur, dass Sie vorbereitet sind. Sie wird nicht die Frau sein, an die Sie sich erinnern.«
    Ach was! Als Reggie sie das letzte Mal sah, war sie fünfundzwanzig Jahre jünger und hatte noch beide Hände. »Ich bin mir dessen bewusst.«
    »Es könnte sein, dass sie Sie nicht erkennt.«
    »Das letzte Mal, als sie mich sah, war ich dreizehn Jahre alt. Ich erwarte nicht, dass sie mich erkennt.« Sie rutschte auf ihrem Stuhl herum, hob ihre Hand, um das Narbengewebe um ihre Ohrprothese auf der linken Seite ihres Kopfes zu berühren, hielt sich dann aber zurück. Sie wollte nicht das Risiko eingehen, dass diese Frau es sah und ihr einen weiteren sanftmütigen, mitfühlenden Blick schenkte.
    »Ich weiß nicht, wie viel Ihnen Ihre Tante erzählt hat, aber Ihre Mutter war sehr aufgewühlt, sehr verwirrt während ihres Aufenthalts bei uns. Sie war paranoid und wahnhaft. Es gibt eine Reihe von möglichen Ursachen dafür – zugrundeliegende psychiatrische Probleme, lang andauernde Alkoholabhängigkeit, ihre derzeitige Erkrankung.«
    Was ist mit der Tatsache, dass sie von einem gottverdammten Serienmörder gefangen gehalten worden ist? Würde das nicht jeden ein bisschen verrückt machen? Reggie biss sich auf die Lippe, um sich davon abzuhalten, diese Fragen auszusprechen. Sie konnte sich bildlich vorstellen, wie Carolyn Wheeler flüchtig eine Notiz zu Papier brachte, dass das Aufgewühltsein in der Familie zu liegen schien. Statt zu sprechen, nickte Reggie ihr verständnisvoll zu. Sie wollte den Seelenklempnerkram hinter sich bringen und ihre Mutter sehen, in welchem Zustand auch immer sie sich befand.
    »Sie bekommt ein paar Medikamente, die ihr geholfen haben, … äh, ruhiger zu sein, und ich bin sicher, dass Dr. Rashana das alles mit Ihnen besprechen wird. Ich weiß, dass er mit Ihrer Tante telefoniert hat und dass Vorkehrungen getroffen werden für eine Palliativpflege zu Hause. Ihre Mutter wird, wie wir Ihrer Tante erklärt haben, eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung brauchen.«
    Zugrundeliegende psychiatrische Probleme. Palliativpflege.
    Die Worte sprangen wie Flipperkugeln in Reggies Gehirn herum, betätigten Klingeln und Summer, ließen ihren Kopf und ihren Kiefer schmerzen.
    »Gibt es nichts, was man tun kann?«, fragte Reggie und hasste es, wie kleinmädchenhaft ihre Stimme klang. Sie räusperte sich und schlug ihren professionellsten Ton an, jedes Wort deutlich aussprechend. »Ich meine, was die Behandlung des Krebses betrifft.«
    »Das ist wirklich eine Frage für Dr. Rashana. Doch soweit ich es verstehe, ist die Krankheit viel zu weit fortgeschritten, und in diesem Stadium geht es wirklich darum, es ihr so angenehm wie möglich zu machen. Und so sicher.«
    Dafür ist es ein bisschen spät, dachte Reggie, doch sie biss sich stattdessen auf die Lippe, dieses Mal so fest, dass sie Blut schmeckte.

6 27. Mai 198 – Brighton Falls, Connecticut
    WACH AUF, ANGSTHASE.«
    »Mom?«
    »Vielleicht. Oder vielleicht bin ich jemand anders. Beelzebub, der dich holen kommt.«
    Reggie roch Gin, Zigaretten und Tabu-Parfum. Ihre Mutter war unter die Decke gekrochen, hatte sich um Reggies schlafenden Körper gerollt, wie eine Schlange auf der Suche nach Wärme. Vera drückte Reggie fest, nahm ihr den Atem.
    Reggie öffnete ihre Augen. »Sehr witzig.«
    »Dreh dich nicht um, du könntest einen Blick auf meine Hörner erhaschen. Fühlst du, wie sie dich pieken?« Sie stieß einen spitzen Fingernagel in Reggies Rücken.
    »Au! Hör auf damit.«
    Vera ließ ein rauchiges Gackern hören. »Wusstest du, dass du im Schlaf die Stirn runzelst?«, gurrte sie und drückte ihre Lippen an Reggies Wange. Veras Haar fiel herunter, kitzelte Reggie am Hals. »Nun komm schon, wach auf, oder ich muss

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