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DAS 5. OPFER

DAS 5. OPFER

Titel: DAS 5. OPFER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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Billardstöcke mit Kreide ein, zielten.
    Vera nahm einen weiteren Drink, überprüfte ihr Make-up im Spiegel ihres Kompaktpuders. Der Boxer kaufte Reggie einen Cheeseburger und sagte, er würde ihr einen Dollar geben, wenn sie ihn aufessen konnte. Reggie verlor die Wette und hatte hinterher furchtbare Bauchschmerzen. Dann saßen sie alle drei im Auto des Boxers, einem großen, alten Boot von einem Auto, mit gerissenen Ledersitzen, die nach Menthol und Haaröl rochen.
    Die Wohnung des Boxers lag in einem Backsteingebäude in der Nähe, vier Treppen mit engen, hölzernen Stufen hinauf. Er hatte einen Hund in einem Hinterzimmer, der so laut und heftig bellte, dass es die Wände erschütterte. Er machte Drinks in einem Plastikmixer, der sich überhitzte, sodass die kleine Küche nach verbranntem Gummi roch. Er nannte sie Grashüpfer, grün vom Crème de Menthe, und gab Reggie ihren eigenen Drink in einem kleinen Marmeladenglas, da er der Meinung war, mit fünf wäre sie mehr als alt genug dafür.
    »Das ist wie ein Milkshake«, erzählte ihr der Boxer. »Wie einer von diesen Kleeblatt-Shakes, die man am St. Patrick’s Day bekommt.«
    Er sagte noch etwas Anderes, als er ihr das Glas reichte, aber sie konnte es wegen des bellenden Hundes nicht hören. Der Boxer schenkte ihr ein weiteres groteskes Augenzwinkern. Reggie lächelte, obwohl sie bemerkt hatte, dass das Glas, das er ihr gegeben hatte, dreckig war, überzogen mit einem öligen Überrest, übersät, stellte sie sich vor, mit den Bazillen, vor denen ihre Tante Lorraine sie immer warnte. Sie nahm einen Schluck und war erfreut, festzustellen, dass er so war, wie sie sich vorgestellt hatte, wie ein Kleeblatt-Shake schmecken könnte, grün und kühl, obwohl sie nie einen getrunken hatte –Tante Lorraine hielt nichts von Fastfood. Der Boxer gab Reggie einen sanften, spielerischen Klaps auf den Kopf, weil sie jetzt Trinkkumpane waren. Dann zeigte er Reggie, dass die Küchentür auf einen kleinen Zementbalkon hinausging, auf der zwei durchhängende Gartenstühle standen, ein Transistorradio und ein großer Baum in einem Topf, der vor langer Zeit eingegangen war. Der Topf war zu einem Aschenbecher und Abladeplatz für Flaschenverschlüsse und Zigarettenfolie geworden. Der Balkon hatte niedrige Wände aus Schlackenbetonblöcken, über die Reggie gerade eben so hinübergucken konnte.
    »Du spielst hier draußen«, sagte ihre Mutter zu ihr. »Ist das okay für dich?«
    Manchmal sagte sie Dinge, die wie Fragen klangen, aber Reggie wusste, dass sie nicht dazu gedacht waren, mit mehr als einem Nicken beantwortet zu werden.
    »Magst du Musik?«, fragte der Boxer und fummelte bereits an dem knackenden Radio herum, stellte den ersten Sender ein, den er kriegen konnte. Es war lebhafte Musik, mit vielen Bläsern, gesungen in Spanisch. Reggie störte das nicht.
    Sie ließen sie dort draußen, ließen die Tür zur Küche ein Stück offen. Reggie trank ihren brennenden Pfefferminzdrink, behielt das zerkleinerte Eis in ihrem Mund, bis ihre Milchzähne schmerzten. Der Radiosprecher sprach Spanisch, und Reggie stellte sich vor, dass die Worte schnelle Bälle in leuchtenden Farben waren, die durch die Luft knallten. Sie erinnerte sich an das Klacken der Billardkugeln, das Ei auf der Bar, die gebogene Nase des Boxers. Und bald hatte sie ihren kleinen grünen Drink, der nach einem Insekt benannt war, von dem Reggie wusste, dass es überhaupt nicht grün, sondern braun war, ausgetrunken.
    Ihr Kopf drehte sich, als hätte sie sich einmal zu oft auf dem Barhocker gedreht, und sie dachte, dass sie sich besser hinsetzen sollte, als ihr Blick von einem schimmernden Glitzern angezogen wurde, das von der Ecke des Balkons kam.
    Sie sah, dass sich dort, zwischen dem Müll am Stamm des toten Topfbaumes, ein kleiner Ring mit einem roten Stein befand.
    Dies war nicht irgendein Kaugummiautomatenring, es war ein echter, der geschliffene Edelstein zwinkerte ihr von einem zarten Goldband wie ein Auge zu.
    Reggie griff danach – stellte sich die Freude ihrer Mutter vor, wenn sie ihr das Geschenk auf den Finger schob – fühlte sich gleichzeitig flau und glücklich, als der Hund auf sie zukam
    Er bewegte sich zu schnell für Reggie, um mit Sicherheit sagen zu können, welche Art von Hund es war oder ob es überhaupt ein Hund war. Es hätte ein Bär sein können, ein Vielfraß, ein Tasmanischer Teufel. Er bestand nur aus Maul und gebleckten Zähnen, Speichel sprühte auf Reggies Gesicht, als er sie auf den

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