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DAS 5. OPFER

DAS 5. OPFER

Titel: DAS 5. OPFER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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der Aufregung spüren, das von Taras Körper ausging.
    Tara kehrte zu der Zeitung zurück und las laut vor: »Die offizielle Stellungnahme von Polizeichef Vern Samson ist, dass sie Spuren verfolgen und aktiv nach einer Verbindung zwischen diesen beiden Frauen suchen.« Tara blickte grimmig. »Was du nicht sagst«, kläffte sie. »Ich frage mich, wie viel sie wirklich wissen. Vielleicht hat Charlie etwas gehört. Sein Dad kann wohl kaum jedes kleine Detail verheimlichen.«
    Charlie und Tara hatten seit einer Woche nicht mehr miteinander gesprochen, seit dem Tag der Tanzveranstaltung der achten Klasse, und die Arbeit am Baumhaus war zum Stillstand gekommen.
    »Vielleicht solltest du Charlie anrufen und ihn fragen«, sagte Reggie ruhig.
    Tara zuckte die Achseln. »Also, sag mir noch mal, was wir in Lorraines Schlupfwinkel machen«, sagte sie, warf die Zeitung weg und stand von der ausgeleierten Couch auf.
    »Suchen.«
    »Nach was?«, fragte Tara.
    »Ich bin mir nicht sicher. Nach allem, das nichts mit Fischen zu tun hat, schätze ich. Alles, was meine Mom sagte, war: ›Ich weiß, was in dieser Garage vor sich geht.‹«
    »Ah, ich liebe den Gedanken, dass Lorraine irgendein dunkles Geheimnis hat«, sagte Tara und sah sich um. Sie zog ein Paar grüner Watstiefel aus Gummi von einem Haken an der Wand. »Vielleicht zieht Lorraine die an, reibt sich überall mit Fischeingeweiden ein und stolziert nackt herum.«
    »Igitt!«
    »Hey, ich habe beinahe vergessen, es dir zu sagen«, sagte Tara und hängte die Watstiefel wieder auf. »Ich bin jetzt Schwester.«
    »Hä?«
    Tara stand mit dem Rücken zu Reggie, rieb mit ihrem Daumen über den rostigen Nagel, an dem die Watstiefel hingen. »Erinnerst du dich, dass ich dir erzählt habe, dass mein Dad diese junge Freundin hat und dass sie schwanger ist? Nun, wir bekamen gestern eine Karte mit der Post. Sie hat das Baby vor ein paar Wochen bekommen. Ein Mädchen.«
    »Oh«, sagte Reggie. »Das ist cool, schätze ich.«
    Tara drehte sich um und sah Reggie an. »Meine Mutter ist am Ausflippen. Gestern Abend hat sie mich doch tatsächlich geschlagen.«
    »Wirklich?«
    »Ja«, schnaubte Tara. »Kannst du dir das vorstellen? Sie meinte so was wie: ›Wenn du nicht so ein Freak gewesen wärst, dann hätte er vielleicht nicht noch ein weiteres Kind gewollt.‹ Als wäre es mein Fehler, dass er diese Tussi geschwängert hat.«
    Reggie atmete zitternd aus. »Das ist echt mies«, sagte sie lahm.
    »Ja, wie auch immer. Sie wird darüber hinwegkommen. Wenn sie genug Brandy trinkt, dann wird sie so gut wie alles vergessen. Was mich daran erinnert: Ist es okay, wenn ich heute Nacht bei euch schlafe?«
    »Natürlich, ja.«
    »Cool«, sagte Tara und kam herüber. Sie ließ sich auf die Knie fallen, um die Kisten zu untersuchen, die neben Lorraines Werkbank aufgestapelt waren.
    Reggie wandte sich wieder der Werkbank zu. Sie hatte sie durchsucht und nichts Ungewöhnliches gefunden – kein geheimer Vorrat an Alkohol, Pferderenn-Formulare oder Pornografie. Lorraines Angelruten, einige Netze und ein Metallketten-Stringer hingen an einer Wand. An die Rückseite der Garage geschoben worden waren Reifen, Kisten mit altem Tannenbaumschmuck, Altholz und ein Mülleimer voll Sand, den sie im Winter für die Einfahrt benutzten.
    »O mein Gott, sind das Augäpfel?«, kreischte Tara, zog eine Pappschachtel von einem Stapel und spähte hinein, angewidert, aber eindeutig fasziniert.
    Reggie schaute hinein und sah winzige Glasaugen mit Drähten auf der Rückseite, ein Filetiermesser, ein Skalpell, eine Schachtel mit Borax, eine Spule mit schwarzem Faden und Nadeln. Darin waren außerdem eine Plastikflasche mit Formaldehydlösung und eine Papiertüte voller Sägespäne.
    »Lorraines Tier-Präparatur-Zeug.«
    »Ehrlich? Sie stopft tatsächlich tote Dinge aus?«
    »Sie hat nur ein paar Fische gemacht. Einer war ein totaler Reinfall und musste weggeworfen werden, aber sie hat den zweiten behalten.« Reggie ging zu dem aufgehängten Fisch hinüber, der an die Rückseite der Garage genagelt worden war. Seine Farbe stimmte nicht, die Schuppen fielen ab und er hatte seltsame Ausbuchtungen in der Mitte, wie eine Schlange, die einen Vorschlaghammer verschlungen hat. Das ganze Ding glänzte merkwürdig, als wäre es in Firnis getaucht worden. Das Schlimmste waren die sichtbaren Stiche, die mit einem dicken, schwarzen Faden am Bauch des Fisches gemacht worden waren.
    »O mein Gott!«, sagte Tara. »Das ist

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