Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DAS 5. OPFER

DAS 5. OPFER

Titel: DAS 5. OPFER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
Vom Netzwerk:
entblößte nur einen winzigen Streifen von der blassen Haut ihres Unterarms, und Reggie zwang sich, wegzuschauen, wollte es nicht sehen.
    »Ich werde jetzt selbst ein wenig auspacken«, sagte Reggie und wandte sich ab, um zu gehen.
    »Reg«, rief Tara. Reggie blieb stehen und drehte sich zu ihr um. »Es sieht aus, als würdest du bluten.«
    Reggie blickte auf ihren Arm hinab und sah, dass die Schnittwunde sich wieder geöffnet hatte und Blut durch ihre schlampige Pflasterarbeit sickerte.
    »Lass mich mal sehen«, sagte Tara und griff nach Reggies Arm. Taras Berührung versetzte Reggie einen kleinen elektrischen Schlag. Erinnerst du dich?«, fragte Tara ruhig und zog das Pflaster ab, um die Schnittwunde zu inspizieren.
    »Ich hatte einen kleinen Unfall mit Fensterglas«, sagte Reggie und unterbrach damit Tara, bevor sie weiterreden konnte. Tara ließ das Thema ruhen, drehte sich um, nahm einen Kasten aus ihrem Rucksack und holte Verbandmull und Klebeband heraus. Sie reinigte den Bereich mit einem antiseptischen Feuchttuch, legte dann einen frischen Bausch Verbandmull darauf.
    »Reg, es tut mir leid«, sagte sie, als sie medizinisches Klebeband abriss. »Wegen allem.«
    Und Reggie nickte, obwohl sie nicht sicher war, ob Tara über Vera sprach oder über all das, was vor Jahren zwischen ihnen beiden passiert war.
    Taras nächste Worte beantworteten ihre Frage. »Es war nicht dein Fehler, weißt du. Ich war diejenige, die ihn dazu gebracht hat, es zu tun. Und es war meine Idee, danach wegzulaufen.« Sie hielt ihren Blick auf ihre Arbeit gerichtet, die darin bestand, vorsichtig Klebeband an den Rändern des Verbandmulls anzubringen.
    Reggie atmete lange und langsam aus. »Es gibt da diese Sache. Sie nennt sich freier Wille.«
    Reggie hatte niemals einer Seele erzählt, was in jener Nacht passiert war. Lorraine hatte sie nachher gefragt, warum Tara und Charlie nicht mehr vorbeikamen. Reggie hatte dann weggeguckt, sich eine Geschichte ausgedacht über neue Freunde, darüber, dass Leute sich veränderten, sich weiterentwickelten. Lorraine bildete sich ein, dass es etwas mit dem zu tun hatte, was Vera widerfahren war: dass es einfach irgendwie alles zu viel gewesen war für Tara und Charlie.
    Es hatte Zeiten gegeben, in all den Jahren, in denen Reggie sich danach gesehnt hatte, jemandem die Wahrheit zu sagen. Zu gestehen.
    Ich und meine Freunde, wir haben diese schreckliche Sache getan.
    Tara war mit dem Klebeband fertig. Sie lächelte, schüttelte den Kopf und sah Reggie an, dann wieder weg. »Manchmal sind wir anderen Leute auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Wir verstehen nicht einmal, welche Macht sie über uns haben, bis es zu spät ist.«
    »Aber Charlie …«
    »Ich rede nicht nur von mir und Charlie. Ich rede von mir und dir.«

14 15. Juni 1985 – Brighton Falls, Connecticut
    HEILIGE SCHEISSE!« SAGTE TARA, und klatschte mit ihrer geöffneten Handfläche auf die neueste Ausgabe des Hartford Examiner. Sie waren in der Garage, und Tara lag ausgestreckt auf der alten, geflickten Ledercouch in der Ecke, während Reggie die Werkbank ihrer Tante durchsuchte. In der Garage war es dunkel und stickig; das einzige Licht kam von einem kleinen, staubigen Fenster und einer Metalllampe, die an der Wand über Lorraines Werkbank befestigt war. Bis jetzt war alles, was Reggie gefunden hatte, Kram zum Fliegenfischen – Schraubstöcke, Klammern, Scheren, Drahtzangen nebst unzähligen Haken, Federn, Perlen und Kunstpelz.
    »Candace Jacques hatte auch Hummer gegessen!«, kreischte Tara. »Er schnitt ihr die Hand ab, hielt sie vier verfluchte Tage lang am Leben, fütterte sie mit gekochtem Hummer und erwürgte sie – genau wie Andrea McFerlin! Und hör dir das an – der Hurensohn hat jetzt einen Namen!«
    »Eine anonyme Quelle in der Polizeidirektion von Brighton Falls berichtet, dass, nachdem der Inhalt von Candace Jacques Magen entdeckt wurde, die Detectives, die an dem Fall arbeiten, dem Mörder den Spitznamen Neptun gaben.« Tara blickte von der Zeitung auf, mit glitzernden Augen. »Das muss Charlies Dad gewesen sein. Wie cool ist das denn? Sein Dad darf einem Serienmörder einen Spitznamen geben! Gott, diese Journalistin ist fantastisch. Wie war noch gleich ihr Name … Martha! Wer heißt denn tatsächlich Martha? Jedenfalls klingt es, als hätte sie eine geheime Insiderquelle. Sie bekommt Zeug mit, von dem die Leute von den Nachrichtensendern keine Ahnung haben.« Reggie konnte praktisch das elektrische Brummen und Pulsieren

Weitere Kostenlose Bücher