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DAS 5. OPFER

DAS 5. OPFER

Titel: DAS 5. OPFER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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angerufen und nur eine Nachricht hinterlassen, die besagte: »Es ist okay, wenn du jetzt nicht mit mir sprechen willst, aber bitte ruf mich an, nur damit ich weiß, dass es dir gut geht. Ich mache mir wirklich Sorgen.«
    Charlie schien sie einen Augenblick zu betrachten, als würde er darauf warten, dass sie mehr sagte. Als sie es nicht tat, räusperte er sich. »Und … denkst du, es ist wirklich er?«
    »Wer?« Für einen Moment dachte sie, er würde fragen, ob sie dachte, dass Len der Richtige sein könnte.
    »Neptun. Denkst du, er ist es, oder nur irgendein kranker Nachahmer? Ich meine, Scheiße, es ist fünfundzwanzig Jahre her. Das ist eine lange Zeit für einen Mörder, um unterzutauchen.«
    »Ich weiß es nicht. Aber wie auch immer, er hat Tara, richtig?«
    »Das ist die andere Sache, oder?«, sagte Charlie. »Warum Tara? Warum sollte er sie entführen?«
    Reggie zuckte die Achseln. »Vielleicht wusste sie etwas. Lorraine sagte, meine Mom wäre vorletzte Nacht wirklich aufgewühlt gewesen, und dass Tara die ganze Nacht mit ihr wach war. Ich habe daran gedacht, dass meine Mom ihr vielleicht irgendeinen Hinweis gegeben haben könnte, dem sie zu folgen beschloss, und sie kam ihm zu nah.«
    Charlie nickte. »Gute Theorie. Ergibt Sinn. Besonders angesichts ihrer Vorgeschichte. Erinnerst du dich daran, wie verrückt diese ganze Neptunsache sie gemacht hat? Wie besessen sie war? Als wäre es ihre Mission, ihn zu fangen, und niemand anderes hätte eine Chance?« Er atmete zu schnell, schnappte immer wieder kurz nach Luft, wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    Reggie nickte. »Ist dein Dad immer noch Polizist?«
    »Nein. Er ist vor vier Jahren in Pension gegangen. Verbringt den größten Teil seiner Zeit damit, an diesem alten Boot zu arbeiten, das er gekauft hat. Er hat es unten in New London im Dock liegen. Unter uns gesagt, denke ich, dass er mehr Zeit in der Bar dort unten verbringt, als auf dem Boot.« Er lächelte. »Nicht, dass er es nicht verdient hat. So sollte der Ruhestand sein, nicht wahr? Mit anderen alten Kerlen quatschen und Angelgeschichten erfinden.«
    Reggie lächelte.
    »Du weißt, was Tara sagen würde, wenn sie hier wäre, oder?«, fragte Charlie. »Ich wette, sie würde sagen, was sie vor so vielen Jahren bereits gesagt hat – die Cops werden diesen Kerl nicht erwischen. Wenn wir sie finden wollen, müssen wir es alleine machen.«
    »Ich weiß«, sagte Reggie, und ihre Hand berührte ihr Shirt gleich über dem Schlüsselbein, tastete unter dem Stoff nach Taras Halskette. »Ich habe genau dasselbe gedacht.«

28 21. Juni 1985 – Brighton Falls, Connecticut
    ALS REGGIE DAS Runway 36 betrat, wusste sie, dass es das Lokal war, in das ihre Mutter sie an dem Tag mitgenommen hatte, als sie ihr Ohr verlor. Sie erkannte die roten Barhocker aus Vinyl wieder, die jetzt rissig und mit Klebeband geflickt worden waren, die traurigen kleinen Nischen auf der linken Seite des Restaurants, den Billardtisch, unter den ein Telefonbuch geschoben war. Sie wettete, dass, wenn sie in der Lage wäre, den Tisch anzuheben und nach dem Datum auf dem Telefonbuch zu gucken, es wenigstens acht Jahre alt sein würde.
    Wollen Sie einen Trick sehen? Kaufen Sie mir einen Drink und ich werde ihn Ihnen zeigen.
    Reggies Brust fühlte sich eingeschnürt an. Das Narbengewebe über ihrem fehlenden Ohr kribbelte.
    Sie blickte auf die glänzende Holzoberfläche der Bar und konnte beinahe die noch perfekte Hand ihrer Mutter sehen, die Salz darauf streute und das Ei auf den Kopf stellte.
    Reggie blinzelte die Vergangenheit weg und sah sich um.
    Es war Freitagabend, und das Lokal war brechend voll mit Leuten, die ihren Wochenlohn durchbrachten. Das Lokal stank nach fettigem Essen, Bier, Zigarettenrauch und ungewaschenen Körpern. Der Fußboden war klebrig unter ihren Füßen. Sie fühlte, wie Furcht und eine dunkle Vorahnung sie ergriffen, als sie den lauten, verrauchten Raum betrat und daran dachte, wie die Ereignisse, die sich hier vor acht Jahren zugetragen hatten, dazu geführt hatten, dass sie ihr Ohr verlor.
    Glen Campbell sang gerade »Rhinestone Cowboy« aus der Jukebox. Eine Gruppe in Leder gekleideter, bärtiger Biker spielte an dem abgestützten Tisch Pool, und der Biker, der darauf wartete, dass er an die Reihe kam, blickte höhnisch grinsend in ihre Richtung. Er trug ein Käppchen aus schwarzem Leder und Chaps über seinen Jeans.
    Ein dicker Kerl in einer engen Jacke mit der Aufschrift »Nur für Mitglieder« stand an der Tür. Er

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