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DAS 5. OPFER

DAS 5. OPFER

Titel: DAS 5. OPFER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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Franken-Fisch!«
    »Sie hatte ihn tatsächlich eine Weile im Wohnzimmer hängen, aber meine Mom hat ihn immer wieder weggeworfen. Lorraine hat den Wink schließlich verstanden und ihn hier draußen hingehängt.«
    »Deine Tante ist eine ziemlich seltsame Dame.«
    »Wem sagst du das«, sagte Reggie und wandte sich von der grotesken Forelle ab.
    »Aber andererseits haben wir doch alle unsere Seltsamkeiten. Unsere kleinen Geheimnisse, die wir niemandem erzählen.« Tara griff nach ihrer Tasche, zog die Zigaretten heraus. Sie hielt Reggie die Packung hin, die den Kopf schüttelte.
    Tara setzte sich wieder auf die Couch und rauchte eine Minute lang schweigend, beobachtete Reggie, wartete vielleicht sogar darauf, dass Reggie ihr ihre eigenen Geheimnisse beichtete.
    Reggies Kopf begann zu schmerzen. Die Garage fühlte sich dunkel und stickig an, und sie war sicher, dass sie in der Luft eine Andeutung von Formaldehyd riechen konnte, vermischt mit dem fischigen Geruch, der Lorraine überall hin zu folgen schien.
    »Ich muss dir etwas zeigen«, sagte Tara. »Eine geheime Sache, nur zwischen mir und dir«, versprach sie. »Komm näher.«
    Reggie durchquerte die Garage und hockte sich neben Tara auf die Kante der Couch.
    Tara drückte ihre Zigarette auf dem fleckigen Zementboden aus, griff dann in ihre ausgeleierte schwarze Tasche. Sie zog eine kleine silberne Schachtel heraus, die die Größe eines Feuerzeugs hatte, und öffnete sie, wobei sie ein rechteckiges Stück schwarzen Stoffs enthüllte. Tara faltete es langsam auseinander, während Reggie zusah. Darin befand sich eine Rasierklinge. Tara hob sie vorsichtig heraus, betrachtete sie einen Augenblick, mit einem Grinsen im Gesicht.
    Reggies Herz begann zu hämmern. »Ist das für Kokain?«, wollte sie wissen und fragte sich, ob Tara vielleicht heimlich drogenabhängig war. Sie hatte von Kids in der Highschool gehört, die es auf Partys nahmen, aber sie hatte nie welches im wirklichen Leben gesehen, nur im Fernsehen.
    »Nein, Dummerchen. Es ist etwas viel Besseres als das. Sieh her«, sagte sie. Tara zog die Leggings an ihrer linken Wade hoch und hielt die Klinge an ihre Haut. Langsam, vorsichtig, zog sie die Klinge darüber, mit aufgerissenen Augen. Ein kleiner Seufzer kam aus ihrem Mund. Reggie konnte sehen, dass die Wade mit dünnen Narben übersät war, wie filigrane Ätzungen auf Glas. Sie erschuf auf ihrem Bein ihr eigenes Spinnennetz.
    »Jetzt versuch du es«, sagte Tara und hielt ihr die Klinge hin, die noch benetzt war mit ihrem eigenen Blut.
    »Was?«, keuchte Reggie. Ihr Blick wanderte zu der Forelle mit ihrer Reihe schlampiger schwarzer Stiche.
    »Es ist einfach. Nur einen kleinen Schnitt.«
    »Ich kann nicht«, sagte Reggie, Panik stieg in ihr auf.
    »Sicher kannst du.«
    Reggie schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht wie du.«
    Tara lächelte, lehnte sich näher zu Reggie, so nah, dass Reggie, als sie sprach, fühlen konnte, wie die Schwingungen von Taras Worten in ihre Gesichtshaut einsanken, durch ihre Schädelknochen gingen und in ihrem verwirrten Gehirn nachhallten.
    »Doch, das bist du«, sagte Tara. »Du bist genau wie ich. Ich habe es die ganze Zeit gewusst.«
    Reggie nahm die Klinge, zog das Bein ihrer Jeans hoch. Ihre Hand zitterte, als sie sie über ihrer Haut schweben ließ. Was tat sie, warum zog sie das auch nur in Betracht? Versuchte sie Tara zu beeindrucken? Dieses kranke kleine Freundschaftsritual durchzuziehen, nur damit Tara sie als ebenbürtig ansah?
    Nein, entschied Reggie. Hier ging es nicht um Tara. Hier ging es darum, dass Reggie vor etwas Angst hatte und sich beweisen wollte, dass sie es trotzdem tun konnte. Und verdammt, wenn sie es überleben konnte, dass ein Hund ihr das Ohr abriss, dann würde das ein Kinderspiel sein.
    »Du weißt, dass du es willst«, sagte Tara. »Ein Schnitt. Das ist alles. Er wird dafür sorgen, dass alles andere verschwindet. Ich verspreche es dir.« Tara hielt ihren Blick auf die Klinge in Reggies Hand gerichtet. »Vertrau mir.«
    Reggie machte den Schnitt schnell, schob die Klinge nur ein bisschen nach unten, spürte das helle Aufflackern des Schmerzes, als sie in ihre Haut fuhr, den erstaunlichen Adrenalinstoß, der damit einherging.
    »So ist es gut«, sagte Tara mit riesengroßen Augen. »Nicht zu tief.«
    Reggie zog die Klinge weg, beobachtete, wie das Blut aus der Schnittwunde sickerte, ihr Blut und Taras vermischten sich. Zuerst war es, als würde sie einen Film über ein anderes Mädchen ansehen, das eine

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