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DAS 5. OPFER

DAS 5. OPFER

Titel: DAS 5. OPFER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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wusste auch, dass es nicht funktionierte – es machte Tara nur sauer.
    »So funktioniert es nicht«, zischte Tara. Sie warf Reggie einen Blick zu der so etwas sagte wie: Kannst du glauben, wie unwissend manche Leute sind? Reggie lächelte zurück und schüttelte mitfühlend den Kopf.
    Reggie überblickte die Menge: lkw-Fahrer, Tische voller Highschool-Schüler mit Buchstabenjacken, Familien mit Kindern, die einander unter dem Tisch traten und sich um Zuckerpäckchen balgten.
    Charlie blickte finster und rührte in seinem Milchshake. »So viel wir wissen, ist diese Kellnerin vielleicht gerade mit ihrem Freund zusammengezogen.«
    »Aber sie hat ihre Mutter immer noch nicht angerufen. Und in den Nachrichten sagten sie, dass sie heute zur Arbeit hätte erscheinen müssen. Wenn sie nicht verschwunden wäre, würde sie uns wahrscheinlich gerade jetzt bedienen«, sagte Tara.
    Reggie, die sich entschieden hatte, die Zankerei zu ignorieren, hatte einen Stift aus ihrer Tasche gezogen und kritzelte auf der Rückseite ihrer Speisekarte herum. Sie zeichnete die Ketchup-Flasche, fing die schwache und verzerrte Spiegelung von Tara auf ihrer linken Seite ein.
    Charlie schüttelte den Kopf. »Aber wenn sie nicht verschwunden wäre, dann wären wir nicht einmal hier, Sherlock.«
    Tara wandte sich angewidert ab, machte sich nicht die Mühe zu antworten.
    Während sie zeichnete, dachte Reggie daran, dass sie vor nur einer Stunde, als sie mit ihrem Rad zum Diner gefahren war, überall in der Stadt Bilder von Candy angeklebt gesehen hatte, wie die vermissten Kinder auf den Rückseiten von Milchkartons: HABEN SIE MICH GESEHEN ?
    Das Foto zeigte ihren dick aufgetragenen Lidschatten und die Zuckerstangenohrringe, obwohl die auf dem unscharfen Bild mehr wie Angelhaken aussahen. Sie lächelte in ihrer fettigen Silver-Spoon-Uniform von Telefonmasten und Anschlagstafeln herab, und Reggie konnte immer noch das gegrillte Fleisch und die Zwiebeln in ihrem Atem riechen.
    Ein bisschen Zucker für Candy.
    Sie dachte an die Theorie ihrer Mom, dass alle durch unsichtbare Fäden, die dieses große Netz bildeten, miteinander verbunden waren. Reggie hatte einen Faden, der direkt zu Candy führte. Sie hatte sie einmal getroffen, ihre Wange geküsst. Irgendwie fühlte sie sich dadurch in Bezug auf Candys Verschwinden nur noch ängstlicher und nervöser.
    Tara blickte auf Reggies Zeichnung hinunter, sah sich selbst in der leeren Ketchup-Flasche. »Das echt fantastisch, Reggie«, kreischte sie. »Mich hat noch nie vorher jemand gezeichnet. Kann ich sie haben?«
    Reggie zuckte die Achseln, blickte auf die Zeichnung, und da wurde bewusst, dass sie Taras Spiegelbild die Zuckerstangenohrringe angemalt hatte.
    »Sie ist gar nicht so gut«, sagte Reggie, aber Tara faltete das Platzdeckchen zusammen und steckte es in ihre Tasche.
    »Bitte, Reggie«, sagte Tara und rollte mit den Augen. »Du hast mehr Talent in deinem kleinen linken Zeh, als die meisten Leute in ihrem ganzen Körper haben.«
    »Hey, Cousin!«, kam ein Ruf von der anderen Seite des Restaurants. Charlies Cousin Sid schlängelte sich zu ihrem Tisch durch. Sein lockiges Haar sah zottelig aus, als wäre er gerade erst aufgestanden. Er trug tief sitzende Levis, ein mit Knüpfbatik gefärbtes T-Shirt und hohe schwarze Converse-Schuhe. Er hatte zwei blonde Mädchen bei sich, die Hippieklamotten trugen und nach Patschuli rochen. Die eine war ziemlich übergewichtig, ihr Bauch quoll über den Bund ihres Wickelrockes mit indischem Druck. Die andere hatte furchtbare Akne. »Wie geht’s?«, fragte Sid. Seine blassblauen Augen waren blutunterlaufen und glasig, und sein Grinsen hatte Schlagseite. »Gut«, sagte Charlie und fuhr mit seiner Hand durch sein eigenes kurzgeschnittenes Haar. »Und wie ist es bei dir?«
    »Kann nicht klagen«, sagte Sid, immer noch blöde grinsend.
    »Kann ich dich etwas fragen?«, sagte Tara und blickte Sid an.
    »Schieß los.«
    »Ich habe gehört, dass du der Typ bist, an den man sich wenden muss, wenn man an einer bestimmten Sache interessiert ist.«
    Eines der Mädchen kicherte. Sie trug eine Kette aus roten Glasperlen und eine kleine, runde Brille mit rosaroten Gläsern. Ihr Haar war lang und wild, wie ein Nest voller Schlangen. Auf der linken Seite hing eine lilafarbene Federspange mit einem Jointstummel.
    »Ich könnte dein Mann sein. Wir sollten reden. Mein Cousin hier weiß, wie ich zu erreichen bin. Lasst euch euer Essen schmecken.« Er schritt davon, die Zwillingshippies wie

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